Melodram | Deutschland 2013 | 80 Minuten

Regie: Maike Mia Höhne

Ein Hamburger Paar Mitte 40 schlittert nach einer Fehlgeburt in eine Beziehungskrise, weil beider Lebensziele nicht mehr miteinander vereinbar scheinen. Während sie sich nach einer Familie sehnt, nimmt er die Fehlgeburt als „Zeichen“, für Kinder noch nicht bereit zu sein. Ein lebensnahes Melodram, dessen Bilder und Worte vielseitig interpretierbar bleiben. Der Film beobachtet diskret, aber feinfühlig das Miteinander der beiden und verzichtet angenehm auf große Gefühlsausbrüche. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Dirk Manthey Film
Regie
Maike Mia Höhne
Buch
Maike Mia Höhne
Kamera
Sebastian Bock
Musik
Peta Devlin · Thomas Wenzel
Schnitt
Ramon Urselmann
Darsteller
Helene Grass (Sabine) · Gesa Boysen (Stefanie) · Stephan Szász (Michael Schmitt) · Mike Olsowski (Florian) · Anneke Kim Sarnau (Katrin)
Länge
80 Minuten
Kinostart
19.05.2016
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Melodram

Lebensnahes Melodram als erster Spielfilm der Kurzfilm-Regisseurin Maike Mia Höhne

Diskussion
Ein Paar um die 40, mitten im Leben. Und seit einer Fehlgeburt mitten in einer zähen Beziehungskrise: Sabine und Michael sind urban lässige Hamburger, deren Miteinander und Aneinandervorbei Maike Mia Höhne, Kurzfilmerin und Kuratorin der „Berlinale Shorts“, in ihrem Spielfilmdebüt seziert. Das macht sie über weite Strecken angenehm unaufdringlich. Sebastian Bocks Handkamera wackelt nicht Aufmerksamkeit heischend, gleitet vielmehr in die zwischen Halbtotalen und halbnahen Aufnahmen gelegene Sphäre eines vertrauten, aber diskreten Beobachters. Weitgehend authentisch wirken auch die Gespräche zwischen der Kellnerin Sabine, die gern ein Szenelokal eröffnen würde, und dem Architekten Michael, der sich um seine Hanfpflanzen auf dem Fensterbrett hingebungsvoller kümmert als um seinen vorpubertären Sohn Jona, der einmal die Woche bei ihm ist. Höhne inszeniert diese „szenige“, postjuvenile Lebenswelt alltäglich und doch vielsagend. Nur gelegentlich will sie mit ihren Worten und Bildern spürbar zu viel; dann arrangiert sie ein Tableau, in dem Micha und Sabine sich links und rechts an die entgegengesetzten Ränder eines Sofas drängen und ihren Blicken abwechselnd ausweichen. Das wirkt bemüht kunstsinnig, so als gälte es, dem ganz gewöhnlichen Beziehungsabgrund einen außergewöhnlichen Ausdruck zu verpassen. Micha spuckt dann Reißbrettsätze aus: „Ich brauch’ Platz für mich, für mein Leben. Sabine, ich möchte nicht am Ende meines Lebens nicht gelebt haben, was ich wollte.“ Erfrischend lakonisch Sabines Replik: „Siehste, ich auch nicht.“ Da hätten wir das Problem en miniature: Nach acht Jahren gemeinsamer Beziehung wollen die beiden nicht mehr dasselbe. Sabine wünscht sich ein Kind, vielleicht später ein zweites, eine Familie. Für Michael ist die Fehlgeburt „ein Zeichen“. Vielleicht soll das nicht sein mit dem Kind, vielleicht will er das auch gar nicht. Von Sabine fühlt er sich längst zum „Deckhengst“ degradiert. Eher schon, gesteht er ihr im Streit, stellt er sich seine Zukunft so vor: Am Strand in einer Hängematte liegen, „einen kiffen“, „noch einen kiffen“, ein bisschen Sex, immer weiter „bis zum Schluss“. Man fragt sich, wie Sabine es überhaupt so lange mit ihm ausgehalten hat. Stephan Szasz hat sich für diese Rolle genau einen Gesichtsausdruck zurechtgelegt. Egal ob er gerade wütend oder fröhlich ist, immer schaut er auf gleiche Weise abwesend drein. Wahrscheinlich will Maike Mia Höhne das auch gar nicht anders. Bei Micha weiß man nie so recht, woran man ist. Und obwohl Helene Grass ungleich lebendiger, facettenreicher agiert, ist das bei ihrer Sabine oft ähnlich. In einem Moment wirkt sie genervt von Michael, im nächsten kann sie schon wieder über ihn lächeln. Gerade dieses emotionale Kauderwelsch ist neben Helene Grass’ glaubhafter Darstellung die Stärke des Films: Statt große Gefühle aufeinanderprallen zu lassen, versucht er es eine ganze Nummer kleiner. Das gilt auch für die Romanze mit dem vom „Ärzte“-Schlagzeuger Bela B. schweigsam und austauschbar charmant verkörperten Hobbyboxer Luis, in die Sabine eher halbherzig hineinschlittert, weil Micha sie immer spröder zurückweist. Alles nicht so melodramatisch wie in Hollywood. Trotzdem tut’s weh.
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