Die Erinnerungen des Simon Wiesenthal, Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien. Wiesenthal, der nach seiner Verhaftung 1941 zwölf Konzentrationslager zu ertragen hatte, konnte seit 1947 etwa 1000 versteckte Holocaust-Täter aufspüren und vor Gericht bringen. Daß dabei Recht und nicht Rache das Ziel des fälschlich als "Nazijäger" bezeichneten Mannes war, belegen die mehr mit den Mitteln des Melodrams als des Dokumentarspiels illustrierten Fälle überzeugend. Die episodisch akzentuierte, aber überlange Erzählung verdankt ihre Wirkung den bewegenden Dialogen sowie der professionellen Regie und Darstellung.
- Sehenswert ab 12.
Recht, nicht Rache - Die Geschichte des Simon Wiesenthal
Biopic | Österreich/BR Deutschland/Großbritannien/Ungarn 1989 | 178 Minuten
Regie: Brian Gibson
Kommentieren
Filmdaten
- Produktionsland
- Österreich/BR Deutschland/Großbritannien/Ungarn
- Produktionsjahr
- 1989
- Produktionsfirma
- TVS/Citadel/tele münchen/ORF/ZDF
- Regie
- Brian Gibson
- Buch
- Abby Mann · Robin Vote · Ron Hutchinson
- Kamera
- Elemér Ragályi · Géza Gonda
- Musik
- Bill Conti · Jack Eskew
- Schnitt
- Chris Wimble · Éva Gárdos
- Darsteller
- Ben Kingsley (Simon Wiesenthal) · Renée Soutendijk (Cyla Wiesenthal) · Jack Shepherd (Brodi) · David Threlfall (Alex) · Louisa Haigh (Paulina)
- Länge
- 178 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Biopic | Melodram
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Nach dem bahnbrechenden Erfolg von "Schindlers Liste" (fd 30 663) nun also die Wiesenthal-Story. Der bereits 1999 im ZDF erstaufgeführte zweiteilige Fernsehfilm schöpft seinen Stoff aus den lesenswerten"Erinnerungen" (Verlag Ullstein, 1999) des heute 96jährigen Leiters des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien. Die episodisch akzentuierte Erzählung beginnt mit der Ankunft der amerikanischen Befreier im österreichischen KZ Mauthausen (Mai 1945), dem 12. Lager, das Wiesenthal nach seiner ersten Verhaftung (1941) zu ertragen hatte. Von Linz aus (1947) geht der ehemalige galizische Architekt dann auf die Suche nach versteckten Holocaust-Tätern, von denen er bekanntlich etwa 900 aufspüren und vor Gericht bringen konnte. Einige dieser Fälle (Eichmann allerdings wird nur ganz kurz erwähnt) illustriert der Film - mehr mit den Mitteln des Melodrams als des Dokumentarspiels -überzeugend im Sinne seines Titels: Recht, nicht Rache ist das Ziel des fälschlich so genannten "Nazijägers". Bewegende Dialoge haben einen großen Anteil an der Eindruckskraft der zeitgeschichtlichen Passionsgeschichte. Der alte Wiesenthal zur kleinen Tochter: "Du darfst sie nicht pauschal verurteilen, und diejenigen, die Schuld haben, darfst du nicht hassen - versprichst du's mir?" "Ich werde es versuchen", sagt das Kind, "aber ich weiß nicht, ob ich kann." Oder, nach dem Freispruch des SS-Mörders Murer durch das "überforderte" Gericht: "Jeder Schmerzensschrei ist für immer im Buch Gottes verzeichnet; irgendwann wird der Täter dafür bezahlen, wenn auch vielleicht nicht hier - weil Menschen Fehler machen." Seine mitmenschliche Qualität hat der (leider zu lange) Film im übrigen zwei Könnern zu verdanken: dem britischen Regisseur Gibson ("Josephine", fd 29 334) und, in der Hauptrolle, dem indisch-jüdischen "Oscar" Preisträger Kingsley ("Gandhi", fd 23 970). - Sehenswert ab 12.
Kommentar verfassen