Eine Cello-Studentin und ein Physiotherapeut ziehen in eine geräumige Altbauwohnung. Es ist ihr erstes gemeinsames Zuhause, zur Hälfte finanziert von den Eltern. Mit Renovierungsarbeiten hält sich das junge Paar erst gar nicht auf. Die untapezierten Wände sind ganz nach ihrem Berlin-Geschmack. Nur die älteren Nachbarn über ihnen machen sich unangenehm bemerkbar. Gleich in der ersten Nacht beschweren sie sich über laute Musik. Die Katze der beiden tolerieren sie mit Widerwillen und pochen darauf, dass das Haus sauber bleiben soll. Während Lorenz den ganzen Tag in der Arbeit verbringt, fällt es Jessica zunehmend schwer, sich auf das Üben für einen internationalen Wettbewerb zu konzentrieren. Sie fühlt sich von der zwar freundlichen, aber strengen Nachbarin beobachtet und mit anonymem Klingeln an der Tür belästigt.
Schwankend zwischen Erfolgsdruck durch die hohen Anforderungen, die sie selbst und ihre Eltern an sie stellen, und einer wachsenden Überempfindlichkeit, entwickelt Jessica Schlafstörungen. Die Außenwelt scheint sich gegen sie verschworen zu haben. Mal stehen Mitarbeiter eines Bestattungshauses vor ihrer Tür und fragen nach einer Toten, die ihren Namen trägt. Mal findet sie im Keller die verloren gegangene Katze tot in der Waschmaschine. Als die von Lorenz initiierten Ausspracheversuche mit den Nachbarn scheitern, zieht er erschöpft aus und überlässt Jessica, die sich nicht vertreiben lassen will, ihrer Wut. Selbst die geplante Teilnahme an dem Musik-Wettbewerb scheitert an ihrer Unfähigkeit zur Konzentration, und so läuft alles auf die entscheidende Konfrontation mit ihren vermeintlichen Peinigern hinaus.
Der Österreicher Jakob M. Erwa siedelt seinen Thriller zwischen Polanskis „Ekel“
(fd 13 553) und Hanekes bürgerlichen Psycho-Schlachtfeldern an, wobei die österreichische Schiene bald überhandnimmt. Sogar auf die Kameraeinfälle der Haneke-Schüler greift Erwa ungeniert zurück. Wie schon in Jessica Hausners ähnlich angelegtem Frauenporträt „Hotel“
(fd 37 671) folgt die Kamera der zunehmend den Realitätsbezug verlierenden Heldin durch enge Gänge und fixiert penetrant ihren Rücken. Quälend langsam, da die Richtung schnell erkennbar ist, entblättert das Kammerspiel die Schatten der am Anfang noch auffällig kontrollierten Musikerin. Lange Einstellungen konterkarieren die eigentlich harmlosen Begegnungen mit dem Umfeld, die ihr Inneres reizen und misstrauisch machen. Realistisch in der Machart, schiebt sich zwischen die unspektakulären Bilder immer wieder eine bedrohliche Tonspur, die das innere Grauen überdeutlich akzentuiert. Nur reichen diese Minimaleffekte aus, um dieser im jungen deutschsprachigen Film in den vergangenen zwanzig Jahren unzählige Male erzählten Frauenverwahrlosungsgeschichte etwas abgewinnen zu können? „HomeSick“ wirkt von Anfang an nachgemacht, gepresst und einfallslos gefaltet, bis hin zur finalen „Überraschungsdrehung“.