Alle müssen sparen! Und so sitzen viele, die ihr Leben bei der Reederei und Bergungsfirma investiert haben, jetzt im Pub, ohne Arbeit oder Perspektive. Captain Robinson gehört zu ihnen. Nicht, dass er die elf Jahre als Verantwortlicher eines U-Boots und seiner Crew bereuen würde. Aber mehr als ein paar tausend Pfund hätte er als Abfindung schon erwartet. Immerhin ist über sein Engagement für die Firma Robinsons Ehe zu Bruch gegangen.
Es könnte alles zu Ende gehen – oder aber ein Wunder geschehen. Ein Wunder in Form von 180 Millionen Dollar in Goldbarren. Im Schwarzen Meer, wo während des Zweiten Weltkriegs ein U-Boot der Nazis mit dem Schatz von den Radarschirmen verschwand. Jetzt ist eine Spur aufgetaucht, irgendwo an der Küste Georgiens. Sagt man. Und „man“ hat ihn dafür auserkoren, die Leitung für die Bergungsoperation zu übernehmen. Vielleicht bekommt er mit dem ganzen Geld Frau und Kind zurück, die er immer noch so sehr liebt.
Also sagt er zu. Investoren sorgen für die Finanzierung und beschaffen ein russisches U-Boot, das so abgewrackt ist wie die Crew aus Russen und Engländern, die „man“ um Captain Robinson versammelt. Aber der Captain hat die Schale und das Nervenkostüm. Schließlich geht es auch dorthin, wo die Russen keinen Spaß verstehen, wenn sie einen im Verborgenen operierenden Eindringling erspähen.
Regisseur Kevin Macdonald macht viel richtig mit „Black Sea“. Er kokettiert nicht mit den Abenteuerfilmen aus Hollywood, in denen gutgelaunte coole Helden die Welt retten oder den Schatz finden und so agieren, als wüßten sie um das Drehbuch, in dem steht, dass sie als Held am Ende strahlen. „Black Sea“ zeigt keine Helden, sondern Menschen, die einer Chance nachjagen und denen zu verlieren nichts mehr ausmacht. Die Exposition lässt den Zuschauer spüren, nicht auf der sicheren Seite zu sein. Sie lässt zweifeln, ob alle aus dem „Abenteuer“ gestärkt hervorgehen. Das macht den Film spannend. So beginnt die Reise ins Ungewisse, und der Regisseur kann beruhigt mit den Versatzstücken des Subgenres „U-Boot-Thriller“ spielen: der Feind über den Köpfen, das Hoffnung und Missgunst fördernde Himmelfahrtskommando und immer wieder die Enge, die alle an den Rand des Wahnsinns treibt. Mcdonald gelingt das gut; nicht zuletzt dank seines Kameramannes Christopher Ross und des Filmkomponisten Ilan Eshkeri sowie des Hauptdarstellers Jude Law, dem man eine solche Physis gar nicht zugetraut hätte.
„Black Sea“ macht aber auch manches falsch, was vor allem am Drehbuch von Dennis Kelly liegt. Er würfelt eine Crew zusammen, wie man sie höchstens in räudigen Piratenfilmen der 1960er-Jahre finden würde. Eine solche Crew, die sich nicht einmal sprachlich versteht, engagiert man nicht für ein Unterfangen, von dem sich die Hintermänner ein Vermögen versprechen. Solchen Männern sagt man nicht, dass die Beute unter allen gleich aufgeteilt wird (der Kardinalfehler, der das Hauen und Stechen im Boot motiviert).
Dennoch ist es gut, dass solche realen, solitären Abenteuerfilme jenseits von Indiana Jones & Co. produziert werden. Henri-Georges Clouzot hätte sich über „Black Sea“ gefreut.