Fatima - Das letzte Geheimnis

Dokumentarfilm | Spanien 2017 | 84 Minuten

Regie: Andrés Garrigó

Eine mit einer fiktiven Spielfilmhandlung gerahmte Dokumentation über die Geschichte und vor allem die Bedeutung der Marienerscheinungen aus dem Jahr 1917 in dem portugiesischen Wallfahrtsort Fatima. Mit einer stakkatohaften Überfülle an historischen Archivaufnahmen und kurzen Statements von rund 30 „Experten“ will der missionarische Film die These untermauern, dass „Unsere liebe Frau von Fatima“ den Lauf des 20. Jahrhunderts entscheidend zum Besseren verändert hat. Insbesondere der Kommunismus sowjetischer Prägung wird dabei als Quelle allen Übels identifiziert. Das fromm-naive Fresko entwirft eine ans Wahnhafte grenzende Weltsicht, kommt als Dreiklang von Buße, Beichte, Rosenkranz aber zumindest ohne Höllenqualen aus. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FÁTIMA, EL ÚLTIMO MISTERIO
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Goya Producciones
Regie
Andrés Garrigó
Buch
Andrés Garrigó · Pedro Delgado · Josemaría Muñoz
Kamera
Rubén D. Ortega · Ismael Durán
Musik
Óscar Martín Leanizbarrutia
Schnitt
Chechu García · José Luis Martínez Castilla
Darsteller
Eva Higueras (Mónica) · Fran Calvo (Víctor) · Cristina González del Valle (María) · Alex Larumbe (Juan) · Enric Chenoll (Daniel)
Länge
84 Minuten
Kinostart
07.10.2018
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb | TMDB

Mit einer fiktiven Spielfilmhandlung gerahmte Dokumentation über die Marienerscheinungen aus den Jahr 1917 in dem portugiesischen Wallfahrtsort Fatima als fromm-naives Fresko vorgeblicher Belege für die Wirkungsmacht der Muttergottes im 20. Jahrhundert.

Diskussion
Die Cutterin Mónica ist froh, als ihr eine Freundin einen Job vermittelt, da sich zwei andere Projekte gerade in Luft aufgelöst haben. Von dem Fatima-Film des Produzenten Victor existiert bereits eine Art Promo-Reel, dem die Schnittmeisterin diplomatisch geschickt „Rhythmus und Tempo“ bescheinigt. Was soll sie angesichts des krassen Informationsstakkatos aus historischen Fakten, dräuendem Kommentar und einem nicht weniger lärmenden Sound auch anders sagen, wenn sie ihre Chancen nicht schon beim Erstkontakt zunichte machen will? Zumal Victor äußerst sympathisch ist und in seiner sanften Güte eigentlich so gar nicht zu der plakativen Art des Clips passen will. Also willigt sie ein und macht sich ans Werk. Unter ihren Händen, so der zurückgenommene Plot, entsteht nach und nach ein etwas ruhigerer, aber nicht weniger missionarischer Film: das Hauptstück von „Fatima – Das letzte Geheimnis“, eine apologetische Dokumentation über die Geschichte und vor allem die Bedeutung der Marienerscheinung in dem portugiesischen Wallfahrtsort. Dort soll am 13. Mai 1917 den Hirtenkindern Jacinta und Francisco Marto sowie Lúcia dos Santos erstmals Maria als Himmelskönigin erschienen sein, was sich am 13. jedes Folgemonats fünf Mal wiederholte, wobei die Kinder drei „Geheimnisse“ über die Zukunft der Menschheit erfuhren, die Lúcia mehr als 25 Jahre später auch schriftlich niederlegte. Darin wird vor einem apokalyptischen Ende der Erde gewarnt, falls sich die Menschheit nicht dem „unbefleckten Herzen der Gottesmutter“ weiht und durch Werke der Buße und des (Rosenkranz-)Gebets Abbitte für die Sünden der Welt leistet. Die von Eva Higueras gespielte Cutterin wäre angesichts der unendlichen Materialfülle (die in Wirklichkeit ein vielköpfiges Team bewältigte) mehr als zu bedauern, da hier Berge historischer Bewegtbild-Aufnahmen des 20. Jahrhunderts in der Absicht verknüpft werden, das rettende Wirken der „Gottesmutter“ glaubhaft aufzuzeigen. Zu der stupenden Menge an Archivbildern kommen Interviews mit knapp drei Dutzend internationaler „Experten“, die mit zwei, drei gänzlich kontextlosen Sätzen die Geschehnisse deuten und so die argumentative Linie des frommen Films entfalten. Obwohl die Zeit von 1917 bis in die unmittelbare Gegenwart weitgehend chronologisch abgeschritten wird, reduziert sich der Fokus der Argumentation allerdings auf eine einzige Wurzel allen Übels: den Kommunismus sowjetischer Prägung, wie er mit der Oktoberrevolution 1917 an die Macht gelangte. Hinter dessen enormer Triebkraft steckt wahlweise der Satan oder die zu Hass und Gewalttätigkeit aufstachelnde Ideologie des Klassenkampfs, die in einer bezeichnenden Abwägung weit schlimmer wiegt als alle Verbrechen des Nationalsozialismus zusammen; in den Augen einschlägiger Fatimaologen gilt der Zweiten Weltkrieg dann generell als „Strafe“ für die Sünden der Menschheit – und als Warnung, sich unter den Schutz „Unserer lieben Frau von Fatima“ zu stellen, damit nicht noch alles schlimmer kommt. Der durchgängig von einem undefinierbaren Musikteppich unterlegten Dokumentation kommt es dabei aber nicht auf die einzelnen Gesprächspartner und ihre Gedanken, sondern einzig auf die Plausibilität der These an, dass Maria den Lauf der Geschichte der letzten 100 Jahre entscheidend zum Besseren verändert hat. Etwa in der Art: Warum zog sich die Sowjetunion 1955 aus Österreich zurück, schlug aber ein Jahr später den Aufstand in Ungarn blutig nieder? Weil in Österreich der Sühnerosenkranz gebetet wurde, in Ungarn aber nicht. Selbst weniger trunkene Geister wie der Journalist Joaquín Navarro-Valls spekulieren über „bemerkenswerte Übereinstimmungen“ der historischen Ereignisse, weil etwa die Unterzeichnung des SS20-Abrüstungsvertrages am 8. Dezember 1987 und der das Ende der Sowjetunion einläutende Vertrag von Minks vom 8. Dezember 1991 sich mit dem an diesem Tag in der Katholischen Kirche gefeierten Hochfest „Maria Empfängnis“ assoziieren lässt. Mit dieser Art von Zahlenfetischismus ordnet sich die chaotische Wirklichkeit wie von selbst. Oder was soll der Umstand sonst bedeuten, dass das Attentat auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai (1981) just an dem Tag passierte, an dem 64 Jahre zuvor die „Gottesmutter“ zum ersten Mal in Fatima erschienen ist? Am Ende hat das Gute gesiegt. Die Sowjetunion ist Geschichte, da insbesondere Papst Johannes Paul II, aber auch seine beiden Nachfolger sich ostentativ unter den Schutz der Fatima-Königin gestellt haben; selbst Russland ist jetzt für Maria gewonnen, weshalb Ehe und Familie dort wieder hochgeschätzt werden, im Gegensatz zum Westen, wo Homo-Ehe und Gender-Ideologie angeblich die menschliche Natur verhöhnen. Das ist in etwa die ideologische Drift eines fromm-naiven Filmfreskos, das mit seiner erschlagenden Fülle zur Gefolgschaft anstiften will, so wie auch die Cutterin in der Spielfilmrahmung zum Glauben an Maria findet. Der Dreiklang von Beichte, Buße, Rosenkranz kommt zumindest ohne drastisch inszenierte Höllenqualen aus, wenngleich die Fratzen eines Hieronymus Bosch im Hintergrund glühen, da sich der Tun-Ergehenszusammenhang von Sünde, Krieg und Zerstörung nur durch die Umkehr zu Gott/Maria auflösen lässt. Folgerichtig kramt auch die eher agnostische Mónica schließlich einen alten Rosenkranz hervor, als ihr Sohn durch das segenreiche Wirken der Mutter Jesu bei einem Verkehrsunfall nicht zu Tode kommt. Dass diese fiktive Rahmung selbst einem einzigen gedankenleeren Klischee entspricht, passt zu der doktrinären Brille des Films, der sich im Besitz übernatürlicher Wahrheiten erst gar nicht mit der widersprüchlichen und nur bruchstückhaft erschließbaren Wirklichkeit auseinandersetzen muss. Die Auseinandersetzung mit den religiösen Wahngebilden erübrigt sich in aller Regel, wenn man einen Blick auf ihre argumentative Basis wirft: mit welcher Inbrunst hier behauptet wird, dass die „Muttergottes“ dies und das gesagt habe, sucht seinesgleichen und entbehrt in aller Regel nicht der Ironie.
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