Eigentlich ist der Stoff nur durchschnittliches „RomCom“-Material: Eine junge New Yorkerin steht kurz vor der Hochzeit und kehrt für die Vorbereitungen des großen Tages zur Mutter und den beiden Schwestern in ihre Heimat zurück. Im Zuge allerlei familiärer Turbulenzen muss sich die Braut dann mit altem Ballast auseinandersetzen und gerät überdies ins Zweifeln. Was den Film von Cherien Dabis aber überdurchschnittlich interessant macht, ist die unprätentiöse Inszenierung, die weniger auf schrillen Humor als auf tragikomische Zwischentöne setzt, und es ist seine kulturelle Verortung: Denn Mays Heimat ist in Jordanien, und diese Wurzeln bringen Reibungen mit sich, die der Film zwar nicht zum großen Drama hochspielt, doch aber geschickt einfließen lässt. Mays Familie, ihre aus Palästina stammende evangelikale Mutter und ihr amerikanischer Vater sowie die beiden lebhaften Schwestern, reibt sich an dem muslimischen Umfeld; so etikettieren die Schwestern, als sie May vom Flughafen abholen, die tief verschleierten Frauen auf den Straßen spöttisch als „Ninjas“; und das morgendliche Joggen beschert May neugierig-aufdringliche bis pikierte Blicke, da die Nachbarschaft den Anblick einer Frau in kurzen Sporthosen offensichtlich nicht gewohnt ist. Die Mutter kommt überdies nicht damit zurecht, dass Mays Zukünftiger ausgerechnet ein Muslim ist – obwohl der in den USA lebende, an der Columbia Universität lehrende Palästinenser eigentlich eine passende Partie für die Schriftstellerin May ist. Die jungen Frauen wiederum, selbstbewusst und modern, können mit der Religiosität ihrer Mutter (Hiam Abbass) wenig anfangen und sehen deren Liebe zu Jesus vor allem als Kompensation dafür, dass der Vater (Bill Pullman) die Familie verlassen hat und nun mit einer jüngeren Frau zusammenlebt. Dass er im Vorfeld der Hochzeit wieder Kontakt sucht, entspannt die Atmosphäre keineswegs. Obwohl sich May in Jordanien eigentlich erholen will, wirkt ihr Aufenthalt eher verunsichernd, zumal sie auch noch eine neue Männerbekanntschaft macht.
Cherien Dabis, die neben der Regie auch die Hauptrolle übernommen hat, entfaltet ein fesselndes, vielschichtiges interkulturelles und interfamiliäres Beziehungsszenario, in dem die feinfühlig gezeichneten Figuren mit ihren widerstreitenden Gefühlen zwischen tiefer Verbundenheit und Befremdung kämpfen. Am Rande der großen politischen Krisenherde beleuchtet ihr Film so eindrucksvoll die „Normalität“ der kulturellen und religiösen Konflikte im Nahen Osten.