So hat sich die Münchnerin Isi den Übergang in den Ernst der Thirtysomethings nicht vorgestellt. Während die 27-jährige Illustratorin demütigend sinnlose Praktika aneinanderreiht, keine Sex- und Alkohol-Eskapaden auslässt und schlicht ihre Jugend genießt, bricht um sie herum die Torschuss-Panik aus. Ihre arbeitslose Mitbewohnerin und beste Freundin Lotte heilt die Angst vor dem 30. Geburtstag, indem sie den erst besten Mann verführt, der ihr verstopftes Klo repariert. Der Italiener erweist sich nach ausgiebigen Testphasen im Bett als echter Heiratskandidat, weshalb Isi unversehens ins Abseits gerät.
Da ihre ahnungslosen Eltern ihr Kinderzimmer anderweitig nutzen wollen, zieht Isi in die Männer-WG eines Kumpels. Hier herrscht zwischen Physikum-Prüfungen und spontanen Hauskonzerten das blühende Studentenchaos. Die 600 Euro Zimmer-Miete verdient sich Isi mit Fahrradreparaturen und Verpfändungen, denn ihre Graphic Novel, eine Neuinterpretation von Fitzgeralds Klassiker „Die Schönen und Verdammten“, findet keinen Absatz. Zu allem Überfluss dämmert ihr angesichts der Konfrontation mit erheblich jüngeren WG-Neuzugängen, dass sie deren Humor nicht mehr versteht und allmählich alt wird.
Das Gefühl des Abgehängtseins steigert sich in eine handfeste Krise, zumal Isi immer wieder auf Gleichaltrige trifft, die längst einen Job bei einem Verlag oder einer Werbeagentur haben, während ihr eigener ökonomischer Status immer prekärer wird und das Selbstwertgefühl bedrohlich schrumpft. Da helfen nur noch in sich versunkene Sitzungen auf dem Hausdach voller Trauer über verlorene Glückstage, als sich Lotte noch zu keiner schwangeren Vegan-Faschistin mit einer Vorliebe für Yoga-Medikamentation und adrette Tischdeckchen entwickelt hatte. Die aus einem kommentierenden Hörbuch etwas unmotiviert eingestreute Stimme von Jessica Schwarz stört da auch nicht weiter.
Auch wenn die Risiken der vor allem geisteswissenschaftlich-musischen „Generation Praktikum“ älter sind als der Begriff, schafft es die 1985 geborene Helene Hufnagel in ihrem Spielfilmdebüt dank einer überaus einfühlsamen Regie, atmosphärischer Atempausen und amüsanter Beobachtungen gesellschaftlicher Phänomene für ihre zwischen kindlichem Trotz und Welt-Ekel schwankende Hauptfigur mühelos einzunehmen. Das leistungsbetonte „Erwachsenwerden“ erscheint in Hufnagels auch musikalisch glänzender Visitenkarte eher als notwendige Pflicht denn als erstrebenswertes Ziel. Es droht der Verlust der bisherigen Identität.
Hufnagel gelingt ein aufs Schönste selbstironischer Einblick in die Nöte ihrer Altersgenossen, aber zugleich auch eine universelle Erinnerung an die Weggabelung, die jede Generation aufs Neue für sich nehmen muss. Nicht zuletzt schaut man der entwaffnend lebensnah agierenden Luise Heyer beim Abarbeiten ihrer inneren Konfliktzonen gerne zu. Ihr Gesicht drückt mehr aus als jeder mehr oder weniger gelungene Drehbuch-Gag. Eine leicht und zugleich intelligent unterhaltende Komödie, die der begabten Regisseurin einen vielversprechenden Start in ein nicht vergeudetes Berufsleben sichern sollte.