Glaubt man den einschlägigen Werbebotschaften, läuft in der Liebe heute nichts mehr ohne das Internet. Zumindest, wenn es ums Kennenlernen geht. Doch es gibt nach wie vor auch Formen der Beziehungsanbahnung, bei denen suchende Menschen direkt aufeinandertreffen. Drei dieser „analogen“ Zeitgenossen, zwei Frauen, einen Mann, begleitet der Dokumentarfilm auf ihrer mehr oder minder komplizierten Suche nach dem Glück. Die Münchnerin Johanna ist nach Irland gereist, um darüber hinwegzukommen, dass ihr Partner sie verlassen hat und jetzt mit ihrer (ehemals) besten Freundin liiert ist. Da es gerade passt, nimmt sie auf der Insel eher zum Spaß denn aus Verzweiflung an einem sogenannten Matchmaking-Festival teil. Eine Art folkloristischer Heiratsmarkt, bei dem ein Matchmaker zwei Menschen zusammenbringt, von denen er meint, dass sie zueinander passen könnten.
Der Finne Sampsa, Mitte Dreißig, begibt sich in seiner Heimatstadt ebenfalls in die Hände professioneller Vermittler, die das Ganze in Form origineller Spiele allerdings eher künstlerisch und locker angehen. Und dann ist da noch die Wienerin Sarah, die in Indien aufgewachsen ist, in England studiert hat und sich vornehmlich in spirituellen Sphären bewegt. Da sie fürchtet, sich von Äußerlichkeiten ablenken zu lassen, legt sie die Wahl ihres Partners ganz in die Hände eines Yoga-Gurus, der sie bei einem Massentreffen in Italien schließlich mit dem Litauer Jonas „matcht“.
Über mehrere Monate hat die Filmemacherin Lia Jaspers, die bislang vor allem als Autorin des wunderbaren Dokumentarfilms „You Drive Me Crazy“ (Regie: Andrea Thiele, fd 41 652) in Erscheinung getreten ist, ihre drei Protagonisten begleitet. Deren Erlebnisse erscheinen unkommentiert in Parallelmontage als ein Kaleidoskop der Schwierigkeiten beim Suchen und Finden der Liebe im modernen Europa. Wobei sich Sarahs Geschichte fraglos am erstaunlichsten ausnimmt. Dass eine junge, aufgeklärte Frau im 21. Jahrhundert ihre Partnerwahl von den „Vibrations“ (Sarah) eines Gurus bestimmen lässt, der weder sie noch ihren Auserwählten näher kennt, mutet arg befremdlich an. Ebenso die Entschlossenheit, mit der sich Sarah und Jonas schließlich in die Beziehungsarbeit stürzen. Auch manche Kommentare der Wienerin („Er hat mein Herz so geöffnet“) erscheinen nicht ganz von dieser Welt. Derweil kehrt Johanna nach ein paar unersprießlichen Dates in Irland nach München zurück, stürzt sich in ihre Arbeit als Bildende Künstlerin, lernt einen jungen Mann kennen und verliebt sich in ihn. Einfach so. Auch der kauzige Sampsa ist am Ende seines kurzweiligen Dating-Seminars ganz zufrieden. Er hat die Telefonnummern von drei Frauen, die sich nochmal mit ihm treffen wollen. Immerhin.
Der Film begegnet seinen drei unterschiedlichen Protagonisten mit gleichbleibendem Respekt und ist trotz der intimen Thematik frei von jeglichem Voyeurismus. Solche Menschen, die sich bei ihren Liebesbemühungen über einen längeren Zeitraum von einer Kamera begleiten lassen, muss man schließlich erstmal finden. Doch so interessant und mehr oder minder unterhaltsam ihre Geschichten auch sind, ist der Film allerdings nicht frei von einigen Längen.