Unzertrennlich (2018)
Dokumentarfilm | Deutschland 2018 | 95 Minuten
Regie: Frauke Lodders
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2018
- Produktionsfirma
- Frauke Lodders Film
- Regie
- Frauke Lodders
- Buch
- Frauke Lodders
- Kamera
- Fabian Schmalenbach · Timo Schwarz
- Musik
- André Feldhaus
- Schnitt
- Kirsten Ottersdorf
- Länge
- 95 Minuten
- Kinostart
- 17.01.2019
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Dokumentarfilm über fünf Kinder, die mit behinderten Geschwistern aufwachsen und damit zurechtkommen müssen, dass sie eher selten im Zentrum der elterlichen Aufmerksamkeit stehen.
„Aus Gustav wird kein Arschloch“, sagt Sybille über ihren Sohn. Da ist sich die Mutter ganz sicher. Es ist nichts Besonderes, wenn Eltern voll des Lobes über ihre Kinder sind. Doch der etwa zehnjährige Gustav hat sich Tugenden wie Empathie, Respekt und Verantwortungsbewusstsein hart erarbeitet. Notgedrungen. Denn er musste sich schon von klein auf um seine Schwester Alma kümmern, die mit einer multiplen Behinderung geboren wurde. Erst recht, nachdem seine Eltern sich getrennt hatten.
Gustav ist einer von vier Millionen Menschen in Deutschland, die chronisch kranke oder schwerbehinderte Geschwister haben. Was diese besondere Situation für Brüder und Schwestern von Kindern mit Handicaps bedeutet, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings kaum eine Rolle. Der Dokumentarfilm von Frauke Lodders stellt Kinder aus vier betroffenen Familien mit unterschiedlichen Schicksalen vor.
Vom Verzicht ist viel die Rede
Max (28) und inzwischen selbst Vater, erzählt von der Zeit mit seiner jüngeren Schwester Judith, die unter der seltenen „Neuronale Ceroid-Lipofuszinose“-Krankheit litt und inzwischen verstorben ist. Jetzt will er mit Frau und Kind für ein halbes Jahr im Kleinbus durch Europa touren. Früher wäre das nicht möglich gewesen, sagt Max. Es hätte ja immer etwas mit Judith sein können.
Von Verzicht ist in „Unzertrennlich“ viel die Rede. Vor allem von dem auf elterliche Zuwendung, da meistens das behinderte Geschwisterkind im Vordergrund stand. So erging es auch Swea, nachdem ihr Bruder Tore an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. „Nur weil er Krebs hat, ist er nicht die Prinzessin auf der Erbse“, schimpft sie; denn der inzwischen pubertierende Tore ist zwar nicht mehr akut krank, hält von der Mithilfe im Haushalt aber eher wenig. Selin, die mit Trisomie 18 geboren wurde, hatte in den Augen der Ärzte kaum Überlebenschancen. Die düsteren Prognosen sind inzwischen längst vom Tisch, doch für die Brüder Eray und Eymen ist der Alltag mit ihrer mehrfach behinderten Schwester nicht immer einfach.
Die Kinder stehen im Mittelpunkt
Obwohl auch die Eltern zu Wort kommen, stellt die Dokumentation eindeutig diese Geschwisterkinder in den Fokus. Die erweisen sich für ihr jeweiliges Alter als überaus reflektiert und lassen zwar mehr oder minder deutlich durchblicken, dass sie unter der Situation auch leiden oder gelitten haben; andererseits machen sie ihren Eltern aber kaum Vorwürfe, da diese kaum eine andere Wahl hatten.
In ruhigen Sequenzen dokumentiert der Film intime Alltagssituationen der jeweiligen Familien, lässt Kinder wie Eltern aber auch einzeln oder gemeinsam in Interviews zu Wort kommen. Wobei es mitunter durchaus humorvoll zugeht.
Die größtenteils thematisch geordneten Sequenzen werden in unaufgeregter Parallelmontage miteinander verbunden und weder durch Musik noch durch andere Effekte künstlich emotionalisiert. Ein souverän gemachter Film über Kinder, die bei ihrem Aufwachsen auf ein Stück Unbeschwertheit verzichten müssen.