Während ihre Mutter für einige Zeit zur Pflege der kranken Großmutter nach Vietnam fährt, muss die elfjährige Linh die Verantwortung für den von ihrer Mutter geführten vietnamesischen Imbiss und für ihre achtjährige Schwester Tien übernehmen. Keine leichte Aufgabe für Linh, zumal niemand erfahren darf, dass die Mädchen nun ohne Mutter hier leben. Ihren Vater kennen sie ohnehin nicht. Doch Linh hat nicht mit der gleichaltrigen Pauline aus dem gegenüberliegenden Hochhaus gerechnet, die mit dem Fernrohr die Nachbarn ausspioniert. Mit den beiden vietnamesischen Schwestern hat Pauline einen interessanten Fall gefunden, stellt sich ihnen forsch in den Weg, setzt Linh unter Druck und weicht ihr nicht mehr von der Seite. So taucht sie regelmäßig im Imbiss auf, wo Linh nach der Schule geschickt und flink die verschiedenen Gerichte im Wok zubereitet, begleitet sie zum vietnamesischen Markt und in den Tempel.
Als sie durch Paulines Unbedachtheit in eine Polizeikontrolle geraten, gelingt es Linh zwar, dass diese Begegnung folgenlos bleibt. Aber sie sorgt auch mit deutlichen Worten bei Pauline für Nach- und Umdenken. Eigentlich staunt das deutsche Mädchen, wie Linh alles im Griff hat, und beschließt, ihr dabei zu helfen, zum Beispiel lustige Sprüche für die obligatorischen Glückskekse im Imbiss zu fabrizieren. Die kleine Tien jedoch fühlt sich durch die beiden Großen immer mehr an den Rand gedrängt, vermisst zunehmend die Mutter und widersetzt sich ihrer älteren Schwester. Als nach einer Party, zu der die aufmüpfige Kleine unbekümmert Jungs vom Bolzplatz eingeladen hat, ein größerer Geldbetrag aus der Imbisskasse fehlt und Linh zudem wegen der vielen Anforderungen in der Schule Probleme bekommt, wird es immer enger für die Schwestern. Doch dann hat Pauline eine rettende Idee.
Nach seinen authentisch bayerischen Kinderfilmen „Toni Goldwascher“
(fd 38 296) und „Tom und Hacke“
(fd 41 196) hat sich der Produzent und Regisseur Norbert Lechner einem Thema zugewandt, das noch kaum im Kinderfilm behandelt wurde. „Ente gut!“ – der Sprachwitz des zunächst etwas irritierenden Titels erschließt sich im Verlauf des Films – erzählt die Geschichte einer vietnamesischen Familie und im weiteren Umfeld der vietnamesischen Community in Deutschland, die etwa 100.000 Menschen umfasst. Es ist Lechners neuem Werk anzusehen, dass er intensiv in diesem Lebensbereich recherchiert hat. Das betrifft die farblich stimmige Ausstattung von Wohnung und Imbiss ebenso wie den wuseligen Markt. Und selbst die Bilder einer ostdeutschen Stadt, gedreht wurde unter anderem in Halle, vermitteln einen fast exotischen Eindruck. Neuland wurde auch mit der Suche nach geeigneten vietnamesischen Darstellern betreten, was aufgrund der Sprachbarrieren und der geschlossenen Community nicht mit dem üblichen Casting möglich war. Dank der Unterstützung durch eine vietnamesische Kollegin fanden sie schließlich im Streetcasting Lynn Dortschack und Linda Phuong Anh Dang, die ihre Rollen als Linh und Tien absolut glaubwürdig verkörpern.
Nach einem Drehbuch von Katrin Milhahn („Mondscheinkinder“,
(fd 37 929)) und Antonia Rothe-Liermann entstand „Ente gut!“ als eines der ersten Projekte der 2012 gegründeten Initiative „Der besondere Kinderfilm“ und ist nicht nur ein gelungenes Beispiel für einen besonderen Kinderfilm; auch zeigt sich wieder Lechners Intuition für eigenwillige Stoffe, die er engagiert, spannend und mit feinem Gespür für Humor inszeniert. Hier geht es um eine sachte entstehende Freundschaft zweier Mädchen mit unterschiedlichen Lebensbedingungen, um Egoismus, Erpressung, aber auch um Verständnis und Vertrauen – große Themen, die ohne erhobenen Zeigefinger behandelt werden und immer wieder Platz für Situationskomik lassen. Das liegt auch an Schauspielern wie Lena Stolze als besorgt-strenger Dame vom Jugendamt und Andreas Schmidt als überfordertem, aber liebenswertem „Scheinvater“ der Mädchen, der schließlich das Herz am rechten Fleck hat und sich als Retter in höchster Not erweist.