Am Morgen des 5. Mai 1993, einem heißen Frühsommertag, werden in West Memphis, Arkansas, drei achtjährige Jungs im angrenzenden Robin Hood-Wald gefunden. Nackt, misshandelt, verstümmelt. Die schockierende Tat lähmt die Kleinstadt jedoch nur kurze Zeit, denn erstaunlich schnell hat die Polizei einen Zeugen aufgetan. Ein kleiner Junge meint die Tat beobachtet zu haben, mit der sich der 17-jährige Jessie, der 16-jährige Jason und der 18-jährige Damien an Gottes Schöpfung versündigt haben. Auch ein Geständnis des 17-Jährigen, das seine beiden Freunde schwer belastet, lässt nicht lange auf sich warten. Die »Beweise« scheinen erdrückend: Die Clique ergötzt sich an Gewaltvideos, liebt Heavy-Metal-Musik und huldigt einem seltsamen Hexen-Kult. So heißt es. Der Prozess ist anberaumt, die Pflichtverteidiger sind gestellt, der Fall ist klar! Doch der angesehene Privatdetektiv Ron Lax, der von den Morden beiläufig erfährt, glaubt nicht an diese Eindeutigkeit, und er will nicht, dass noch drei weitere Jungs ums Leben kommen. Denn den Angeklagten droht die Todesstrafe.
So unglaublich der Fall auch klingt, ist er doch wahr. Seit den Tagen im Mai 1993 verfolgten die Filmemacher Joe Berlinger und Bruce Sinofsky den Fall. Drei abendfüllende Dokumentarfilme (die »Paradise Lost«-Trilogie) sind in 15 Jahren daraus entstanden, die einen der ungeheuerlichsten Fälle der US-amerikanischen Justizgeschichte sezieren. Nun hat sich auch Atom Egoyan dieses Stoffes angenommen, um ihn fürs Kino zu fiktionalisieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn die monströsen Ereignisse, die schlampigen Ermittlungen, all die Vorverurteilungen und unterschlagenen Beweismittel bürden einem Spielfilm eine schwere Last auf. Zwar mühen sich Reese Witherspoon als Mutter eines der Opfer und Colin Firth als Ermittler um emotionale Differenziertheit, doch wirken sie seltsam verkrampft und ratlos. Auch changiert der formal perfekt produzierte, durchaus fesselnde Gerichtsfilm eigentümlich haltungslos zwischen Opfern und vermeintlichen Tätern, so als gelte es zwischen beiden abzuwägen. Dabei ist es hier die Justiz, die auf die Anklagebank gehört, weil sie auf beiden Seiten nur Opfer hinterlassen hat.