„Ich habe absolut keine Ahnung“, räumt Nima Arkani-Hamed schmunzelnd ein, welchen Gewinn die Menschheit von der Jagd nach Higgs-Bosom-, auch Gottesteilchen genannten Elementarbausteinen denn zu erwarten habe. Allerdings, so der US-amerikanische Professor der Theoretischen Physik, habe man bei der Entdeckung der Radiowellen auch noch nicht an Hörfunk gedacht. Das Projekt, das bei einer Veranstaltung im kalifornischen Berkeley verhandelt wird, ist das spektakulärste und teuerste Experiment, das Physiker jemals durchgeführt haben. In 20-jähriger Bauzeit fertigten Spezialisten aus aller Welt in der Nähe des Schweizer Kernforschungszentrums CERN eine gigantische Maschinerie mit einer ringförmigen, unterirdischen Röhre von mehr als 26 Kilometer Länge und einem imposanten, mehrere Stockwerke hohen Teilchenbeschleuniger. Doch wozu dient der gigantische Aufwand? Um endlich jenes winzige Higgs-Bosom zu entdecken, das für die Struktur aller Materie verantwortlich sein soll.
Um genau zu verstehen, was die hochspezialisierten Wissenschaftler in der Schweiz im Detail treiben, müsste man wohl ein entsprechendes Studium absolviert haben. Zum Glück unternimmt der Dokumentarfilm von Mark Levinson erst gar nicht den Versuch, in die Geheimnisse der Teilchenphysik einzuweihen. Vielmehr hält sich der in Physik promovierte Filmemacher in erster Linie an ein halbes Dutzend Wissenschaftler, die mit dem Projekt befasst sind und sich vor allem durch eine Eigenschaft auszeichnen: Sie brennen für das, was sie tun.
Mehr als fünf Jahre hat Levinson sie bei ihren Arbeiten am CERN begleitet. Der Film beginnt mit den Vorbereitungen für den ersten Testlauf des Teilchenbeschleunigers im Jahr 2007, verfolgt die nervöse Anspannung der Forscher vor dem Startsignal und den kollektiven Jubel nach dem positiven Ergebnis; die Kamera ist aber auch dabei, als die Euphorie wenig später in Frustration umschlägt, weil ein Defekt eine zweijährige Abschaltung und Reparatur der Maschinerie erforderlich macht. Die unkommentierte Dokumentation endet mit dem Triumph im Jahre 2012, als die Physiker einem versammelten Auditorium erklären können, dass man nach Auswertung aller Daten das gesuchte Teilchen aller Wahrscheinlichkeit nach entdeckt habe.
Obwohl die „Up und Downs“ in CERN schon eine gewisse Dramaturgie vorgeben und der gigantische Apparat für einige Schauwerte sorgt, sind es doch in erster Linie die (Haupt-)Protagonisten, die „Particle Fever“ für Normalsterbliche sehenswert machen. Einige von ihnen begleitet der Filmemacher auch nach Feierabend und lässt sich von ihnen erzählen, wie sie wurden, was sie sind und woher ihre Begeisterung für die Frage stammt, was die Welt – rein materiell – im Innersten zusammenhält.