Mit meterhohen Flammen beginnt der Film, mitten in einem brennenden Wald, um eine Ahnung zu vermitteln, wie schnell so ein Feuer sein kann, wie laut, wie unbezwingbar. Man spürt in dieser kurzen Sequenz Ohnmacht und Tod, und das ist für den Rest des Films von Bedeutung, damit man versteht, was die Persönlichkeit der Feuerwehrmänner prägt, die sich den Waldbränden entgegenstellen.
Diese Männer denken täglich ans Feuer. Es ist ein Begleiter, der nie ganz aus ihrem Alltag verschwindet. Sie reden darüber, als wäre es lebendig, „she“, sagen sie dazu, „the bitch“, sie beleidigen es, um ihre Furcht zu kaschieren. Wenn sie auf die bewaldeten Hügel rund um ihre Heimatstadt Prescott schauen, sehen sie keine Bäume, sondern „Brennstoff“. Das wird allen neuen Bewerbern mit auf den Weg gegeben, die bei der Feuerwehr anfangen wollen: ihr Blick auf die Natur werde sich unwiederbringlich verändern. Er werde an Romantik verlieren und ihnen nur noch zeigen, wie bedrohlich alles ist, was aus dem Boden wächst und brennen kann.
Die Feuerwehrmänner sind anfangs nur eine freiwillige Feuerwehr. Ihr Ziel ist es, als Berufsfeuerwehr anerkannt zu werden, denn die Berufsfeuerwehr hat mehr Rechte, mehr Verantwortung. Ihre Mitglieder werden nicht nur lokal zu Hilfe gerufen, sondern auch zu Waldbränden in andere Staaten geflogen. Die Männer aus Prescott wollen ihr Können großflächig einsetzen, aber um diesen Profi-Status zu erreichen, müssen sie etliche Tests durchlaufen. Das Training dafür kommt von ihrem Chef Eric, den Josh Brolin mit einer wortkargen Ruhe spielt, hinter der sich erstaunliche Nachsicht verbirgt. Wenn man Eric im Umgang mit seinen Leuten sieht, merkt man: Der Wunsch der Feuerwehrmänner, sich gegen die Flammen zu stellen, entspringt nicht nur reiner Selbstlosigkeit. Zum Teil steckt dahinter auch die Bewunderung für Eric.
Die Inszenierung zeigt, wie Feuerwehrmänner die Brandbekämpfung üben. Die oberste Regel ist eiserner Drill, damit sie sich im Ernstfall, wenn die Angst ihnen das Denken erschwert, auf ihre Routine verlassen können. Auch diese Ernstfälle werden geschildert. Es gibt Löscharbeiten bei kleineren und größeren Bränden. Manchmal sind sie mitten in der Wildnis, manchmal nah an Ortschaften, aus denen die Bewohner bereits fliehen. Aber immer sind diese Einsätze im Freien, jenseits von bebautem Gebiet. Hier sieht der Beruf des Feuerwehrmanns anders aus als in einer Stadt; das fängt bei der Löschwasserbeschaffung durch Hubschrauber an und endet beim Anzünden von kontrollierten Gegenfeuern. Die Feuerwehrleute leisten körperliche Arbeit. Sie müssen Bäume fällen, den Boden in breiten Streifen aufgraben. Die Bilder dieser Einsätze wecken Erinnerungen an alte Actionfilme oder an Western.
Dementsprechend zeigt der Film Männer, wie es sie sonst nur in Action- oder „frontier“-Filmen gibt. Sie sind breitbeinig und kraftstrotzend, dem derben Witz mindestens so zugeneigt wie ihrer Familie. Man kann sich hier aussuchen, was man an Männern liebt oder hasst. Sie erhalten nicht viel Psychologie, dafür gelegentlich einen Heavy-Metal-Score, doch diese Unerschrockenheit gegenüber Klischees macht den Film unerwartet sympathisch.
Die Seite der Frauen wird von Jennifer Connelly vertreten, die als Einzige mehr als einen kurzen Kindsmutter-Moment einbringen darf. Connelly ist Erics Ehefrau Amanda. Im Gespräch sind die beiden wenig zimperlich miteinander, trotzdem sieht man ihre große Zuneigung. Denn über ihre Beziehung wird das dritte Thema des Films verhandelt, neben Feuer und Männern: der Verlust.
An Amandas Verhalten erkennt man, wie der Verlust einkalkuliert wird. Das Wissen darum, dass der Ehemann bei seinen Einsätzen für immer verlorengehen kann, lässt sie bei jedem Abschied kurz innehalten. Es macht ihre Haltung streng, wenn Eric nicht in der Nähe ist, als müsse sie für schlechte Nachrichten gewappnet sein. So präsent ist die Möglichkeit des Verlusts – und so trocken geht sie darüber hinweg, denn Jammern gehört weder zu ihrem noch überhaupt zum Wesen einer Feuerwehrmannsgattin.
„No Way Out“ entwickelt sich nicht wie ein Actionfilm, dafür ist er zu wirklichkeitsnah. Seine Helden haben mit dem aktuellen Heldenbegriff Hollywoods wenig zu tun. Ihr Heldentum kommt mit dem Beruf, und auch da meist erst im Rückblick auf den gerade bewältigten Einsatz. Dazwischen stellt der Film den ländlichen Alltag, mal ein Konzert in einer Bar, mal die Arbeit mit Pferden auf einer Ranch. Es gibt Gemächlichkeit, während von bodenständigen Dingen bodenständig erzählt wird, und wenn die Inszenierung ins Pathos driftet, ist auch das angemessen: „No Way Out“ liegt die wahre Geschichte vom Leben und Sterben der Löscheinheit „Granite Mountain Hotshots“ aus Prescott, Arizona, zugrunde.