Sie kamen von weit her, um durch ein Studium im sozialistischen Bruderland Kenntnisse für den Aufbau Nordkoreas zu erwerben. Anfang der 1950er-Jahre schickte die Regierung in Pjöngjang einige Hundert Studenten in die DDR. Die jungen Männer mit dem exotischen Aussehen stießen nicht zuletzt bei den Mädchen des ausländerfreien Arbeiter- und Bauerstaates auf reges Interesse. Trotz aller Auflagen für die Studierenden aus Fernost entstanden Beziehungen, wurden Kinder gezeugt und Ehen geschlossen. Doch wegen zunehmender Differenzen zwischen China und der UdSSR, bei denen sich Nordkorea auf die Seite der Chinesen schlug, beorderte die nordkoreanische Regierung 1962 alle Studenten zurück. Ohne Frauen und Kinder, die für die Koreaner offiziell ohnehin nicht existierten.
Der Dokumentarfilm erzählt diese - zumindest in Westdeutschland – nicht bekannte Episode aus der Zeit des Kalten Krieges anhand der Erinnerungen von drei Frauen, die seinerzeit Beziehungen mit koreanischen Studenten hatten, aus denen Kinder hervorgingen, die ebenfalls zu Wort kommen. Es sind Geschichten von Neugier, heimlichen Treffen und dem Besuch von Tanzveranstaltungen. Vor allem aber sind es tragische Geschichten über den Verlust des (Ehe-)Mannes und Vaters. Wo die Frauen von ihren Schwierigkeiten berichten, den Kindern die Abwesenheit ihrer Väter zu erklären, erinnern sich diese vor allem an Hänseleien wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens und ihrer seltsamen Familiennamen. Ina Garuer, geborene Sim, weiß noch heute, wie ihre Klassenkameraden sie immer spöttisch ansahen, sobald in der Schule das Lied „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ gesungen wurde, in dessen Refrain das Wort „Simsalabim“ vorkam.
Die in Südkorea geborene Dokumentarfilmerin Sung-Hyung Cho hat seit ihrem fulminanten Debüt mit „Full Metal Village“
(fd 38 103) mehrere Dokumentarfilme gedreht, die sich durch eine sehr humorvolle Sicht auf ihre deutsche Wahlheimat auszeichnen. Dieser Humor kommt hier allerdings nur in ein paar netten Animationen zum Tragen. Das Gerüst bilden vornehmlich die Aussagen der Protagonisten, die durch Bilder aus privaten Fotoalben und Bild-Dokumenten von Reisen nach Nordkorea ergänzt werden. Am Ende steht ein Gruppenbild der hinterbliebenen Mütter und Kinder kurz vor ihrer Abreise in das asiatische Land, wo sie ihre Ex-Männer, Väter und Halbgeschwister treffen. Die Reise selbst kommt im Film nicht vor, da der Regisseurin die Einreisegenehmigung verweigert wurde. Nichtsdestotrotz macht die Dokumentation, die in mancher Hinsicht an den ähnlich gelagerten Film „Bonne nuit Papa“
(fd 42 870) um kambodschanische Studenten in der DDR erinnert, deutlich, in welchem Maße auch heute noch private Lebenswege von den politischen Begebenheiten des Kalten Krieges geprägt sind.