Drama | USA 1993 | 106 Minuten

Regie: Kevin Reynolds

Eine Exkursion in die Vorgeschichte der 1680 von Holländern entdeckten Osterinsel, die die Herkunft der riesigen Steinstatuen zu erklären versucht: Jahrzehnte vor der Entdeckung wurde die Insel von einem einfältig-verschlagenen Herrscher tyrannisiert, der die Statuen aus Furcht vor den Göttern von einem versklavten Stamm errichten ließ. Nach dem unglücklichen Ausgang eines alljährlichen Wettkampfes werfen die Sklaven die Willkürherrschaft ab und stürzen die Götzenbilder um. Packendes Drama über die (Selbst-)Zerstörung einer blühenden Kultur und über ein frühes Beispiel ökologischen Raubbaus; die unwirkliche Landschaft kommt in bisweilen atemberaubenden Scope-Bildern zur Geltung. Störend sind die grelle musikalische Untermalung und Hollywood-Klischees in Dramaturgie und Figurenzeichnung. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
RAPA NUI
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Tig/Majestic
Regie
Kevin Reynolds
Buch
Tim Rose Price · Kevin Reynolds
Kamera
Stephen F. Windon
Musik
Stewart Copeland
Schnitt
Peter Boyle
Darsteller
Jason Scott Lee (Noro) · Esai Morales (Make) · Sandrine Holt (Ramana) · Zac Wallace (Haoa) · George Henare (Tupa)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Beide Editionen enthalten als Extra u.a. ein 50-minütiges Making Of.

Verleih DVD
VCL (2.35:1, DD5.1), DTS-Fsg.: VCL (2.35:1, DD5.1 dt., DTS dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Einmal im Jahr, im Frühling, treffen sich die Stämme der Osterinsel zu einem bedeutenden Ereignis. Dann stellt jeder von ihnen seinen besten Schwimmer zu einem mörderischen Wettkampf ab: es gilt, ein Ei der Rußseeschwalben unversehrt vom vorgelagerten Felsen zur Insel zu bringen. Der Stamm des Siegers darf für ein Jahr den "Vogelmann" stellen, den mächtigsten Mann der Insel. Für zwei der jungen Männer, die sich in die Gefahr stürzen, hat der Kampf dieses Mal besondere Bedeutung. Sie waren einst Freunde, beide lieben jetzt die gleiche Frau und sind erbitterte Feinde: Noro vom Stamm der Langohren, die seit fast 20 Jahren den "Vogelmann" stellen, und Make vom Kurzohr-Clan, dem Sklavenvolk der Langohren.

Man schreibt das Jahr 1690. Einige Jahrzehnte später werden holländische Seefahrer die entlegene Pazifik-Insel entdecken. Sie werden völlig verfeindete Eingeborenen-Stämme vorfinden und Hunderte von bemerkenswerten, riesigen Steinskulpturen ("moais" in der Sprache der Einheimischen). Die Steinskulpturen, so erzählt Kevin Reynolds' Film, sind das Werk der Kurzohren. Sie werden von den Langohren in den Steinbruch geschickt, um sie in monatelanger Fron herauszumeißeln. Der Ariki-mau der Langohren will es so. Der Herrscher hofft, mit ihnen den Zorn der Götter zu besänftigen und das weiße Kanu herbeizuholen, das ihm und seinem Volk Erlösung bringen soll, und von seinem intriganten Priester wird er in diesem Glauben natürlich nur bestärkt. Aber das Kanu kommt nicht; also wird Statue auf Statue errichtet, und die Kurzohren mucken mehr und mehr auf in ihrer Knechtschaft. Noro, der Enkel des Ariki-mau, spürt, daß sich etwas ändern muß, er setzt durch, daß auch die Kurzohren am Wettkampf teilnehmen dürfen. Er will der drohenden Rebellion die Spitze nehmen - und macht sich damit Make, den Nebenbuhler, zum Kontrahenten im Kampf. Der Verlierer wird sterben, der Sieger wird dem Leben auf der Insel ein neues Gesicht geben. Das Drama ist abzusehen. Am Ende fährt ein Kanu auf die See hinaus, die Insel steht in Flammen.

"Rapa Nui" erzählt eine Vor-Geschichte -wie es dazu kam, daß, als die Holländer auf die Insel kamen, die meisten Statuen auf dem Boden lagen, ohne Sinn, ohne Bestimmung. Er macht zugleich die unglaublichen Anstrengungen, aber auch die teilweise verblüffenden Einfälle anschaulich, mittels derer die "moais" aus dem Stein geschlagen, errichtet und an ihren Bestimmungsort transportiert wurden. Und er legt Zeugnis ab von dem ökologischen Preis, den die Menschen auf der Osterinsel dafür zahlen mußten: alle Bäume sind am Ende abgeholzt, die Insel ist kahl, der Erosion preisgegeben. Ein früher Raubbau an der Natur. "Rapa Nui" ist authentisch mit einem großen Ausrufezeichen: polynesische Darsteller, Dreharbeiten auf der Insel selbst; "Rapa Nui" ist bisweilen auch ganz Hollywood mit seinen Klischeebildungen: der doppelzüngige Priester, der unsportliche Wettkämpfer, Sätze wie "Wo kommst du her? Wo gehst du hin?" "Rapa Nui" ist ein Öko-Drama, das Abschied von einer Illusion nimmt, dem Paradies Südsee - mit bisweilen atemberaubenden Scope-Bildern, die ebendiese Illusion wieder aufs Neue erschaffen. Ein Film nicht ohne innere Widersprüche, gleichwohl fesselnd und lehrreich.
Kommentar verfassen

Kommentieren