New York. Im Jahr 1998 inszenierte Mark Christopher einen Film über die Disco-Exzesse in den 1970er-Jahren. Produzent Harvey Weinstein wollte mehr »Hollywood«… und legte selbst Hand an. »Studio 54« floppte und verschwand in der Versenkung. 2012 durfte Christopher acht Minuten für die Blu-ray ergänzen und war noch unglücklicher, weil zwar Details eingefügt werden konnten, die dem Verleih einst zu pikant erschienen, Plot und Tönung des Films jedoch wurden beibehalten. Erst 2015 war es geschafft: Alle »Weinstein-Szenen« wurden getilgt, all die Dramen im Moloch des Kult-Clubs in Manhattan sind nun wieder eingefügt. Neue Off-Kommentare wurden gesprochen, alte Originalclips aus der »54«-Hoch-Zeit ergänzt. Insgesamt 35 Minuten wurden aus der alten Kinoschnittfassung von »Studio 54« entfernt, dafür 45 Minuten wieder eingefügt. Und schon glaubt man dem Film jede Ausschweifung, jede dramaturgische Wendung, die einst keinen Sinn machen wollte. »Studio 54: Director’s Cut« wurde auf der »Berlinale« 2015 bei seiner »wahren« Weltpremiere zum Triumph für einen Regisseur, der, 17 Jahre nach Beginn seiner Odyssee endlich Frieden mit seinem Werk finden konnte. Was er in Berlin in aller Emotionalität mitteilen durfte, vermittelt sich nun leider auf der Heimkinoversion nicht annähernd, weil die angesichts der Entstehungsgeschichte so wichtigen Audiokommentare und Hintergrunddokumentationen (noch) nicht produziert sind. Gleichwohl ist dem Anbieter aber eine brillante deutsche Neusynchronisation gelungen – weitgehend mit den Originalsprechern von einst. Auch der Ton ist deutlich besser als in den alten Veröffentlichungen, während das Bild bei den eingefügten Sequenzen als »historisch« zu bezeichnen ist – kein Wunder bei der Materiallage. Insgesamt ist es so trotz allem eine gute Edition eines rehabilitierten Films. Man darf nun gespannt sein, was demnächst aus England und den USA hierzu veröffentlicht werden wird.