Recovery Boys
Dokumentarfilm | USA 2018 | 99 Minuten
Regie: Elaine McMillion Sheldon
Filmdaten
- Originaltitel
- RECOVERY BOYS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2018
- Produktionsfirma
- Netflix
- Regie
- Elaine McMillion Sheldon
- Kamera
- Kerrin James Sheldon
- Musik
- Daniel Hart
- Schnitt
- Penelope Falk
- Länge
- 99 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Doku über vier US-Drogensüchtige und ihren Entzug in einer privaten Einrichtung in West Virignia.
Ein Leben ohne Drogen scheint für Jeff fast unmöglich zu sein. Das liegt vor allem daran, dass er das aus seinem Umfeld überhaupt nicht kennt. Seine Familie, seine Bekannten, nach seiner Aussage die ganze Stadt – jeder schluckt oder spritzt irgendetwas. Doch Jeff hat zwei triftige Gründe, das nahezu Unmögliche zu versuchen: seine beiden kleinen Töchter, für die er sorgen will.
Seit 2017 spricht man in den USA von einer „opioid crisis“, einer akuten Drogenkrise. Rund 60 000 Menschen sterben jährlich am Missbrauch von Opioiden, was Präsident Trump veranlasste, den nationalen Notstand auszurufen. Der Dokumentarfilm von Elaine McMillion Sheldon nähert sich dem Problem, indem er vier Männer in einer Einrichtung in West Virginia begleitet, die von den Drogen loskommen wollen. In dieser Konzentration vermittelt der Film viel Allgemeingültiges. Etwa die Erkenntnis, dass eine Krise nicht verschwindet, wenn man nichts dagegen tut. Institutionen wie „Jacobs Ladder“, eine private Initiative, die Drogenabhängigen zu einem gesünderen Leben verhelfen will, sind rar gesät; und ein Gesundheitssystem, das die Abhängigen auffangen könnte, gibt es nicht. Erst wenn die Süchtigen straffällig werden, greift der Staat ein und schickt sie in den Knast, was häufig nicht dazu beiträgt, den Teufelskreis von Sucht und Kriminalität zu durchbrechen.
„Recovery Boys“ vermittelt überdies ein Gefühl für die desolaten sozialen Umstände im ländlichen Amerika, die die Flucht in die Drogen befeuern. Der Dokumentarfilm bricht nicht ab, wenn die vier Protagonisten die Therapie hinter sich haben, sondern begleitet sie bei den ersten Gehversuchen zurück in den Alltag – was einer Sisyphos-Aufgabe gleichkommt, da es kaum alternative Lebensperspektiven gibt.
Die Dokumentaristin Elaine McMillion Sheldon, die sich 2017 in dem 39-minütigen Film „Heroin(e)“ schon mit einem ähnlichen Thema befasst hat, zeichnet in Gestalt einer teilnehmenden Beobachtung den Entwicklungsprozess nach, den die Protagonisten während ihres Aufenthalts in „Jacobs Ladder“ durchmachen. Dabei kommen nicht nur die vier Männer zu Wort, die von ihrer Vergangenheit erzählen und über ihr Erleben während der „recovery“ sprechen, die neben klassischen Gesprächstherapien auch die Mitarbeit im landwirtschaftlichen Betrieb der Einrichtung umfasst. Auch Kevin Blenkenship, der Gründer von „Jacob’s Ladder“, der durch die Drogensucht seines eigenen Sohnes auf das Defizit an Hilfsangeboten aufmerksam wurde, und andere Therapeuten reflektieren über die Chancen, aber auch über die vielfältigen Rückschläge ihrer Arbeit. Daraus entstehen nicht nur eindringliche Porträts, sondern resultiert auch eine differenzierte, wenngleich oft auch niederschmetternde Bestandsaufnahme der Hintergründe der „opoid crisis“ – und der Möglichkeiten, ihr entgegen zu treten.