Ein Filmteam begleitet einen jungen buddhistischen Mönch auf seiner Suche nach dem verborgenen Königreich Shambhala, die letztlich zu einer Reise ins Ich wird. Meditatives "Roadmovie", das seine beeindruckenden Landschaftsaufnahmen zu einem Werbefilm für den Export-Buddhismus tibetanischer Prägung benutzt und jede kritische Auseinandersetzung vermissen läßt.
Shambhala (1993)
Dokumentarfilm | Deutschland 1993 | 84 Minuten
Regie: Susanne Aernecke
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 1993
- Produktionsfirma
- Susanne Aernecke Film/SWF
- Regie
- Susanne Aernecke · Michael Görden
- Buch
- Michael Görden
- Kamera
- Arno Gmeinwieser
- Schnitt
- Jutta Neumann
- Länge
- 84 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb
Diskussion
Fernöstliche Religionen haben hierzulande Hochkonjunktur. Besonders seit dem Zusammenbruch des Sozialismus suchen viele nach einem "Ersatz" für verlorene Werte. So läßt sich auch der Erfolg von Filmen wie "Bodhi Dharma" (fd 28 579) und "Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche" (fd 30 047) erklären. "Shambhala" knüpft nahtlos an diesen Trend filmischer Sinnsuche an und begleitet den jungen mongolischen Lama Zagdsuren auf seiner Suche nach dem mythischen Königreich Shambhala. Dieses geheimnisvolle Reich des Friedens soll nach alten asiatischen Überlieferungen irgendwo nördlich des Himalaja existieren. Aber nur wer innerlich befreit ist, sein Ich vergessen hat, wird Shambhala finden. Der Nicht-Erleuchtete wird lediglich kahle Felsen vorfinden. So künden es schon die "Bibeln" des tibetanischen Buddhismus, das "Kangyur" und das "Tengyur". Und da im Herzen jedes Mongolen die Sehnsucht nach Shambhala wie ein Feuer brennt, macht sich Zagdsuren - begleitet von einem 12köpfigen Filmteam - im Sommer 1992 auf die beschwerliche Wanderung durch die Steppen der Mongolei, die Wüste Gobi, über die eisigen Pässe des Himalaya bis zu den heiligen Ufern des Ganges. Zagdsuren war nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, unter dessen Herrschaft der Buddhismus 70 Jahre lang verboten war, einer der ersten, der 1989 wieder die orangerote Robe der Lamas anzog und sich zur Religion seiner Väter bekannte. Nun muß er auf seiner Pilgerreise erkennen, daß das "Wolfsgesetz" des Kapitalismus, das Streben nach Haben und mehr Haben erneut die Sicht auf das Wesentliche verstellt. Und langsam entdeckt Zagdsuren auf seiner Wanderung, bei der er auch dem Dalei Lama und anderen buddhistischen Würdenträgem begegnet und in gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen radikalen Sikhs mit der indischen Polizei gerät, daß die Suche nach Shambhala ihn in verborgene Bereiche seines eigenen Geistes geführt hat.Susanne Aerneckes Dokumentarfilm ist eine Art meditatives "Road-Movie", das in ruhigen Bildfolgen versucht, dem Zuschauer eine fremde Kultur und Religion nahezubringen. Wenn Zagdsuren mit seinem orangeroten Mönchsgewand durch das weite Grün der Steppen schreitet und prunkvolle Paläste besucht, dann erinnern die Bilder nicht selten an Reiseberichte, zumal, wenn durch nachträgliche Filmkolorierung künstliche Stimmungen erzeugt werden. Bei aller Sympathie für fremde Lehren wird man doch den Verdacht nicht los, daß es sich hier um eine Art Religionstourismus-Film handelt, der allzu naiv die Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens "ausbeutet". Da ist er letztlich auch nicht tiefsinniger als Bertoluccis Buddhismus-Reklame "Little Buddha" (fd 30 649) oder die zahlreichen Hollywood-Verfilmungen des James-Hilton-Romans"Die Lost Horizon". Und wenn der Film einmal Ansätze zur kritischen Reflexion bietet wie die Vermarktung des Buddhismus mit den Mitteln des Kapitalismus, den man ja eigentlich als negative Kraft erkannt hat, dann geht er nonchalant darüber hinweg. Die angepeilte Zielgruppe will eben keinen real existierenden Buddhismus, sondern die "reine" Version. Kommt einem bekannt vor?!
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