Patrol - Auf Patrouille durch den Regenwald
Dokumentarfilm | USA 2023 | 83 Minuten
Regie: Brad Allgood
Filmdaten
- Originaltitel
- PATRULLAJE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2023
- Produktionsfirma
- Perpetuo Films
- Regie
- Brad Allgood · Camilo de Castro
- Kamera
- Brad Allgood · Camilo de Castro
- Musik
- Eduardo Rivera · Ramiro Rodriguez Zamarripa
- Schnitt
- Brad Allgood · Camilo de Castro
- Länge
- 83 Minuten
- Kinostart
- 06.03.2025
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Langzeit-Doku über den Kampf indigener Ranger in Nicaragua, die gegen illegale Viehzüchter und die Rodung des Regenwaldes kämpfen.
Ganz ruhig, fast ehrfurchtsvoll bewegen sich die Männer durch den Regenwald. In schlichten Booten mit Außenbordmotoren schippern sie den Indian River hinauf in die Grenzregion des Biosphärenreservats Indio Maíz im Südosten von Nicaragua. Dort versuchen sie Viehzüchter aufzuspüren, die ohne Erlaubnis in das Reservat eingedrungen sind, um illegal Bäume zu fällen und Rinderfarmen zu errichten. Als die Ranger auf eine ärmliche Hütte stoßen, treffen sie eine freundliche Frau an, deren Mann im Wald unterwegs ist, vielleicht um das bisschen Vieh, das sie haben, zusammenzutreiben. Die Männer erklären ihr, dass sie kein Recht habe, hier zu sein. Dass ihre Farm gegen das Gesetz verstoße. Aber das weiß sie längst. Sie reagiert auf die Vorwürfe mit einem halb schuldbewussten, halb schelmischen Lächeln: Sie seien arm, brauchten Geld, müssten überleben.
Unterwegs mit den Rangern
Die Ranger ziehen weiter. Sie wissen, dass noch mehr Farmer kommen werden, wenn sie nichts unternehmen, die dann noch mehr Regenwald für ihre Weideflächen roden. Da die Behörden untätig sind, sammeln die Ranger selbst Daten und Fakten und versuchen nachzuweisen, dass die Farmer im Auftrag der nicaraguanischen Fleischindustrie handeln. Begleitet werden sie vom US-amerikanischen Umweltschützer Chris Jordan und einem Filmteam, das ihre Patrouillen dokumentiert: ruhig, gemächlich, fast ehrfurchtsvoll.
Es ist nicht zuletzt diese unaufgeregt beobachtende Haltung, die „Patrol“ zu einem wunderbaren Film macht. Sechs Jahre lang dauerten die Dreharbeiten, von 2016 bis 2022. Seine Präsentation auf Festivals und nun im Kinoverleih geht mit einer Kampagne gegen die illegale Viehzucht und für den Erhalt von Indio Maíz einer, der Heimat der indigenen Rama und der afro-stämmigen Kriol. Die beiden Regisseure Camillo de Castro und Brad Allgood haben mit „El Canto de Bosawas“ (2014) schon früher einen Dokumentarfilm über eine indigene Gemeinschaft in Nicaragua gedreht. Camillo de Castro wurde 2023 die nicaraguanische Staatsbürgerschaft entzogen, wohl auch wegen seiner Unterstützung der indigenen Bevölkerung und ihrer Proteste sowie seines hartnäckigen Kampfes gegen die Fleischindustrie und korrupte Behörden. Aber das alles merkt man dem Film nicht an.
Ohne alarmistisches Pathos
Engagement und Botschaft treten hinter die Bilder des Regenwalds und seiner Menschen zurück, ohne sich zu verstecken. Aus dem Off ordnet Chris Jordan die Geschehnisse ein und erläutert die Hintergründe, die zum Verständnis unerlässlich sind. Auch das geschieht mit ruhiger, besonnener Stimme und ohne moralischem Zeigefinger oder alarmistischem Pathos. Stattdessen bleibt der Film in der Gegenwart und entfaltet die überwältigende Schönheit des grünleuchtenden Regenwalds, der zutraulichen Tukane mit ihren gelben Schnäbeln oder der scheuen Jaguare. Die Kamera ist dabei, wenn die Kinder mit ihren Eltern in den Fluss springen oder wenn der Ranger Armando John seinem kleinen Sohn liebevoll erklärt, was ein Hurrikan ist. Und sie bleibt bei dem weinenden Mann, nachdem ein solcher Hurrikan weite Flächen des Regenwalds zerstört hat.
Ende 2016 verwüstete der Hurrikan Otto große Teile des Indio-Maíz-Gebietes. Das Filmteam geriet selbst mitten ins Unwetter. Die Aufnahmen der kahlen Stämme, die wie ein gigantisches Gerippe in den Himmel ragen, und Armando Johns Tränen sprechen für sich. „Patrol“ lässt sie wirken. Fast beiläufig weist Chris Jordan auf den Klimawandel hin. Der sechsfache Familienvater Margarito sammelt Bananen, um damit die Tukane zu füttern. Wahrscheinlich, sagt er, dauere es hundert Jahre, bis sich der Regenwald wieder vollständig erholt. Aber wenn erst einmal die Viehzüchter kämen, sei er für immer verloren.