Dokumentarfilm | Deutschland 2012 | 86 Minuten

Regie: Marcus Vetter

Luis Moreno Ocampo hat sich in seiner Heimatstadt Buenos Aires einen Namen als unbestechlicher Assistent des Staatsanwalts in den Prozessen gegen die argentinische Militärjunta gemacht. Von 2003 bis 2012 führte er die Anklage im Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Der spannende, furios komponierte Dokumentarfilm ist das bemerkenswerte Porträt eines unbequemen Streiters, das trotz der mitunter gefälligen Inszenierungsweise nie die Ernsthaftigkeit seines Sujets aus den Augen verliert. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Filmperspektive/SWR/NDR/arte/C-Films
Regie
Marcus Vetter · Michele Gentile
Buch
Marcus Vetter · Michele Gentile
Kamera
Christian Haardt · Michele Gentile
Musik
Sven Kaiser
Schnitt
Michele Gentile · Marcus Vetter
Länge
86 Minuten
Kinostart
02.05.2013
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Ist sie es wirklich? Doch ja, bei der Frau, die da durch die schmucklose Büroetage stöckelt, handelt es sich unverkennbar um Angelina Jolie. Doch der Hollywood-Star spielt in diesem Dokumentarfilm nur eine Nebenrolle. Und eigentlich nicht einmal das. Der Hauptakteur heißt Luis Moreno Ocampo, der bis Juni 2012 als Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag fungierte. Jenem Weltgericht, der 2002 ins Leben gerufen wurde, um Kriegsverbrechen auch dort zu verfolgen, wo die örtliche Justiz dazu nicht willens oder fähig ist. Vorausgesetzt, das Land gehört zu jenen 121 Staaten, die das ICC inzwischen anerkannt haben. Großmächte wie Russland, China und die USA haben sich dazu bislang noch nicht durchringen können. Der Dokumentarfilm von Marcus Vetter gibt detaillierte Einblicke in die mühselige Arbeit des Gerichts und hält sich dabei eng an dessen Chefankläger. Ocampo hat die Filmemacher im Laufe der dreijährigen Arbeit überraschend nah an sich heran gelassen. So sieht man den meist gut gelaunten Mann nicht nur im Büro oder am Steuer seines Autos, sondern auch in seiner Privatwohnung, wo er selbst bei der Zubereitung des Frühstücks unaufhörlich telefoniert und den Bildschirm seines Notebooks nicht aus den Augen lässt. Hinsichtlich der Verhandlungen am ICC konzentriert sich das Geschehen auf das Verfahren gegen den kongolesischen Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo, dem die skrupellose Rekrutierung von Kindersoldaten zur Last gelegt wurde. Der Film endet mit dem Tag seiner Verurteilung, der zugleich Ocampos letzter Arbeitstag in Den Haag ist. Zwischendurch geraten aber auch andere Konfliktherde in den Fokus. Einer palästinensischen Delegation, die Ermittlungen gegen Israel verlangt, erklärt Ocampo geduldig, dass er nichts tun könne, solange Palästina von der UN nicht als Staat anerkannt sei (was zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch nicht der Fall war). Zudem begleiten die Filmemacher Ocampo und seinen Tross auf einer Reise nach Libyen, wo er sich auf dem Höhepunkt der Revolution mit Oppositionellen trifft. Von einigen Interviews mit dem Hauptakteur abgesehen, bleiben die Autoren in der Beobachterrolle, verfolgen das wuselige Treiben in den Büros und die zähe Verhandlung im Gerichtsaal. Ocampo hat ihnen überdies großzügigen Zugang zu den Archiven des ICC gewährt und Videos überlassen, die dem Gericht zur Beweisführung dienten. Einzelne, eingeschnittene Sequenzen, in denen die Rekrutierung von Kindersoldaten in Afrika zu sehen ist, sind in ihrer Brutalität nur schwer zu ertragen. Auch wenn es bisweilen verwirrend ist, wer da in welcher Funktion im Gericht alles mitredet, gewährt die unkommentierte Dokumentation interessante, mitunter auch spannende Einblicke in die Arbeit des Strafgerichts. Und Angelina Jolie? Die reist zum Tag der Urteilsverkündung gegen Thomas Lubanga Dyilo an, hält ein Schwätzchen mit Luis Moreno Ocampo und ist anschließend im Gerichtssaal dabei, um ihr Engagement gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten zu demonstrieren und das ICC werbewirksam zu unterstützen. Eine Nebenrolle.
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