El Presidente
Drama | USA/Chile/Argentinien 2020 | 8 Minuten Folgen
Regie: Armando Bo
Filmdaten
- Originaltitel
- EL PRESIDENTE
- Produktionsland
- USA/Chile/Argentinien
- Produktionsjahr
- 2020
- Produktionsfirma
- Amazon Studios/Fabula/Gaumont/Kapow
- Regie
- Armando Bo · Natalia Beristáin · Gabriel Díaz
- Buch
- Armando Bo
- Kamera
- Sergio Armstrong · Benjamín Echazarreta · Javier Julia · Christian Cottet
- Darsteller
- Andrés Parra (Sergio Jadue) · Karla Souza (Rosario) · Paulina Gaitan (Nené) · Cristobal Tapia Montt
- Länge
- 8 Minuten Folgen
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Serie
Eine lateinamerikanische Serie rund um Fußball als korruptes Millionengeschäft: Die Verstrickungen eines chilenischen Fußball-Funktionärs in "FIFA-Gate", einen Skandal, der 2015 die Fußball-Welt erschütterte.
Alle kennen den kleinen Jungen, den Talent und Fleiß aus armen Verhältnissen in den Fußball-Olymp hoben. Doch „diese Geschichte habt ihr schon hundertmal gehört. Wir erzählen die Geschichte der Leute, die sich an den Jungen hängen – und dafür sorgen, dass das Geld immer weiter fließt.“ Die aufwändig produzierte Serie „El Presidente“ macht gleich zu Beginn klar, wer hier die Hauptdarsteller sind: Die Funktionäre in den Fußballverbänden, von der lokalen Ebene bis zur FIFA, dem Fußball-Weltverband, der die Vergabe der Weltmeisterschaften, nun ja, organisiert. Besser gesagt: meistbietend versteigert.
Der Presidente, dessen Geschichte sich hier über acht Episoden entfaltet, heißt Sergio Jadue. Wie die anderen Funktionäre in der Serie gibt es ihn wirklich. Mit 31 Jahren ist der arabischstämmige Jadue bereits Präsident des chilenischen Zweitligisten Unión La Calera. Den dicklichen und kahlköpfigen jungen Mann (von Andrés Parra einnehmend unauffällig verkörpert) zeichnet ein sicherer Instinkt für gute Gelegenheiten aus. Zufall und Machthunger spülen ihn, zunächst als Strohmann der Club-Elite, an die Spitze des chilenischen Verbandes und später in ganz andere Sphären. Der rasche Machtzuwachs und Dankesbekundungen in großen Scheinen steigen ihm schnell zu Kopf. Das ist ein optimaler Anknüpfungspunkt für die verdeckte FBI-Ermittlerin Lisa Harris, für die Jadue bald seine Funktionärskollegen ausspionieren soll.
Eine Fußball-Serie, die auf starke Frauen setzt
Beginnend mit Caleras Aufstieg in die erste Liga im Jahr 2011 wechselt die Serie immer wieder betriebsam die Zeitebene. Ihr Schöpfer Pablo Larraín hat sich mit Filmen wie „Neruda“ oder „El Club“ einen Namen gemacht. „El Presidente“ setzt – im Fußballgeschäft überraschend – ganz auf die Methode „starke Frauen“. Jadues Frau Néné (Paulina Gaitán) lenkt ihren bisweilen begriffsstutzigen Mann nach Belieben. Ähnlich manipulativ geht auch die Agentin Harris vor, die unter dem Decknamen Rosario auftritt. Karla Souza spielt sie in wechselnden Verkleidungen als smarte Über-Agentin. Macker-Talk voller Kraftausdrücke und akrobatischen Bettsport wie aus den Hollywood-Erotikthrillern der 1990er-Jahre beherrscht sie ebenfalls tadellos. Manchmal sehnt man sich dennoch nach der nächsten Stufe der menschlichen Entwicklung, in der einigermaßen aufgeweckte Frauen in solchen Serien nicht mehr als abgebrühte Schlampen reüssieren müssen.
Ein greller Zirkus der Maßlosigkeit
Hiesigen Zuschauern werden die meisten Funktionäre kaum etwas sagen. Doch auch bekannte Figuren wie Sepp Blatter oder sein Vorgänger Joao Havelange, der zwischen 1974 und 1998 den Ruf der FIFA als Gelddruckmaschine begründete, treten auf den Plan. Wer sich für Fußball oder Korruptionsskandale interessiert, wird sich vielleicht auch an den US-Amerikaner Chuck Blazer erinnern, der von seinem Schmiergeld („Mister 10 Prozent“) angeblich im Trump Tower ein Appartement nur für seine Katzen mietete. Auch er wurde notgedrungen zum FBI-Spitzel.
Die exzellent recherchierte Serie ist weniger als akribisches Ermittlungspuzzle denn als greller Zirkus der Maßlosigkeit inszeniert. Über all den spektakulären Volten scheinen die Produzenten manchmal zu vergessen, was sie erzählen wollen. Doch das Knallbunte ist ein interessanter Kontrast zur Rolle der seriösen grauen Eminenzen, welche die Fußballfunktionäre bis heute zu mimen versuchen. Es bleibt abzuwarten, ob die immer bizarrere Kommerzialisierung (deren Schraube auch Sponsoren und hörige Fans immer weiterdrehen) bald zur oft beschworenen Fußballmüdigkeit führen wird. In zwei Jahren findet die WM erstmals in Katar statt. Die dortigen Stadien werden von indischen und nepalesischen Zwangsarbeitern erbaut, denen ihre sogenannten Arbeitgeber die Pässe weggenommen haben. Sicher ist sicher. Der Zirkus muss schließlich pünktlich weitergehen.