Nachdem ein junger Mann, der soeben sein Studium der Filmgeschichte beendet hat, von seiner Lebensgefährtin verlassen wurde, irrt er auf der Suche nach Arbeit und einer neuen Freundin durch Budapest. Vollkommen betrunken bucht er einen Flug nach Lissabon und reist los, immer noch auf der Suche nach sich und seiner Zukunft. Ein verspielter Debütfilm, der in einem episodischen Geflecht aus Fantasie, Erinnerungen und Wirklichkeit der Sinnsuche seines Helden nachspürt. Viele Ideen überschreiten die Grenze zum Absurden und Surrealen und unterstreichen die Verträumtheit des Helden, seine Lebensuntüchtigkeit und Beziehungsscheu. (O.m.d.U.)
- Sehenswert ab 16.
Aus unerfindlichen Gründen
Tragikomödie | Ungarn 2014 | 89 Minuten
Regie: Gábor Reisz
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Filmdaten
- Originaltitel
- VAN VALAMI FURCSA ÉS MEGMAGYARÁZHATATLAN
- Produktionsland
- Ungarn
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Proton Cinema/Színház-és Filmmüvészeti Egyetem
- Regie
- Gábor Reisz
- Buch
- Gábor Reisz
- Kamera
- Gábor Reisz
- Musik
- Lóránt Csorba · Gábor Reisz
- Schnitt
- Zsófia Tálas
- Darsteller
- Áron Ferenczik (Áron Szentesi) · Katalin Takács (Erzsébet Szentesi) · Zsolt Kovács (Endre Szentesi) · Zalán Makranczi (Balázs Szentesi) · Erika Kapronczai (Anna)
- Länge
- 89 Minuten
- Kinostart
- 29.10.2015
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Tragikomödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Verspieltes, freches Regiedebüt: Ein ungarisches Slacker-Movie
Diskussion
Was Aron an seiner Freundin Eszter am meisten störte, waren ihre Haare im Waschbecken. Doch plötzlich ist sie weg, einfach ausgezogen, und sie hat nicht nur die Fotos vom letzten Urlaub mitgenommen, sondern auch den Abfluss von ihren Haaren befreit. Aron ist 29 Jahre alt, lebt in Budapest und hat soeben sein Studium der Filmgeschichte abgeschlossen. Aber als er auf dem Arbeitsamt seinen Lieblingsfilm benennen soll, überlegt er so lange, dass der Beamte das Interesse verliert. Seine Mutter, die stets auf den Kauf ungarischer Produkte besteht, kämmt ihrem Sohn immer noch die Haare und gängelt ihn wie einen kleinen Buben, sein Vater ist nicht sehr viel verständnisvoller. So trifft Aron sich mit Freunden beim Bier oder bessert sein Taschengeld mit Gelegenheitsjobs auf. Die schöne Fahrkartenkontrolleurin könnte ihm gefallen, und so setzt er alles daran, sie wiederzusehen. Wenn er auf jedem Platz der Stadt ihren Namen riefe – würde sie dann antworten? Aber als Aron endlich vor ihr steht, strapaziert er ihre Geduld mit einem Wortschwall, wo ein paar Worte des Anbandelns gereicht hätten. Zu allem Überfluss hat er sich auf der Feier zu seinem 30. Geburtstag so sehr betrunken, dass er – ausgelöst durch kuriose Begegnungen mit rassigen Finninnen und einem Portugiesen – im Internet einen viel zu teuren Flug nach Lissabon bucht. Das Ticket lässt sich nicht mehr zurückgeben, und so fliegt Aron los. Nur um nach kurzer Zeit festzustellen, dass er doch nach Budapest, in seine Heimatstadt, gehört.
Das Spielfilmdebüt von Gábor Reisz (geb. 1980 in Budapest) ist so etwas wie ein Slacker-Film auf Ungarisch, verwandt mit Filmen von Richard Linklater und Kevin Smith oder den US-amerikanischen Mumblecore-Filmen der jüngsten Zeit. Und doch macht Reisz sehr vieles anders: Sein Stil ist verspielter, frecher, ideenreicher, ungewöhnlicher, mit Anleihen beim Jean-Luc Godard der 1960er-Jahre, aber weniger verkopft. Gleich zu Beginn lässt sich Aron in einer kurios-skurrilen Szenenfolge an öffentlichen Orten wie tot fallen, nur um zu sehen, was passiert – nämlich gar nichts. Eine Sequenz, die eher von Witz als von Erkenntnis geprägt ist, sagt sie über die Gleichgültigkeit einer Gesellschaft noch nichts. Einmal wird Aron im Gleichschritt von einem halben Dutzend Inkarnationen von Eszter verfolgt – als Wunschvorstellung, wie überhaupt der Wechsel aus Traum, gelegentlich durch Zeitlupe überhöht, Fantasie, Erinnerungen (die auf VHS festgehalten sind) und Wirklichkeit den Erzählton bestimmt. Auch das ellenlange Stromkabel, dessen Stecker Aron über mehrere Straßenzüge hinweg sucht, gehört in den Bereich des Absurden und Surrealen, das immer wieder die abwesende Verträumtheit des Helden, seine Lebensuntüchtigkeit und Beziehungsscheu, deutlich macht. Hier weigert sich jemand, erwachsen zu werden, und flüchtet vor der Wirklichkeit. Die zeigt Reisz eher am Rande; die aktuelle Situation in Ungarn, politisch und wirtschaftlich, macht er am übertriebenen Patriotismus der Mutter oder der langen Wartezeit im Arbeitsamt fest. „Ich wollte einen Film machen, der nicht nur auf die in Ungarn herrschende Agonie reagiert, sondern die Menschen in Budapest in einer dokumentarischen Weise zeigen, um ihr Leben und ihre Probleme aufzuzeigen“, so Reisz. Seinen Film beendet er dann mit einem der originellsten und zugleich hoffnungsvollsten Abspänne, die seit langem zu sehen waren.
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