Abenteuer | USA 1993 | 141 Minuten

Regie: Phillip Noyce

Filmdaten

Originaltitel
CLEAR AND PRESENT DANGER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Paramount
Regie
Phillip Noyce
Buch
Donald Stewart · Steven Zaillian · John Milius
Kamera
Donald McAlpine
Musik
James Horner
Schnitt
Neil Travis
Darsteller
Harrison Ford (Jack Ryan) · Willem Dafoe (John Clark) · Anne Archer (Cathy Ryan) · Joaquim de Almeida (Felix Cortez) · Henry Czerny (Robert Ritter)
Länge
141 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Abenteuer | Politthriller | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Paramount (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Paramount (16:9, 2.35:1, TrueHD engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Die Crew von "Stunde der Patrioten" (fd 29 846) hat sich zu einem neuen Tom-Clancy-Film versammelt. Wie nicht anders zu erwarten, steht auch diesmal die CIA wieder im Mittelpunkt. Doch während der frühere Film als undifferenzierte Werbekampagne für die - auch in der Realität - umstrittene Institution daher kam, schiebt sich hier ein kritisches politisches Thema dazwischen, das die nachträgliche Abrechnung mit dem Reagan/ Bush-Regime um eine ziemlich gnadenlose Variante bereichert. Staatspräsidenten sind im amerikanischen Film nicht mehr unanfechtbar (vgl. "Die Akte", fd 30 682). Man stelle sich nur vor, das deutsche Kino ginge ähnlich mit dem Bundeskanzler um!

Es bedarf der Ermordung eines persönlichen Freundes des Präsidenten, um dessen Aufmerksamkeit auf ein kolumbianisches Drogenkartell zu lenken. Er tönt von der "Bedrohung der nationalen Sicherheit" und läßt seinen Sicherheitsberater nicht darüber im unklaren, daß "die Maßnahmen, die er ergreifen möchte, Maßnahmen sind, die er nicht ergreifen kann". Der Sicherheitsberater versteht. Während Jack Ryan, durch die Krebserkrankung seines CIA-Chefs temporär in eine Führungsposition aufgerückt, mit einer offiziellen diplomatischen Mission zur Reduzierung des Drogenhandels beauftragt wird, schickt der Mann des Präsidenten - streng geheim, versteht sich - eine bis an die Zähne bewaffnete Elite-Einheit nach Südamerika, die dort den schieren Terror entfacht.

Aus dieser Grundkonstellation baut der Film zwei stets ineinandergreifende, untrennbar verzahnte Handlungskomplexe auf: Ryans lebensgefährliche Rolle zwischen zwei Fronten, die er erst allmählich zu identifizieren vermag, und das politische Katz-und-Maus-Spiel, das immer ekliger aussieht, je länger der Film dauert. So wenig überzeugend Phillip Noyce den "patriotischen" Erstling in den Griff bekam, so sicher konstruiert er das nicht zuletzt von persönlichem Ehrgeiz beherrschte Macht - und Intrigenspiel dieser sehr viel brisanteren Geschichte. Er wählt eine kunstvoll verschachtelte Dramaturgie, die behende von einem Schauplatz zum anderen wechselt, bröckchenweise dem Zuschauer neue Informationen verabreicht und die Spannung über fast 2 1/2 Stunden aufrecht erhält. Daß sich Noyce dabei auf ein ausgefuchstes Drehbuch verlassen kann, rückt den Film erst recht von zahlreichen ähnlichen Geschichten ab. Außer dem Clancy-Spezialisten Donald Stewart waren Steven Zaillian ("Schindlers Liste", fd 30 663, und John Milius ("Farewell to the King", fd 27 565) am Werk - und man spürt ihren Einfluß.

Nicht zuletzt sind es die Figuren, die mehr Profil gewinnen, als man ihnen in Filmen dieses Genres normalerweise gestattet. Dadurch beschränkt sich die Handlung nicht auf die weitgehend überraschungslosen Genre-Effekte, sondern findet Rückhalt an der sehr real anmutenden Interaktion höchst gegensätzlicher, moralisch weit voneinander entfernter Charaktere. Selten auch hat ein Regisseur Harrison Fords desorientiertes Mienenspiel mit soviel Raffinesse genutzt wie Phillip Noyce. Er verfährt mit ihm wie einst Capra, Koster und Hitchcock mit dem jungen James Stewart, eine Spur scheinbarer Naivität des sympathischen Helden als Einladung an die Zuschauer nutzend, ihn tief in ihr Herz zu schließen, bevor es ihm an den Kragen geht.

"Das Kartell" funktioniert auch als Thriller so perfekt, daß man fast die politische Komponente aus dem Auge verlieren könnte, kehrte die Story nicht in angemessenen Abständen immer wieder ins Weiße Haus zurück. Es ehrt den Film - und sein Drehbuch - am meisten, daß er sich nicht aus der angezettelten politischen Brisanz auf billige Weise herauszuschmuggeln versucht. Als man bereits befürchtet, nun habe eine konventionelle Verfolgungsjagd durch aufregende tropische Szenerien alle politische Luft aus der geschickt aufgeputschten Story gelassen, da findet der Film zu seinen Anfängen zurück und versetzt dem "schmutzigen Geschäft", das hinter den verschlossenen Türen der Metropole getrieben wird, einen letzten entscheidenden Schlag. Freilich, ganz so deprimierend will man das dann in einem Hollywood-Film auch nicht stehen lassen. Und so gehört das Finale einem Untersuchungsausschuß des Senats - der dem amerikanischen Bürger geläufigen letzten Instanz von Oliver North bis White-water.
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