Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

4K UHD | Neuseeland/USA 2014 | Kinofassung: 144 [DVD: 138 (= BD: 144)] Langfassung: 164 [DVD: 157 (= BD: 164)] Minuten

Regie: Peter Jackson

Der dritte Teil von Peter Jacksons Fantasy-Drama um die Quest des Hobbits Bilbo und seiner Zwergen-Gefährten knüpft unmittelbar an den Kampf mit dem Drachen Smaug an, der die Zwerge aus dem Berg Erebor vertrieb. Nach dem Sieg über das Ungetüm droht die Gier nach den Schätzen im Berg in einen Krieg zwischen Zwergen, Menschen und Elben zu münden. Erst der Aufmarsch einer von Sauron mobilisierten Ork-Armee lässt aus Gegnern Verbündete werden. Das Finale der Saga glänzt als fulminantes Fantasy-Kino voller Schlachtenpanoramen und Actionszenen, das die Figuren, ihre inneren Konflikte und emotionalen Beziehungen nie aus dem Blick verliert. Tolkiens Kinderbuch wandelt sich so zur Kriegstragödie, die auch Raum für die Trauer um verlorene Leben lässt. Extended Version: Arkenstein, das Königsjuwel, dessen Wiederbeschaffung immerhin ein zentrales Movens der „Hobbit“-Trilogie darstellt, ging in der Kinoversion von „Die Schlacht der fünf Heere“ sang- und klanglos im Schlachtgetümmel unter. In der „Extended Edition“ klärt Peter Jackson über den Verbleib des Kleinods auf: Es wird zusammen mit dem gefallenen Zwergenkönig Thorin Eichenschild am Ende feierlich aufgebahrt – im Rahmen einer Bestattungsszene für Thorin und seine Neffen, die als meditativer, melancholischer Abschluss noch einmal alle Helden versammelt, bevor sich die Gemeinschaft wieder auflöst und Hobbit Bilbo in seine Heimat zurückkehrt. Ansonsten sind die 20 zusätzlichen Minuten, die Jackson dem Abschluss seines Epos gönnt, alles andere als meditativ. Die deutlichste Erweiterung gilt einer spektakulären Hit-and-Run-Szene, die mit der Fässerritt-Sequenz aus „Smaugs Einöde“ wetteifert und zeigt, wie Thorin und seine besten Kämpfer vom Schlachtfeld vor den Toren Erebors auf den Rabenberg gelangen – eine furiose, recht blutige Streitwagen-Sequenz, die inspiriert ist von Jacksons Kindheitserinnerungen an italienische Sandalenfilme. Wichtiger als dieses Spektakel sowie ein zusätzlicher Legolas-Stunt sind Szenen, die ansonsten eher marginalisierten Figuren kleine, aber feine Auftritte gönnen: das schmähliche, aber höchst komische Ende von Alfrid Lickspittle oder die Episode, in der Zwerg Bifur die alte Axtklinge, die ihm seit Jahren im Schädel steckt, doch noch loswird. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES
Produktionsland
Neuseeland/USA
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
New Line Cinema/MGM/WingNut Films/3Foot7
Regie
Peter Jackson
Buch
Fran Walsh · Philippa Boyens · Peter Jackson · Guillermo del Toro
Kamera
Andrew Lesnie
Musik
Howard Shore
Schnitt
Jabez Olssen
Darsteller
Martin Freeman (Bilbo Beutlin) · Richard Armitage (Thorin Eichenschild) · Ian McKellen (Gandalf der Graue) · Evangeline Lilly (Tauriel) · Luke Evans (Bard)
Länge
Kinofassung: 144 [DVD: 138 (= BD: 144)] Langfassung: 164 [DVD: 157 (= BD: 164)] Minuten
Kinostart
11.12.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
4K UHD | Abenteuer | Fantasy | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Der Film in seinen drei Fassungen (Kino-, 3D- und Extended-) ist in einer Vielzahl von unterschiedlichen Umverpackungen erschienen. Die Standardausgabe (DVD & BD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Hingegen enthalten die 5-Disk Extended Editions auf DVD und BD eine Fülle von bemerkenswerten Extras: Brillant sind die Bonusmaterialien, die als Teil 11 und 12 der „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Making-ofs in mehr als neun Stunden Laufzeit verschiedene Aspekte der Produktion beleuchten. Während Teil 11 mehr oder minder chronologisch die Dreharbeiten begleitet, widmet sich Teil 12 der Postproduktion sowie der Konzeption der titelgebenden „Schlacht der fünf Heere“, verschiedener Figuren und Schauplätze – ein faszinierender Einblick in die Sorgfalt und Hingabe, mit der dem fiktiven Kosmos von Mittelerde sichtbare Gestalt gegeben wird, aber auch in die diversen Inspirationsquellen und kulturgeschichtlichen Vorbilder, bei denen sich die Macher bedienten. Insgesamt ist dies vor allem eine Hommage an die vielen Filmhandwerker und Künstlerpersönlichkeiten, die neben Peter Jackson und seinen Co-Autorinnen Philippa Boyens und Fran Walsh an den Filmen mitgearbeitet haben. Eine ganz spezielle Verbeugung gilt Andrew Lesnie, dem australischen Kameramann, mit dem Jackson seit der „Herr der Ringe“-Trilogie all seine Filme drehte und der im April 2015 starb. Die 5-Disk Extended Editions sind mit dem Silberling 2015 ausgezeichnet. Die 4K UHD-Box enthält den neu gemasterten Film als Kino- und Extended-Fassung in überragender Bild- und Tonqualität, jedoch ohne jegliches Bonusmaterial.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl./dt.) 4K: Warner (16:9, 2.35:1, dolby_ATMOS engl., dts-HDMA7.1 dt.)
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Grandioser Abschluss der Tolkien-Peter-Jackson-Trilogie.

Diskussion
„Das war ein bitteres Abenteuer, wenn es so enden muss. Und nicht ein Berg von Gold kann es gutmachen“: Dieses Fazit legt J.R.R. Tolkien im „Hobbit“ (1937) seinem Helden Bilbo nach der „Schlacht der fünf Heere“ in den Mund, jener finalen Auseinandersetzung zwischen Zwergen, Menschen und Elben auf der einen und Orks und Wargs auf der anderen Seite, in die Bilbos Mission mit dem Zwergenfürsten Thorin Eichenschild und seinen zwölf Gefährten mündet. Neben Bilbos Stolz über seine Teilhabe an Thorins Fahrt steht die Klage über die Verluste an Zwergen-, Menschen- und Elbenleben sowie der Eindruck einer großen Sinnlosigkeit: Wäre es nicht besser gewesen, wenn der Drache Smaug auf seinen Schätzen sitzen geblieben wäre, anstatt all diese Leben im Kampf um den Berg Erebor und das in ihm gehortete Gold zu opfern? Das fragt sich nicht nur Bilbo, sondern auch der Leser. Tolkien hat diese desillusionierende Sicht später revidiert: Im „Herr der Ringe“ (1954/55), der unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs entstand, erfahren Thorins Unternehmen und die Schlacht um den Einsamen Berg vor dem Hintergrund des „Ringkrieges“ gegen Sauron eine Apotheose: Die Rückeroberung des Erebor hatte sehr wohl einen Sinn, weil dadurch das Vordringen Saurons in die freien Länder des Westens gebremst und im Erebor ein starkes Bollwerk gewonnen wurde, in dem die Zwerge dann im „Ringkrieg“ dem Ansturm der bösen Mächte trotzen. Es ist interessant, wie sich Peter Jacksons dritter „Hobbit“-Film zu diesen Tolkien’schen Interpretationsansätzen verhält. Einerseits übernimmt er – das war bereits in den beiden ersten Teilen angelegt – Tolkiens nachträgliche „Sinnstiftung“: Die strategische Bedeutung Erebors im Widerstand gegen Sauron wird thematisiert und der Kampf gegen den dunklen Lord auf seiner Festung Dol Guldur in die Handlung integriert, was auch dafür sorgt, dass Jackson mit den „Hobbit“-Filmen einen Bogen zu seiner ersten Tolkien-Trilogie schlägt. Andererseits fügt er diese Aspekte jedoch so in die Struktur von „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ ein, dass sie nicht als tröstende Apotheose am Ende stehen, sondern sie gipfeln bereits im ersten Drittel im Kampf des „Weißen Rates“ gegen Sauron auf Dol Guldur. Die „Schlacht der fünf Heere“ und die Trauer um die Gefallenen folgen erst danach und bleiben als das niederschmetternde Erlebnis stehen, als das Bilbo sie im Buch wahrnimmt. Jackson forciert sogar noch die Tragik der Ereignisse, indem er diejenigen aus Thorins Zwergengruppe, die ihr Leben lassen müssen, zuvor viel stärker als der Roman zu Identifikationsfiguren aufbaut und ihnen große Sterbeszenen gönnt, die an emotionaler Wucht derjenigen von Boromir in „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ (fd 35 197) in nichts nachstehen. Einmal mehr gelingt es Jackson und seinem Team, bombastisches, Effekte-gesättigtes Spektakel-Kino zu schaffen, ohne darüber die Figuren oder die thematischen „roten Fäden“ aus dem Blick zu verlieren; den großen Schlachtenpanoramen und Action-Feuerwerken werden intime Momente zur Seite gestellt, in denen sich die inneren Konflikte und die emotionalen Beziehungen zwischen den Protagonisten entfalten. Nach zwei „Shoot-outs“, die den heroischen Auftakt des Films bilden – Bards Kampf gegen den in Seestadt brandschatzenden Smaug und der Kampf auf Dol Guldur –, nimmt sich der Film ausgiebig Zeit, die höchst explosive politische Situation zu erkunden: durch Thorins „Drachenkrankheit“, seine Goldgier und seinen Egoismus, scheint der glückliche Sieg über Smaug alsbald in einen Krieg zwischen Zwergen, Elben und Menschen zu münden, bis der Angriff eines Ork-Heeres doch noch (fast) alle zur Vernunft und zur Überwindung der eigenen Ressentiments und Begehrlichkeiten zwingt und zu Verbündeten macht. Doch selbst für die vereinten Kräfte erweisen sich die Orks und Monster unter der Führung von Thorins Erzfeind Azog als furchtbare Gegner. War schon das Ende der „Herr der Ringe“-Trilogie von Melancholie geprägt, so entlässt die „Hobbit“-Trilogie mit einem Schluss, der noch weiter von einem Happy End entfernt ist. Guillermo Del Toro, der ursprünglich die Regie bei „Der Hobbit“ übernehmen sollte und am Drehbuch mitwirkte, hat in einem Interview verraten, dass er Tolkiens Kinderbuch vor allem vor dem Hintergrund von dessen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg verstehe und Bilbos Quest als Reise vom Licht ins Dunkle, von der Unschuld in die Desillusionierung – eine Deutung, die im Finale deutlich erhalten geblieben ist.
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