An großen Worten mangelt es nicht. „Die Welt retten“ oder „Geschichte schreiben“ sind einige der Schlagworte, mit denen in dieser Dokumentation über die Anfangsjahre von Greenpeace deren Ziele umschrieben werden. Auch kann man nicht gerade behaupten, dass Buch und Regie auf kritischer Distanz blieben. Die Sympathien des Regisseurs Jerry Rothwell für die Organisation und ihre Gründer sind offensichtlich. Dennoch ist der Film keine pathetische Beweihräucherung, sondern ein spannend-erhellendes, mitunter sogar humorvolles Porträt darüber, wie alles begann.
Ein wesentlicher Grund, warum diese Mischung gelingt, liegt an der Transparenz, mit der sich Greenpeace und ihre einstigen Mitstreiter in die Karten schauen lassen. Die Protagonisten mit ihren Befindlichkeiten, Animositäten und ihren auch vor der Kamera offen ausgetragenen Konflikten sorgen dafür, dass der Film auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Als Quintessenz ließe sich deshalb formulieren: Die Greenpeace-Helden, die für die Natur kämpfen und dabei sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, sind auch nur Menschen. Was ihre Taten nicht schmälert. Eher im Gegenteil.
Es ist ein geschickter Schachzug der Inszenierung, zwischenmenschlich-psychologische Ebenen hinter dem umweltpolitischen Engagement in den Blick zu nehmen, was den Film erdet, für Spannung sorgt und die Protagonisten samt ihrem Einsatz nahbar macht. Im Zentrum steht der kanadische Journalist Bob Hunter, der mit anderen Friedens- und Öko-Bewegten 1971 auf einem klapprigen Boot in die stürmische Beringsee fuhr, um gegen die Atomwaffentests der USA auf der Insel Amchitka zu protestieren – und damit ein ungeahntes Medienecho auslöste: Greenpeace war geboren.
Mit einer enormen Fülle an Archivmaterial, das die Greenpeace-Aktivisten im Wissen um die Kraft der Bilder von Anfang an sammelten, zeichnet Rothwell die ersten Jahre nach und schneidet aktuelle Interviews mit Zeitgenossen wie Patrick Moore, Paul Watson oder Hunters Witwe Bobbi dagegen. Zauselige Typen mit langen Haaren, Öko-Freaks und Ex-Marines fanden damals zusammen: „Eine gute Mischung: Auf jeden Mystiker kam ein Mechaniker“, heißt es einmal. Ein Großteil dieser Off-Texte stammt von Hunter, der 2005 verstarb.
Rothwell montiert das von Greenpeace überlassene Material so, dass daraus etwas Eigenständiges entsteht: ein facettenreicher Blick auf die Umweltschützer. Zum Greenpeace-Gründungsmythos gehört neben Geldproblemen und psychedelischen Drogenerfahrungen die erstaunlich frühe Einsicht in die Bedeutung der Medien. „Image is everything“, wusste man hier schon Anfang der 1970er-Jahre. Und auch, dass man „eine gute Show liefern“, einen Spannungsbogen aufrechterhalten, Aktionen wie einen spannenden Film inszenieren muss. Wie wesentlich die globale Verbreitung der teils ikonisch gewordenen Bilder für das Wachsen von Greenpeace war, belegt der Film mit bedrängenden Aufnahmen vom selbstmörderischen Schlauchboot-Einsatz gegen riesige russische Walfänger oder der (in Teilen gescheiterten) Aktion gegen das Robbenschlachten in Neufundland.