Mit „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ brachte der Produzent Christian Becker zusammen mit seinem „Lieblings“-Regisseur Dennis Gansel im Frühjahr 2018 eine der aufwändigsten Produktionen der deutschen Kinogeschichte auf die Leinwand. Die Adaption des gleichnamigen Werks von Michael Ende konnte sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum reüssieren. Bei der Fortsetzung hat das Duo erneut ganze Arbeit geleistet. „Die Wilde 13“ ist prall gefüllt mit großartigen Bildern, begeistert durch das Zusammenspiel aus klassischem Produktionsdesign und digitalen High-Tech-Tricks und erzählt darüber hinaus eine spannende, mitreißende Geschichte mit ebenso dramatischen wie komischen Elementen.
Aus der Ferne groß, in der Nähe ganz klein
Ausgangspunkt ist einmal mehr das beschaulich-idyllische Inselreich Lummerland um den schusseligen Herrscher Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Uwe Ochsenknecht, einmal mehr als virtuoser Wortverdreher), das dringend einen Leuchtturm benötigt, um das Auf-Grund-Laufen vorbeifahrender Schiffe zu verhindern. Weil das Eiland aber viel zu klein für so ein Bauwerk ist, sind Alternativen gefragt. Da kommt Jim Knopf (Solomon Gordon) und dem vom väterlichen Freund zum besten Kumpel gewandelten Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) eine zündende Idee. Man könnte doch den Scheinriesen Tur Tur (hinter einem Rauschebart kaum zu erkennen: Milan Peschel) engagieren. Der wirkt aus der Ferne gigantisch groß, nimmt aus der Nähe betrachtet aber nur sehr wenig Platz ein.
Während sie sich zusammen mit der treuen Lok Emma auf die Suche nach Tur Tur machen, schlittern sie von einem Abenteuer ins nächste. Dabei spielt der Gurumusch-Magnetfelsen eine gewichtige Rolle wie auch die Begegnung mit der rüpelhaften und Kinder verschleppenden Piratenbande „Die Wilde 13“ oder ein Wiedersehen mit dem Goldenen Drachen der Weisheit. Von dem erhofft sich Jim außerdem einen Hinweis auf seine eigene Herkunft.
Ein Schauspieler und 13 Charaktere
Für „Jim Knopf und die Wilde 13“ stand sowohl vor als auch hinter der Kamera das Team der ersten Verfilmung zur Verfügung. Der Komponist Ralf Wengenmayr hat einen bombastisch-orchestralen Score komponiert, der Maskenbildner Georg Korpás überzeugt mit origineller Make-Up-Kunst und Rick Kavanian zieht in seiner 13-fachen Rolle als ungehobelter Pirat alle Register seines komödiantischen Könnens. Der begnadete Komiker schafft das Kunststück, jedem der 13 Charaktere ein Eigenleben einzuhauchen, teilweise nur mit wenigen Nuancen. Nicht ganz so rund läuft es für Sonja Gerhardt, die als Nixe Sursulapitschi blass und konturenlos bleibt.
Komik, Action und Drama halten sich in etwa die Waage, wobei die düster-dunklen Momente zuweilen die Überhand zu gewinnen scheinen. Unterm Strich ist „Jim Knopf und die Wilde 13“ allerdings ungemein lebensbejahend und weltoffen und erweist sich in seiner leicht philosophisch angehauchten Suche nach Identität und dem Sinn des Daseins als aktueller denn je.