Für Ingmar Bergman waren jene Jahre ab 1965 auf Fårö nur eine, wenn auch besondere Episode in seinem Leben. Er hatte schon zwei Ehen hinter sich, und drei standen noch aus. Mit seinen 46 Jahren zählte er zu den wichtigen Filmemachern des Weltkinos; er hatte „Wilde Erdbeeren“, „Die Jungfrauenquelle“ und „Das Schweigen“ inszeniert und eigentlich alles erreicht. Vielleicht sehnt er sich deshalb nach etwas jenseits des Trubels. Liv Ullmann hingegen stand mit ihren 26 Jahren erst am Anfang ihrer Karriere. Sowohl privat als auch beruflich eher extrovertiert, hatte sie gewiss keine Sehnsucht nach einem Mann, den es in die Einsamkeit einer kleinen schwedischen Insel in der Ostsee zog. Doch Gegensätze ziehen sich scheinbar an, und so war es wohl auch in der Beziehung zwischen Ullman und Bergman. Ihre schmerzhafte Seelenverwandtschaft zwischen dem Abgründigen und Empathischen formte in vier innigen Beziehungsjahren aus Liv Ullmann eine nachdenkliche, starke Persönlichkeit. „Ingmar Bergman hat mich sehr verletzt, und ich habe ihn auch sehr verletzt. So ist es immer: Wir verletzen uns gegenseitig. Aber es war meine Entscheidung“, gab Ullmann im Herbst 2013 in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung über ihre Beziehung mit Bergman preis.
Von dieser Zeit und ihrer tiefen Zuneigung zueinander handelt auch der Dokumentarfilm „Liv & Ingmar“, den der indische Regisseur Dheeraj Akolkar zusammen mit Stig Björkman realisierte. Der Film ist keine der üblichen Stationenrevuen zweier Karrieren, sondern ein von Liv Ullmann getragener, berührender, höchst subjektiver und mitunter auch sentimentaler „Blick zurück“ auf die wichtigste Begegnung in dem Leben der inzwischen über 70-jährigen Frau. Eine virtuose Visualisierung langer, wohl bedachter Erinnerungen an jene Jahre, in denen sie und Ingmar Bergman Leben und Karriere teilten.
Über weite Strecken ist Liv Ullmann, während sie diese Erinnerung mit den Filmemachern (und dem Publikum) teilt, gefasst, wirkt fast überinszeniert, wenn sie am Fenster sitzt oder über Fårö schlendert und erzählt, wie es einst war, mit dem Kampf gegen die Einsamkeit oder der Dominanz, aber auch der Zärtlichkeit von Bergman. Sie rezitiert aus dem Off aus ihrem autobiografischen Buch „Changing“ (1977), gibt aber auch Einblick in die Briefe, die ihr Bergman in jenen schwierigen Jahren bis zur Trennung 1969, aber auch danach noch, schrieb.
Die beiden waren nie verheiratet und sind immer enge Freunde geblieben. Am Ende des Films weiß man auch, warum.