Wir sind Juden aus Breslau

Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | 113 Minuten

Regie: Karin Kaper

14 jüdische Zeitzeugen erzählen von ihrer Kindheit in Breslau, davon, wie sie der Vernichtung entkamen und wie es ihnen im Exil erging. Die Gespräche werden durch Spaziergänge durch das heutige Wrocław ergänzt, bei denen die Protagonisten einer deutsch-polnischen Jugendgruppe ihre ehemalige Stadt zeigen. Hinzu kommen alte Fotos, Familienbilder, historische Zeitungsausschnitte und Tondokumente. Der engagierte Dokumentarfilm spannt einen weiten Bogen, verhindert aber durch die Vielzahl an Protagonisten bisweilen einen stärkeren Fokus auf die einzelnen Schicksale und ihre Geschichten. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Karin Kaper Film
Regie
Karin Kaper · Dirk Szuszies
Buch
Karin Kaper · Dirk Szuszies
Kamera
Karin Kaper · Dirk Szuszies
Musik
Bente Kahan · Simon Wallfisch · Patrick Grant · Carlo Altomare
Länge
113 Minuten
Kinostart
17.11.2016
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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14 jüdische Zeitzeugen erzählen über ihre Kindheit in Breslau und wie sie der Vernichtung entkommen sind.

Diskussion
„Breslau war Deutsch. Deutscher geht es nicht“, bekommen die Jugendlichen bei einer Führung durch das heutige Wrocław zu hören. Hier war vor dem Zweiten Weltkrieg die drittgrößte jüdische Gemeinde des Deutschen Reiches zu Hause. Heute zählt die jüdische Gemeinde nur noch 350 Mitglieder. Der Film von Karin Kaper und Dirk Szuszies beginnt mit einer Gruppe junger Menschen, die sich darauf vorbereiten, jüdische Zeitzeugen aus Breslau zu treffen. Diese waren Ende der 1930er-Jahre in einem ähnlichen Alter wie sie, 16, 17 oder 18 Jahre alt. Die Jugendlichen verankern den Film in der Gegenwart (und in der Zukunft); im Kern aber ist „Wir sind Juden aus Breslau“ ein Zeitzeugenbericht. 14 Menschen erzählen von ihrer Kindheit, ihren Eltern und Geschwistern, ihrer Schulzeit, von ihrer Religion, dem wachsenden Antisemitismus, von den nationalsozialistischen Gängelungen, den Pogromen und von ihren letzten Tagen in Breslau. In dieser Chronologie. Die 14 Männer und Frauen leben heute überall auf der Welt verteilt. Im Film sitzen sie vor einer Bücherwand, auf einem Sofa, oder sie zeigen den Jugendlichen ihr Breslau. Die meisten von ihnen fühlen keine heimatliche Verbindung mit der Stadt. Sie waren noch so jung, als sie und ihre Familien deportiert wurden oder das Glück hatten, nach England oder Israel zu gelangen – mit dem letzten Transport, dem letzten Schiff. Neben den „Talking Heads“ auf dem Sofa oder vor der Bücherwand sind alte Bilder zu sehen, einmal ist auch ein Tondokument zu hören. Eine Frau berichtet kurz nach ihrer Befreiung einem englischen Journalisten von ihrer Zeit im Orchester von Auschwitz, später in Bergen-Belsen. Ihre Geschichte und die ihrer Schwester erschüttern am meisten, auch weil sie sehr plastisch aus den Erzählungen erwächst und neben der Tonbandaufnahme von Fotos unterfüttert sind, auch den grauenvollen Bildern, die bei der Befreiung der Lager entstanden sind. Die Schwestern erinnern sich sehr gut, beispielsweise auch an die „schrecklichen Sachen“, die englische Soldaten den ausgezehrten Überlebenden zu essen gaben, Corned Beef in Dosen: „Viele Menschen sind daran noch gestorben“ – das fette Essen war Gift für die ausgehungerten Mägen. Die zu Rate gezogenen Ärzte verordneten daraufhin Haferschleim. Die Filmemacher spannen mit viel Engagement einen sehr breiten Bogen. Mit fast zwei Stunden Lauflänge ist „Wir sind Juden aus Breslau“ eher Dokument als Film. 14 Zeitzeugen sind viele; manchmal ist nicht klar, wer da gerade spricht, die Erzählungen verschwimmen. Oft hätte man sich gerne mehr auf die einzelnen Menschen und ihre Schicksale eingelassen. Man kann sich „Wir sind Juden aus Breslau“ gut als Pilotfilm einer Serie vorstellen – in der dann jedem der Erzähler eine Folge gewidmet ist. Die Menschen erzählen auch von ihrem Überleben. Was danach kam, nach den Lagern und der Flucht. Manche sind nach Amerika gegangen, andere haben in Kibbuzim beim Aufbau Israels geholfen. Er habe Schreckliches erlebt, sagt einer der Protagonisten und steht dabei in Breslau in der Sonne: „Jetzt genieße ich das Leben, das schöne Wetter.“
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