Eine Filmdiva, die vom Regisseur abgeschoben wird, um Platz für seine neue Geliebte zu machen, umgarnt den Produzenten des Films und sorgt damit für völliges Chaos. Als "screwball comedy" konzipiert, leidet der wie ein mittelmäßiges Fernsehspiel inszenierte Film an zu steifen Dialogen und zu vielen Gags, die nicht zünden. Auch das technische Niveau und das Spiel des gesamten Ensembles lassen zu wünschen übrig.
- Ab 12.
Alles auf Anfang (1993)
Komödie | Deutschland 1993 | 84 Minuten
Regie: Reinhard Münster
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 1993
- Produktionsfirma
- Von Vietinghoff/WDR
- Regie
- Reinhard Münster
- Buch
- Pamela Katz · Reinhard Münster
- Kamera
- Axel Block
- Musik
- Brynmor Llewelyn Jones
- Schnitt
- Tanja Schmidbauer
- Darsteller
- Katharina Thalbach (Riki Rote) · Udo Samel (Victor Rote) · Harald Juhnke (Georg Kuballa) · Christiane Hörbiger (Lore Kuballa) · Florian Martens (Richard Rote)
- Länge
- 84 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
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Diskussion
Während Regisseur Viktor Rote mit seiner Frau und Hauptdarstellerin Riki den Erfolg ihres neuesten Films "Die Blechkatze" feiert, plant er schon sein nächstes Werk, diesmal aber mit seiner jüngeren Geliebten Nina in der Hauptrolle. Das will sich Riki, die meint, noch jugendliche Liebhaberinnen spielen zu können, obwohl sie sich "Mutter-Rollen" nähert, nicht bieten lassen; sie bändelt mit dem Produzenten Kuballa an. Kuballa deutet Viktor gegenüber an, daß er Regisseur und Stars bestimmt, und schon arrangiert sich Viktor mit Riki. Nina sieht ihre Chancen schwinden und macht sich deshalb an den Drehbuchautor Richard, Viktors Bruder, heran. Um das Verwirrspiel komplett zu machen, mischt plötzlich auch Kuballas Frau Lore mit. Sie, die bisher das kostspielige "Produzenten"-Hobby ihres Mannes durch ihr Erbe finanziert hat, will nicht mehr mitspielen. Sie verbündet sich mit Riki und Nina und nimmt die Geschicke der Firma selbst in die Hand. Aber da ist auch noch ihr Geliebter, der junge Chauffeur, der die Chance sieht, auf nicht ganz feine Art seinen Traum vom ..Filmemachen" zu verwirklichen.Reinhard Münster inszenierte 1983 nach seinem Studium an der (West-)Berliner Filmhochschule einen der beeindruckendsten Abschlußfilme deutscher Regisseure: "Dorado (One Way)" (fd 24 625), in der alternativen Filmszene Berlins angesiedelt, spielte geschickt und überraschend professionell mit den Versatzstücken verschiedener Genres. 1989 folgte "Der achte Tag" (fd 28 538) und nun sein dritter Kinofilm "Alles auf Anfang". Unter Schwächen des Drehbuchs litt schon der thematisch überfrachtete "achte Tag" und nun auch der Über"gagte" "Alles auf Anfang". Auch diesmal kann der Drehbuchautor Münster nicht mit dem Regisseur Münster Schritt halten. Als wenn man sämtliche Dialoge amerikanischer Screwball-Comedys in den Computer eingegeben und daraus einen deutschen Extrakt gezogen hätte, wird eine Pointe auf die andere gesetzt, so daß sie sich letztlich gegenseitig totschlagen. Das technische Niveau pendelt sich durch den allzu knapp bemessenen Produktionsetat auf dem eines mittelmäßigen Fernsehspiels ein: Kameramann Axel Block hat schon lange nicht mehr so langweilige und diffus ausgeleuchtete Bilder "geschossen", und die Tonqualität treibt stellenweise jedem Amateurfilmer die Schamröte ins Gesicht. Bleiben die Darsteller - mithin die Wichtigsten in einer auf Dialog aufgebauten Geschichte -, die die Träume vom Filmemachen aus Münsters Debütfilm autzugreifen scheinen und teilweise in Erfüllung gehen lassen: Udo Samel wirkt eher wie ein Buchhalter als der gealterte Jungregisseur des Kinohits "Die Blechkatze". Detlef Buck als Chauffeur, dessen reduziertes Mienenspiel die schillernde Figur allzu eindimensional erscheinen läßt. ist eine glatte Fehlbesetzung. Florian Martens gibt dem verhuschten Drehbuchautor und Regisseurbruder Richard Rote. der mehr Probleme mit Frauen als mit seiner Arbeit hat schon mehr Glaubwürdigkeit. Aber das Männerquartett wird eindeutig dominiert von der Schauspielkunst Harald Juhnkes, der seinen selbst-ironischen Humor voll in die Waagschale wirft. Bei den Frauen ist das Verhältnis ausgewogener: Katharina Thalbach mit ihrem lasziv-naiven Charme liefert sich wunderbare "Duelle" mit der zynisch-zickigen Christiane Hörbiger. Nur die Neuentdeckung Theresa Hübchen fällt da als Möchte-gern-Star aus dem Rahmen: "Soll ich dir einen Vorsprechtermin beim Kasperle-Theater besorgen?", fragt sie einmal bissig Viktor. Was im Film als Gag gemeint ist, wird durch ihr untalentiertes Spiel für den Zuschauer zum Ernst. Daß dieses biedere Fernsehspiel den deutschen Film bei der diesjährigen "Berlinale" vertrat, sollte wohl beweisen, daß nicht nur "Kopflastiges" in unserer verödeten Filmlandschaft entsteht. Eine gelungene Komödie lebt aber wie kaum ein anderes Genre von der künstlerischen Ausgeglichenheit des gesamten Teams. Reinhard Münster hat man mit der "Berlinale" keinen Gefallen getan, auch wenn sein Talent zum "ganz großen Wurf" unübersehbar ist.
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