Die glorreichen Sieben (2016)

Romain Antony | 04.08.2024

Diese aasfressenden Geier, diese Zweit- Drittvermahlzeitungen von bekannten, beliebten, gut gemachten Filmen, sie zerfleddern Ideen und Geschichten von anderen Regisseuren und Teams, für einen leichten Reibach (allgemein gesagt - bei manchen Nachfolgefilmen der Glorreichen Sieben, gab es allerdings wenig zu fleddern). Doch zu dieser Art von Mehrfachverwertung gehört auch der Film von Fuqua. Die Beweggründe seiner Protagonisten sind schwach entwickelt bis unglaubwürdig. Einer wirft schneller mit Messern als eine Kugel pfeift, ein anderer - für ethnischer Vielfalt wohl gecasted - schießt, immer noch der Tradition seines Stammes gemäß, mit Pfeil und Bogen, ein weiterer ist Scharfschütze und die vier anderen ballern mit Revolver und Gewehr, um sich gegen eine Übermacht von 200 Bösewichten zu behaupten, die kommandiert wird von einem noch größeren Bösewicht, der seine Bösartigkeit durch das Liquidieren von unschuldigen Hiobsbotschaftsüberbringern unter Beweis stellt. Beweggrund für Vertreiben und Ermorden von Grundbesitzer, die sich nicht gegen geringe Dollars von ihrem Grund und Boden trennen wollen, ist die Gier auf Gold, das sich dort über Minen schürfen lässt. Im Film hat man alles bereits mehrmals gesehen, nicht nur unter Akira Kurosawa „Die sieben Samurai“ (1954) oder bei John Sturges "The Magnificent Seven" (1960) oder Burt Kennedy "Die Rückkehr der glorreichen Sieben" (1966) oder Paul Wendkos "Die Rache der glorreichen Sieben" (1968) oder George McCowan "Der Todesritt der glorreichen Sieben"(1972) und in Verwendung der Ideeen in Italo-Western: das Ausheben von Gräben, das Anlernen der Bauern im Umgang mit Waffen, hier im Film von Fuqua alles so schlampig, einfallslos, lieblos inszeniert, mit minutenlangem Geballer, mit Einstellungen auf Einschusslöcher, auf von Deckung zu Deckung laufenden Glorreichen. Man fragt sich manchmal, ob das ganze Theater vielleicht ironisch zu deuten sei. Weitere "originelle, nie gesehene Szenen" sind das Fallen der Erschossenen von Dächern, Veranden, aus Fenstern und aus nachpendelnden Saloontüren oder aus dem Stand in den Staub, in den aufwirbelnden Sand einer potemkinschen Westernfassadenstadt. Das Klischee eines abhauenden Glorreichen, der die Sinnlosigkeit des Unterfangens benennt und sich vom Acker macht, dann aber wieder kommt, um sich heldenhaft ins Geschehen zu schmeißen und der fast untergehenden glorreichen Seite märtyrerhaft wieder Oberwasser zu verschaffen, es wird bemüht und nicht ausgelassen. Opfer unter den Glorreichen muss es natürlich auch geben, soviel Realismus muss sein. Von den sieben bleiben vier auf der Strecke. Wie in sehr vielen amerikanischen Heldenleben, wo Selbstaufopferung mit Pathos zelebriert wird, kann ein gefährliches, Geschosse ausspuckendes, tötendes Maschinengewehr samt Bedienungsbösewichten in die Luft gejagt werden. Die Idee des Sichopferns für eine gerechte Sache, die Bereitschaft, das eigene Leben herzugeben für den Weiterbestand der Gemeinschaft und damit verknüpft die Erwartungshaltung von Märtyrertum, die nicht eine eigene freie Entscheidung ist, sondern ein moralischer Druck, nahe auch an der Einstellung von terroristischen Selbstmordattentätern, bedarf irgendwann mal einer weiteren Erörterung. Das letzte Klischee wird dann im Finale bemüht. Der überlebende Initiator der Hilfe für die Entrechteten hatte für seinen Einsatz keine finanziellen Motive. Rache war sein Beweggrund. Aus Rachegelüsten wegen der Ermordung seiner Familie wollte er Bösewichte zur Strecke bringen. Wenn man sich die US-Filme vergegenwärtigt, in denen aus Rache ein Vergeltungsfeldzug gestartet wird, mit US-Filmen (mir fällt derzeit leider kein Titel ein, ein Iranischer wohl, siehe Besprechung der "Ballade von der weißen Kuh"), in denen geschildert und gezeigt wird, wie auf erlebtes Unrecht Versöhnung oder Wiedergutmachung oder Reue oder Verzicht auf Rache folgt, dann steht es wohl 1000 zu ? cf. auch den Filmblog unter: www.filmekommentieren.wordpress.com --> klicken.lesen.folgen.