Economia Col-lectiva - Europas letzte Revolution 1936-1939

Dokumentarfilm | Spanien 2014 | 66 Minuten

Regie: Eulàlia Comas

Während der Jahre 1936 bis 1939 organisierte die Gewerkschaft CNT im Verbund mit anderen Anti-Franco-Gruppen kollektiv das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in Katalonien. Der informative Dokumentarfilm rekonstruiert das revolutionäre Experiment dieses „kurzen Sommers der Anarchie“ von seinen Anfängen bis zur Stagnation anhand von CNT-Archivmaterial und Interviews, wobei es ihm vorrangig um die Gegenwartsfähigkeit einer antikapitalistischen Utopie geht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
ECONOMÍA COL·LECTIVA. LA ÚLTIMA REVOLUCIÓ D'EUROPA
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Tot Rodat
Regie
Eulàlia Comas
Buch
Eulàlia Comas · Miguel R. Etcheverry
Kamera
Ernest Merino · Ariadna Relea · Alfonso Ortega
Musik
Pau Sola
Schnitt
Eulàlia Comas
Länge
66 Minuten
Kinostart
26.11.2015
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm

Dokumentation über die katalanischen Kollektivbemühungen der 1930er-Jahre

Diskussion
Barcelona, 1936. In den Monaten nach dem 18. Juli 1936, als die anarchistische Gewerkschaft CNT gemeinsam mit anderen antifaschistischen Gruppen den Aufstand der Generäle niedergeschlagen hatte, ging man daran, das gesellschaftliche Leben neu zu organisieren. Bei allen Schritten der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umgestaltung immer mit dabei waren anarchistische Filmteams, die unzählige Facetten der revolutionären Entwicklung dokumentierten. „Economia Col.lectiva“ erzählt von der Institutionalisierung einer revolutionären Bewegung und ihrer Stagnation. Die Regisseurin Eulàlia Comas rekonstruiert diese Epoche von den Anfängen bis zu den Auseinandersetzungen zwischen anarchistischen Utopien, der repressiven Realpolitik der katalanischen Regierung und der kommunistischen Partei. Die anarchistische Revolution und ihr Niedergang waren schon wiederholt Thema in Dokumentar- wie Spielfilmen. Etwas in Hans Magnus Enzensbergers „Der kurze Sommer der Anarchie“, Jaime Caminos brillantem fiktiven Dialog „La vieja memoria“ oder „¿Por que perdimos la guerra?“ von Diego Abad de Santillan und Luis Galindo. Die bekanntesten Beispiele sind „Land and Freedom“ (fd 31 553) von Ken Loach und „Libertarias“ von Vicente Aranda. Die 35-jährige Eulàlia Comas hingegen erzählt aus einer anderen, freieren Perspektive, aus dem unbelasteten Blickwinkel der Enkel. Es geht bei ihr nicht mehr um Fragen der moralischen Abrechnung, auch nicht um Vergangenheitsbewältigung, sondern um die Gegenwartsfähigkeit vergangener Utopien, um die Frage: Wie hat das eigentlich funktioniert? In seinem pragmatischen, fast didaktischen Ansatz ist „Economia Col.lectiva“ sehr interessant. Er erzählt von einer Kollektivierung, die mehr als zwei Drittel der Wirtschaft erfasste, von der Milchverarbeitung über die Holz- und Eisenindustrie bis hin zur Energiewirtschaft, dem Finanzwesen und der Kulturindustrie. Der Film ist didaktisch aufgebaut: Archivmaterialien und Zeitzeugenstatements alternieren, eine (sehr zurückhaltende) Stimme aus dem Off kommentiert den zeitgeschichtlichen Kontext. Comas befragt Historiker, Zeitzeugen bzw. die Nachkommen der Unternehmer und der Kollektivierer, und überrascht durch manche Information, etwa dass die wirtschaftliche Effizienz der Vergemeinschaftungen sogar von den Franquisten und Falangisten gewürdigt wurde. Der aussagekräftigste Aspekt des Films ist allerdings sein Archivmaterial. Die Gewerkschaft CNT war mit acht Spielfilmen und 31 Dokumentarfilmen der größte Filmproduzent während des spanischen Bürgerkrieges; das umfangreiche, vielfältige Archivmaterial aus ihrem Fundus macht „Economia Col.lectiva“ zu einem lebendigen Stück Zeitgeschichte.
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