Mr. Wonderful

Komödie | USA 1992 | 99 Minuten

Regie: Anthony Minghella

Ein Elektriker der New Yorker Stadtwerke sucht für seine Ex-Frau verzweifelt einen neuen Mann, um seinen Traum - den Erwerb einer Bowlingbahn - finanzieren und mit seiner Geliebten einen Neuanfang wagen zu können. Doch er muß feststellen, daß er zu einer endgültigen Trennung gar nicht bereit ist. Bewußt altmodische Liebeskomödie mit guten Darstellern, deren Hauptattraktion die Stadt New York ist, die in verklärendem Glanz dargestellt wird. Ein liebenswerter und kluger Film, der mit kleinen Gesten und geschliffenen Dialogen Stellung zu großen Gefühlen bezieht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MR. WONDERFUL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
The Samuel Goldwyn Company
Regie
Anthony Minghella
Buch
Anthony Minghella
Kamera
Geoffrey Simpson
Musik
Michael Gore
Schnitt
John Tintori
Darsteller
Matt Dillon (Gus) · Annabella Sciorra (Lee) · Mary-Louise Parker (Rita) · William Hurt (Tom) · Vincent D'Onofrio (Dominic)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Liebesfilm
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Diskussion
Gus arbeitet als Elektriker bei den New Yorker Stadtwerken. Er kümmert sich darum, daß die Lichter in dieser Stadt niemals ausgehen. Mit vier Freunden möchte er gerne eine heruntergekommene Bowlingbahn renovieren und wiedereröffnen, um endlich sein eigener Herr zu sein. Doch zu diesem Traum fehlt ihm das nötige Kleingeld. Schließlich muß er das Studium seiner Ex-Frau Lee finanzieren, und auch sein Lebenswandel ist nicht gerade schlicht, fährt er doch als einfacher Arbeiter ein Coupé aus den 60er Jahren. Hinzu kommt, daß er auch seiner derzeitigen Geliebten Rita, einer Krankenschwester, einiges bieten möchte.

Nur wenn Lee ihren Traummann findet und wieder heiratet, kann Gus sich seinen Traum erfüllen. Also macht er sich auf die Suche nach diesem "Mr. Wonderful", arrangiert Rendezvous für seine Ex-Frau mit allen männlichen Singles, die ihm unter die Finger kommen. Doch all diese Verabredungen enden mit einer Katastrophe, nicht zuletzt wegen Lees Liaison mit einem verheirateten Universitätsdozenten. Fast scheint es, als würde sich Gus seinen Bowlingbahn-Traum abschminken müssen. Schließlich faßt er den Entschluß, mit Rita in eine gemeinsame Wohnung einzuziehen, doch im letzten Moment stellt sie ihre Beziehung in Frage. Sie hat erkannt, daß Gus' Bemühungen um Lee nicht nur den Zweck haben, einen neuen Mann für sie zu finden, sondern daß ihr Geliebter noch immer an seiner Frau hängt. Das Zerdeppern von Hochzeitsgeschirr ist nicht mehr als ein symbolischer Akt, der den Abschied von gestern darstellen soll. Trotz aller Widersprüche nähern sich Lee und Gus erneut an; Gus legt sich mächtig ins Zeug, um seine Liebe unter Beweis zu stellen, und als er auch noch seinen Oldie veräußert, um die Bowlingbahn finanzieren zu können, steht dem Glück nichts mehr im Wege.

Auch in seinem zweiten Film geht der englische Drehbuchautor und Dramatiker Anthony Minghella der Frage nach, wie eine neue Liebe eine Chance haben kann, wenn eine alte nicht erloschen, verarbeitet ist. Dabei sind alle Charaktere in "Mr. Wonderful" einer Trennung bzw. einem Neuanfang gegenüber weitaus aufgeschlossener als das traurige Pärchen in "Wie verrückt und aus tiefstem Herzen" (fd 29 105), zumindest den Lippenbekenntnissen nach, doch wie's drinnen aussieht, versucht Minghella auszuloten. Seine Charaktere haben für eine amerikanische Liebeskomödie eine erstaunliche Tiefe, die amerikanische Schauspieler-Crew verhilft ihnen zu der -vom US-Markt - geforderten Leichtigkeit. Dennoch war "Mr. Wonderful" in den Vereinigten Staaten ein Flop.

Das verwundert nicht, schließlich hat der Film einen durch und durch europäischen Touch. Die Schauspieler wirken lebensnah, auch wenn Matt Dillon als Elektriker eine eher abenteuerliche Besetzung ist, und agieren ihren Rollen entsprechend verhalten. William Hurt überzeugt als verhuschter Professor, der sich in der Rolle des Liebhabers behaglich eingerichtet hat, ohne sein Leben eigentlich ändern zu wollen, und Annabella Sciorra versprüht spröden italienischen Charme. Doch der eigentliche Hauptdarsteller des Films ist die Stadt New York, der Minghella einen selten gesehenen romantischen Glanz verleiht. Kein Schmelztiegel, keine Rush Hour, keine Hektik, keine Menschenmassen, nur Gelassenheit und Ruhe. Parks und Bibliotheken, Vorstadt-Straßenzüge, die idyllischen Seiten einer Metropole: keine Polizei, keine Gewalt. Gewiß ein geschöntes Bild, doch es unterstreicht den bewußt altmodischen Charakter dieses Films, der seinen Personen Zeit zum Reden, Denken und Überlegen einräumt. Nicht ganz so überzeugend wie sein Vorgänger, ist auch "Mr. Wonderful" eine gelungene Studie über das Loslassen bzw. Nicht-Loslassen und eine Hommage an die Liebe, die Zueinanderfinden ermöglicht, wenn man sich auf sie besinnt. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben brauchen eben ihre Zeit, finden einander, zumindest solange alles so gut geordnet ist wie in einem guten Drehbuch.
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