Wenn es um die Leinwand-Umsetzung von literarischen Marken geht, dann ist kaum eine Produktionsfirma umtriebiger als die Münchner Caligari Film. Vor allem Animationsfilme für Kindergartenkinder und Grundschüler haben es der Produzentin Gabriele M. Walther angetan. Beste Beispiele hierfür sind „Prinzessin Lillifee“ (fd 39 210) und „Der Mondbär“ (fd 38 936). Jetzt hat sie sich in ihrer Doppelfunktion als Produzentin und Co-Autorin einer weiteren Buchreihe aus dem Coppenrath-Verlag angenommen. „Käpt’n Sharky“ gehört seit rund einem Jahrzehnt zum Standard in deutschen Kinderzimmern. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Mark Slater sowie dem Regie-Duo Hubert Weiland („Der kleine Drache Kokosnuss“ (fd 42 816)) und Jan Stoltz (Animations-Regie bei „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (fd 45 342)) hat Walther für die Kinoadaption eine eigene Story kreiert, ohne die typischen Eigenheiten des kleinen, etwas pummeligen Piraten sowie dessen Umfeld, wie es die Leser der Buchreihe kennen, zu vernachlässigen.
Der Plot ist ebenso überschaubar wie einfach gehalten. Sharky befindet sich ständig auf der Flucht: Mal jagt ihn der Alte Bill mit seiner Freibeuterbande, mal hat es der spießige Admiral auf ihn abgesehen. Doch mit Hilfe neuer Freunde wie dem scheuen Streuner Michi und einer gar nicht mädchenhaften Draufgängerin, der „missratenen“ Admiralstochter Bonnie, kann sich Sharky seine Widersacher vom Leibe halten und beweisen, dass auch kleine Piraten Großes vollbringen können.
Was als Erstes ins Auge sticht, ist die positive Grundstimmung des Films. Kleine, gut gelaunte Helden inmitten eines farbenprächtigen, von Rot, Grün, Gelb und den mannigfaltigen Blau des Meeres dominierten Ambientes, das lässiges Karibik-Feeling suggeriert, erleben zumeist witzige Abenteuer. Dazu gesellen sich viel klassischer Slapstick-Spaß, gute, griffige und realitätsnahe Dialoge aus dem Seemanns-Jargon-Fundus, unkonventionelle Reime („Fliegendreck und Spinnenschleim“, „Admiral, wasch dich mal“) und ein sympathisch-tierisches Sidekick-Trio, das zu Sharkys Crew gehört: Die Ratte, ein Matrose und eine der wenigen Figuren im Film, die auch mal schlechte Laune haben (dürfen), der Papagei Coco, der genau im richtigen Moment die entscheidenden Worte nachplappert, sowie der kesse Affe Fips, der mit seinen Klettertricks verblüfft.
Ansonsten folgt die technisch saubere CGI-Animation eher dem simplen Pinselstrich. Das Wesentliche steht über dem Pompösen und Überfrachteten. Trotzdem gibt es einige sehr schön ausgearbeitete Sequenzen wie etwa die imposanten Wolkenformationen bei einem aufziehenden Unwetter oder der Tanz der Krabben, der Erinnerungen an den Disney-Klassiker „Arielle, die Meerjungfrau“ (fd 28 601) wach werden lässt. Auch auf der Tonebene bleibt der Piraten-Spaß für kleinste Kinder (auch wenn ab und zu mal geschossen, gefochten und gekämpft wird) seiner positiv-optimistischen Ausrichtung treu. Bei der Filmmusik stehen Südseemelodien und „fröhliche“ Orchestermusik im Vordergrund, ab und an unterbrochen von ein paar Shanty-Klängen, die eine Hymne auf das aufregend-abwechslungsreiche Seemannsdasein singen („Macht die Leinen los und gute Fahrt“).
Obendrein bewiesen die Macher auch bei der Synchronisation ein glückliches Händchen: Axel Prahl, der in den Hörbüchern den Sharky spricht, zeigt hier mit Brummel-Grummel-Stimme als Alter Bill sein Können, für das er jüngst den deutschen Animationssprecherpreis erhielt. Und Anton Petzold, bekannt aus den „Rico, Oscar…“-Filmen, verleiht der Titelfigur die treffende Mischung aus furchtloser Cleverness, naiver Überheblichkeit und kindlicher Lebenslust.
Dass der Film letztendlich so gut funktioniert, liegt zum einen daran, dass hier Träume wahrgemacht werden. Schließlich will jedes Kind irgendwann einmal Prinzessin, Cowboy, Indianer oder eben Pirat (mit Augenklappe) sein. Zum anderen lebt „Käpt’n Sharky“ aber auch davon, dass hier eindeutig die cleveren Kinder das Kommando an Bord haben und die Erwachsenen sich mit Nebenrollen zufriedengeben müssen.