Einen Kinofilm sowohl für Kinder als auch für Erwachsene wollte Oliver Schündler produzieren. Selbst Vater von vier Kindern, hatte er „nicht so richtig Lust auf noch mehr Kinderfilme, die Erwachsene nicht genießen, sondern erleiden“. Mit dem ersten Band von Cornelia Funkes „Gespensterjäger“-Buchreihe aus dem Jahr 1993, der noch vor ihrem internationalen Durchbruch entstand, hat er nun den geeigneten Stoff gefunden.
Erzählt wird die Geschichte des elfjährigen Einzelgängers Tom, einem ängstlichen Jungen, der immer noch an Gespenster glaubt und sich allein zu Hause fürchtet. Dass er von seiner älteren pubertierenden Schwester Lola deshalb verhöhnt wird, macht die Sache nur noch schlimmer. Auch dass die überfürsorglichen Eltern ihren Sohn durch Bewährungsproben abhärten wollen, hilft Tom nicht weiter.
Als Tom wieder einmal von seinem Vater in den dunklen Keller geschickt wird, um eine Flasche Wein zu holen, wird er von einem grünen Schleimgespenst namens Hugo erschreckt. Weil Tom niemandem aus seiner Familie von dieser Begegnung erzählen kann, wendet er sich an die alte Nachbarin Frau Kubicheck – und wird von dieser prompt an Hedwig Kümmelsaft vermittelt, die beste Gespensterjägerin der Stadt. Doch die hat im Moment andere Probleme. Seitdem sie vom Zentralen Gespensterjäger Institut gefeuert wurde, ist sie arbeitslos. Zudem kann sie Kinder nicht ausstehen, und als Tom ihr hastig vom grünen Schleimmonster erzählt, stuft sie das nur als mittelmäßig unheimliches Gespenst ein und setzt den Jungen vor die Tür. Immerhin rückt die Kümmelsaft ein Gespensterjäger-Handbuch heraus, und das benötigt Tom schon bald, als er allein zu Hause ist und plötzlich Hugo neben ihm sitzt. Entsprechend der Grundregeln des Gespensterjägers versucht der zu Tode erschreckte Junge, Hugo zu vertreiben. Mit dem Ergebnis, dass das schleimige Monster am nächsten Morgen neben ihm im Bett liegt. Das ist der Beginn einer innigen Freundschaft der beiden, die von nun an unglaubliche Abenteuer zu bestehen haben. Denn Hugo weiß nicht nur von einem urzeitlichen Eisgespenst, das die ganze Stadt bedroht, sondern schwebt auch selbst in großer Gefahr.
„Gespensterjäger“ ist eine aufwändig und sorgsam produzierte Abenteuerkomödie, bei der der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Comedian Tobi Baumann Regie geführt hat. Sein Film zeichnet sich durch gutes Gespür für Tempo und Rhythmus, aber auch für ein ausgewogenes Verhältnis von Komik und Ernsthaftigkeit aus, besonders was das Führen der Schauspieler betrifft. Mit leichter Hand inszeniert Baumann so eine Geschichte, in der es um das Überwinden kindlicher Ängste, die Akzeptanz von kleinen Persönlichkeiten, die nicht den Vorstellungen der Eltern genügen können, und vor allem um den Wert von Freundschaft geht. Das sind sicher keine neuen Themen, vor allem keine, die sich mit schwerwiegenden Problemen auseinandersetzen; aber das ist auch nicht die Intention des Filmteams. „Gespensterjäger“ soll unterhalten und Kinder in ihrem Tun bestärken. Beides gelingt dieser erfrischenden Produktion. Die Kinder kommen allemal auf ihre Kosten. Und die Erwachsenen? Einen größeren Erkenntnisgewinn werden sie nicht haben, dafür aber jede Menge Genuss.