Die langen großen Ferien

Jugendfilm | Frankreich 2015 | 250 (10 Folgen) Minuten

Regie: Paul Leluc

Animationsserie, die aus Kindersicht und für Kinder über den Zweiten Weltkrieg erzählt: Von 1939 bis 1944 erleben zwei Geschwister und ihre Freunde in einem Dorf in der Normandie bei ihren Großeltern den Ausbruch und Verlauf des Kriegs, die deutsche Besatzung sowie die Résistance hautnah. Dabei werden die Gräuel des Kriegs von Enteignungen und Fliegerangriffen bis zu Verrat und Minenopfern nicht ausgeblendet Durch Klassenkameraden erfahren die Kinder zudem auf Augenhöhe, wie die Juden verfolgt und ermordet werden – und können nicht verstehen, welches Unrecht da vor sich geht. Gerade weil nicht alles auserzählt wird, regt die ansprechend animierte Serie mit ihrer Mischung aus Ernst, aber auch Leichtigkeit Kinder zum Nachfragen an. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
LES GRANDES GRANDES VACANCES
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Les Armateurs/Blue Spirit Studio
Regie
Paul Leluc
Buch
Delphine Maury · Olivier Vinuesa · Timothée de Fombelle · Guillaume Mautalent · Alain Serluppus
Musik
Syd Matters
Länge
250 (10 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Jugendfilm | Kriegsfilm | Zeichentrick

Heimkino

Verleih DVD
Polyband (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Animationsserie, die aus Kindersicht und für Kinder über den Zweiten Weltkrieg erzählt: Von 1939 bis 1944 erleben zwei Geschwister und ihre Freunde in einem Dorf in der Normandie bei ihren Großeltern den Ausbruch und Verlauf des Kriegs, die deutsche Besatzung sowie die Résistance hautnah.

Diskussion
Dass sich Zeichentrick- und Antikriegsfilm nicht ausschließen, haben Animes wie „Die letzten Glühwürmchen“ und „Barfuß durch Hiroshima“ schon in den 1980er-Jahren unter Beweis gestellt. Die zehnteilige Serie „Die langen großen Ferien“ aus dem französischen Animationsstudio „Les Armateurs“ („Ernest und Célestine“, 2012) führt dies nun fort und richtet sich ausdrücklich an ein Kinderpublikum. Vom Kriegsausbruch im Jahr 1939 bis zur Befreiung Frankreichs nach der Landung der Alliierten 1944 erstreckt sich der Handlungsbogen, in dessen Mittelpunkt die Geschwister Ernest und Colette stehen. Weil die lungenkranke Mutter in die Schweiz reisen muss, um sich dort auszukurieren, und der Vater als Soldat eingezogen wird, ziehen sie im September 1939 zu ihren Großeltern in die Normandie. Während der elfjährige Ernest und seine fünf Jahre jüngere Schwester allmählich Freundschaften mit Kindern aus dem Dorf schließen, erreichen erste Ausläufer des Kriegs das Dorf. Die Lebensmittel werden knapp, deutsche Besatzer beginnen, die Bewohner zu drangsalieren. Zunehmend verschärft sich die Lage. Unmissverständlich bekommen die Kinder zu spüren, wie die Redefreiheit eingeschränkt wird, wie ein Kollaborateur den frankreichtreuen Bewohnern das Leben schwer macht oder aus unverständlichen Gründen später manche Kinder einen Judenstern tragen müssen. Trotzig wehren sich Ernest, Colette und ihre Freunde aus dem Dorf zunächst – und werden Jahre später, als gereifte Jugendliche, zu Unterstützern der Résistance. Ungeschönt, komplex und stets aus Kindersicht erzählt die Serie vom Alltag und Aufwachsen während des Zweiten Weltkriegs und lässt nebenbei die Zuspitzung der historischen Ereignisse einfließen. Verständlich werden diese für Kinder, weil sie dabei stets auf Situationen heruntergebrochen werden, die diesen im Kern vertraut sind: es geht um Freundschaft und Vertrauen, um Familie, Zusammenhalt und Mut und insbesondere das feine Gespür für Ungerechtigkeit. Spielerisch überbrückt die Serie Zeitsprünge zwischen den Episoden von bis zu einem Jahr und lässt so die Veränderung der Figuren besonders deutlich werden, die von unschuldigen Kindern zu verantwortungsbewussten Jugendlichen heranreifen. „Die großen großen Ferien“ ist ein Glücksfall fürs Kinderfernsehen. Eine ästhetisch ansprechende und stimmungsvolle Animation, die sich in der Gestaltung der Figuren am Ligne-Claire-Stil franko-belgischer Comics anlehnt, sich bisweilen auch tief vor Louis Malle und Jacques Tati verneigt und eine bemerkenswerte Balance zwischen Leichtigkeit und Ernst findet. Eine unaufdringliche, spannende und berührende Geschichtsstunde, die nicht belehrt, sondern Interesse weckt.
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