Glauben wir an das Gute im Menschen? Im Alltag eher nicht, aber unsere Weihnachtsgeschichten - siehe Charles Dickens’ Ebenezer Scrooge - erzählen davon, wie sich hartherzige Misanthropen in liebenswürdige Wesen verwandeln können. In diesem Sinne ist Tim Tragesers herzergreifend schönes und abenteuerlich nach Afrika ausschweifendes Melodram eine veritable Weihnachtsgeschichte mit Verwandlungswunder, funkelnden Sternen und einer Glanzrolle für Jürgen Vogel.
Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach, die ähnlich anekdotisch zugespitzt wie klassische Erzählungen von Kleist oder E.T.A. Hoffmann von einer »außergewöhnlichen Begebenheit« berichtet. Jürgen Vogel spielt Frank Michalka, der zuerst als zwielichtiger Zeitgenosse erscheint: verschlossen bis ins Autistische, stachelig und unberechenbar. Er hat eine traurige Kindheit in einem Berliner »Problemviertel« hinter sich, wurde straffällig, landete auf der Flucht vor den Ermittlungsbehörden in Äthiopien. Dort aber ereilt ihn das Glück; dort scheint eine Sonne, die alle Farben aufstrahlen und Franks wahres Wesen aufblühen lässt. In der dörflichen Gemeinschaft von Kaffeepflanzern kann er das Bastler-Genie, das in ihm schlummert, zur Geltung bringen. Er erfährt Nähe, Anerkennung, erringt die Liebe der engelsgleichen Ayantu (Sayat Demissie). Märchenhaft: die Neugeburt Franks unter glücklichen Sternen. All dies offenbart sich in Rückblenden während einer Gerichtsverhandlung in Berlin, und es ist die junge Anwaltsreferendarin Sophie (wunderbar: Paula Kalenberg), die Franks Verschlossenheit aufbrechen kann. Zuerst will er gar nichts erzählen, stottert vor sich hin, aber Sophie gewinnt sein Vertrauen, und so kann sich die zauberhafte Äthiopien-Geschichte enthüllen.