Porträt der chilenischen Malerin, Bildhauerin und Sängerin Violeta Parra (1917-1967), die in den 1950er-Jahren mit Mitteln der Volksmusik gegen gesellschaftliche Vorurteile, Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit kämpfte. In einer assoziativen "Spirale" werden verschiedene Facetten und Lebensbereiche einer ebenso exzentrischen wie vitalen Frau verknüpft, wobei der Dokumentarfilm vor allem auch ihrer Musik ein Denkmal setzt.
- Ab 14.
Violeta Parra
Biopic | Chile/Argentinien/Brasilien 2011 | 110 Minuten
Regie: Andrés Wood
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Filmdaten
- Originaltitel
- VIOLETA SE FUE A LOS CIELOS
- Produktionsland
- Chile/Argentinien/Brasilien
- Produktionsjahr
- 2011
- Produktionsfirma
- Andrés Wood Prod./ANCINE/Maíz Prod.
- Regie
- Andrés Wood
- Buch
- Eliseo Altunaga
- Kamera
- Miguel Ioann Littin Menz
- Musik
- Violeta Parra
- Schnitt
- Andrea Chignoli
- Darsteller
- Francisca Gavilán (Violeta Parra) · Thomas Durand (Gilbert Favre) · Christian Quevedo (Nicanor Parra) · Gabriela Aguilera (Hilda Parra) · Roberto Farías (Luis Arce)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
- 29.11.2012
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Biopic
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Violeta Parra (1917-1967) ist eine Ikone der chilenischen Linken, aber auch der chilenischen Kultur schlechthin. Sie verkörpert die Verbindung zwischen populären Kunst, Folklore und der Kultur des ländlichen, armen Chile gegen eine Klassengesellschaft mit starken rassistischen Vorurteilen. Als sie in einem Fernsehinterview einmal mehr auf ihre indigene Herkunft und eine vermeintlich kommunistische Ideologie festgelegt werden sollte, entgegnete sie auf die Frage, ob sie Kommunistin sei: „Ich bin so eine starke Kommunistin, dass mein Blut rot fließen würde, wenn mich eine Kugel träfe.“ Auf die Replik „Das ist doch normal, das würde mir auch passieren“, antwortete sie: „Dann willkommen Genosse!“
Andrés Wood erzählt die Lebensgeschichte Violeta Parras nicht linear, sondern entwickelt ihre Vita fast spiralenförmig – ihren Selbstmord, die frühe Kindheit, die ersten Auftritte, ihre Auslandsaufenthalte, ihre Triumphe in Polen oder Paris, wo sie als einzige Lateinamerikanerin eine Ausstellung ihrer Bilder im Louvre eröffnen konnte, ihre Liebesaffären und Leidenschaften. Hauptdarstellerin Francisca Gavilán verkörpert Parra überzeugend und eindringlich: ihre Wildheit, ihre schroffen Momente, aber auch ihre Sensibilität. Sie zeigt eine Frau, die das Leben und die Menschen in allen Extremen und in allen Farben suchte, eine Exzentrikerin zwischen herzlichem Lachen und abgründiger Traurigkeit, zwischen Liebe und Hass, mit abgearbeiteten Händen, schmutzigen Fingernägeln, der Erde verbunden und voller Zärtlichkeit. Auf die Frage, was sie wählen würde, wenn sie sich zwischen Musik, Malerei oder Bildhauerei entscheiden müsste, bekannte sie: „Die Menschen, immer die Menschen, denn daher kommt meine ganze Inspiration.“
Der Film setzt Violeta Parra auch ins Verhältnis zu ihrem Land, zu den Landschaften, den kargen, lehmigen Pfaden im Hochgebirge, aber auch zu den Minengebieten im Norden Chiles. Er zeigt ihr Bemühen um die traditionelle chilenische Kultur: Sie zog über die einsamen Bergdörfer, um die traditionellen Lieder der einfachen Leute aufzuschreiben. Seinen Höhepunkt fand ihr künstlerisches Schaffen in einem großen Konzertzelt, in dem sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte und den Besuchern Konzerte, Essen und, natürlich, Wein anbot. Der Film erzählt aber auch vom Widerstand der Künstlerin gegen die reaktionäre chilenische Klassengesellschaft, wie sie beispielsweise dagegen aufbegehrt, dass sie nach einem Konzert vor chilenischen Großbürgern, ihrer indigenen Herkunft wegen, zum Essen in die Küche geschickt werden soll. Der Kampf gegen Vorurteile, soziale Ungerechtigkeit, aber auch gegen das Altern gehörte genauso zu ihrem Leben wie die Musik, ein Kampf, den sie nicht gewinnen konnte. Eines ihrer bekanntesten Lieder, „Gracias a la vida“, wird heute meistens der kommerziell geschickteren argentinischen Sängerin Mercedes Sosa zugerechnet. Es ist das große Verdienst von Regisseur Andrés Wood, dass er die vielschichtige Figur der chilenischen Künstlerin und ihre wunderbare Musik einem breiten Publikum bekannt macht.
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