Ein Pfiff, ein Ballwurf, doch der Spieler gibt nicht ab, und dann knallt der Ball auch noch dem Trainer an den Kopf. Jeder würde hier verzweifeln. Eigentlich ist Marco genau da angekommen, wo er immer hinwollte: Er ist Co-Trainer einer spanischen Basketballmannschaft in der ersten Liga und mit der wunderbaren Sonja verheiratet. Trotzdem ist er unzufrieden. Er hat es satt, immer nur der Zweite zu sein; auch von seiner Frau fühlt er sich in die Enge gedrängt, da sie zunehmend darauf besteht, endlich Kinder zu bekommen.
So kommt es zum Bruch. Marco hat die gemeinsame Wohnung verlassen und ist wieder ins alte Kinderzimmer bei seiner dominanten Mutter gezogen, mit der ihn eine tiefe Hassliebe verbindet. Auch auf dem Spielfeld kam es zum Eklat: Marco beschimpfte das Team und den Cheftrainer vor laufenden Fernsehkameras. Dann betrank er sich, fuhr in eine Polizeikontrolle und rammte den Streifenwagen. Vor Gericht wird er wegen Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt schuldig gesprochen. Die Richterin lässt ihm die Wahl zwischen Gefängnis oder sozialer Arbeit; er soll eine Basketballmannschaft mit geistig behinderten Menschen trainieren.
Anfangs denkt Marco noch, dass er leichtes Spiel hätte. Doch als er versucht, den Vereinsvorsitzenden über den Tisch zu ziehen, macht ihm die Richterin schnell klar, dass es sich um einen Vollzeitjob handelt. Zunächst kann er mit der bunt gemischten Truppe gar nichts anfangen. Doch allmählich ändert sich etwas ihn ihm. Er empfindet zunehmend Spaß daran, das Team wettkampffähig zu machen, und auch die Spieler sind begeistert über den neuen Trainer.
„Wir sind Champions“ erzählt von der Begegnung von Menschen, die sich normalerweise nicht begegnen. Hier prallen unterschiedliche Lebensphilosophien und konträre Auffassungen über Sport aufeinander. Marcos kämpft gegen seine eigenen Vorurteile an, aber auch die Behinderten sind zunächst misstrauisch: Was will der von uns? Erst langsam wird Marcos klar, dass sich nicht nur seine Einstellung zum Team, sondern auch seine Sicht auf die Welt geändert hat, sogar seine Beziehung zu seiner Frau und zu seiner Mutter.
„Wir sind Champions“, der fünfte Spielfilm des Regisseurs Javier Fesser, hat in Spanien über 15 Millionen Euro eingespielt und zwei Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Fesser wurde in Spanien als Regisseur opulent ausgestatteter Comic-Verfilmungen und märchenhaft-skurrilen Geschichten bekannt. Schon sein Spielfilmdebüt „El milagro de P. Tinto“ (1998) war ein großer Erfolg; seine Adaption des Comics „Mortadelo y Filemón“ entwickelte sich sogar zum Kassenschlager. Sein dritter Spielfilm „Camino (2008) provozierte mit der kritischen Darstellung des erzkonservativen „Opus Dei“. In „Wir sind Champions“ schlägt er stilistisch nun einen ganz anderen Weg ein, hin zu einem visuellen Realismus, bei dem der Kameramann Chechu Graf viel mit natürlichem Licht arbeitet.
„Wir sind Champions“ handelt von einer Behinderten-Sportgruppe auf dem Weg zum Meistertitel, aber auch von der sehr mühsamen Entwicklung eines sehr egozentrischen Trainers zum menschlichen Miteinander. Die Mischung aus hervorragenden Laiendarstellern und einigen professionellen Schauspielern lässt zwangsläufig an den spanischen Film „Me too“
(fd 39 997) mit dem großartigen Pablo Pineda denken, der als erster Mensch mit Down-Syndrom einen Universitätsabschluss schaffte. Wo bei „Me too“ noch die Perspektive der behinderten Menschen im Vordergrund stand, geht es bei Fesser um die Akzeptanz der Nicht-Behinderten den Behinderten gegenüber. „Ich verstehe, dass du nicht so einen Sohn wie mich haben willst, aber ich hätte gerne so einen Vater wie dich“, sagt einer der Basketballspieler zu Marco. Dessen Darsteller Javier Gutierrez ist nicht nur ein hervorragender Schauspieler, sondern selbst Vater eines behinderten Sohnes. „Wir sind Champions“ ist ein Film mit sehr anrührenden Momenten, in vielem zwar vorhersehbar, aber in seiner Natürlichkeit tief ergreifend.