Rechtzeitig vor der nächsten Fußballweltmeisterschaft präsentiert der neue Trickfilm aus den Aardman Animation Studios eine überraschende Erkenntnis: Fußball hat es immer schon gegeben. In einem witzigen Prolog, der irgendwann in grauer Vorzeit spielt, stürzt ein brennender Meteorit über dem heutigen England ab. Weil die kugelrunden Trümmer viel zu heiß sind, kicken die Höhlenmenschen sie sich gegenseitig mit dem Fuß zu. Die Lust am Spiel ist so eindrücklich, dass sie in Höhlenmalereien für die Nachwelt festgehalten wird.
Dann springt Regisseur Nick Park einige tausend Jahre weiter in die Steinzeit und macht mit einer kleinen Gemeinschaft unter Führung von Chief Bobnar bekannt. Die Steinzeitmenschen leben friedlich in jenem Loch, das der Meteorit von Jahrtausenden geschlagen hat, und ernähren sich vorwiegend von der Jagd auf Kleintiere. Doch mit der Idylle ist es vorbei, als französische Invasoren, die mit allerlei metallenem Gerät und eisernen Elefanten bereits die Bronzezeit ankündigen, Bobnar und seine Getreuen, wozu auch das Wildschwein Hognob und der draufgängerische Dug gehören, aus ihrem Dörflein vertreiben. Zurückkehren dürfen sie nur dann, wenn sie die fußballverrückten Franzosen in einem Spiel besiegen. Das ist an sich ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Meister von Real Bronzio pflegen nicht zu verlieren. Doch da kommt die talentierte Fußballerin Goona ins Spiel, die Dug und seine Freunde in die Geheimnisse der hohen Ballkunst einweiht. Man ahnt: Die Steinzeit-Fußballer besinnen sich auf jenes Erbe, das die Höhlenmalereien zeigen.
Die Aardman Studios sind als Schöpfer von „Wallace & Gromit“ und abendfüllenden Filmen wie „Chicken Run – Hennen rennen“ (fd 34 385) oder „Shaun das Schaf“ (fd 42 977) für lustig-originelle Werke bekannt, die manchmal etwas exzentrisch ausfallen, mit reichlich Gags und viel Situationskomik, dazu liebevoll im Stop-Motion-Verfahren handgefertigt statt im Computer animiert. Auch „Early Man – Steinzeit bereit“ ist perfekt, aufwändig und fließend animiert, dazu so unterhaltsam wie ein Film mit den Tricks von Ray Harryhausen, etwa „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ (fd 14 430). Dennoch fehlt ihm etwas von dem überraschenden Esprit und der erzählerischen Verrücktheit der bisherigen „Aardman“-Filme.
Das liegt unter anderem an der Vielzahl der Charaktere, die kaum Konturen gewinnen und darum nicht zur Identifikation einladen. Die Fußballer von Real Bronzio sind zudem als eitle Schnösel überzeichnet, deren Arroganz ihnen noch zum Verhängnis wird. Sie stehen mit ihrem skrupellosen Anführer Lord Nooth auch für die Kommerzialisierung des Fußballsports.
Die dramaturgische Spannung des Films entsteht nicht zuletzt aus dem prägnanten Antagonismus der Mannschaften: sympathisch gegen arrogant, hinterwäldlerisch gegen urban, Amateure gegen Profis. Man weiß, wie solche David-gegen-Goliath-Kämpfe ausgehen. Nebenbei dreht es sich auch um den Zusammenhalt der Gruppe, weil man nur gemeinsam gewinnen kann. Motto: Der Star ist die Mannschaft. Aber auch der Einzelne kann über sich hinauswachsen, wenn er nur fest an sich glaubt. Das sind Themen, die man auch aus anderen aktuellen Animationsfilmen kennt. Gleichzeitig aber hält der Film doch immer wieder kleine, im Vorübergehen dargebotene Überraschungen parat. Auf den Namen „Jurassic Pork“ für eine steinzeitliche Würstchenbude muss man zum Beispiel erst einmal kommen.