Ein 30-jähriger Mathematiker aus Mailand kann sich nach dem Studium nur mühsam über Wasser halten, jobbt in einem Büro, teilt sich mit einem Freund ein Apartment und wird von seiner Freundin verlassen. Er lernt zwei völlig konträre Frauen kennen, die ihn beflügeln, allerdings auf eine Entscheidung drängen. Eine sympathische Liebeskomödie voller klug-ironischer Dialoge und erfrischender Darsteller, die den genretypischen Figuren viel Leben und Persönlichkeit einhauchen. Vom (gesellschafts-)kritischen Ton der literarischen Vorlage ist dabei freilich nicht viel mehr als das Mailander Prekariat übrig geblieben. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Die 1000 Euro-Generation
Komödie | Italien 2009 | 101 Minuten
Regie: Massimo Venier
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Filmdaten
- Originaltitel
- GENERAZIONE MILLE EURO
- Produktionsland
- Italien
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- RAI Cinema/Andrea Leone Films
- Regie
- Massimo Venier
- Buch
- Massimo Venier · Federica Pontremoli
- Kamera
- Italo Petriccione
- Musik
- Giuliano Taviani · Carmelo Travia
- Schnitt
- Carlotta Cristiani
- Darsteller
- Alessandro Tiberi (Matteo) · Valentina Lodovini (Beatrice) · Carolina Crescentini (Angelica) · Francesco Mandelli (Francesco) · Francesco Brandi (Faustino)
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- 19.07.2012
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Bücher, bei denen im Titel das Wort „Generation“ vorkommt, sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Wer eine komplette Altersgruppe über einen Kamm schert, der hat gewöhnlich nah am Klischee gebaut. Doch die Italiener Alessandro Rimassa und Antonio Incorvaia trafen mit ihrem Roman „Generazione mille euro“ offenbar den Nerv der Zeit; der 2005 im Dezember im Internet veröffentlichte Text wird mittlerweile als „Kultbuch“ gehandelt. Die „Helden“ ihres Buchs sind junge, akademisch gebildete Menschen, die sich mit Gelegenheitsjobs, befristeten Verträgen und wenig Geld über Wasser halten: das moderne Prekariat. Der Mailänder Regisseur und Drehbuchautor Massimo Venier nahm sich dieser exemplarischen Sozialstudie an, die den Stoff für ein lebensnahes Drama in neorealistischer Tradition geboten hätte, verwandelte sie jedoch in eine romantische Genrekomödie, eine Art „Notting Hill“ (fd 33 730) mit norditalienischem Studenten-Flair. Vom Anspruch einer kritischen Gesellschaftsanalyse ist dabei kaum etwas übrig geblieben; vielmehr will Venier einfach „nur“ unterhalten, was ihm auch furios gelingt, wenngleich der Film Existenzängste zur sozialromantischen Kulisse degradiert.
Die Handlung hat wenig Überraschendes zu bieten. Protagonist Matteo lebt in Mailand, ist Anfang 30 und Mathematiker. Er hält Vorträge an der Uni und jobbt als Marketing-Angestellter im Großraumbüro eines gesichtslosen Konzerns. Sein Monatsgehalt: knapp 1.000 Euro. Weil er sich keine eigene Wohnung leisten kann, teilt er sich ein Appartement mit seinem besten Freund Francesco, einem chaotischen Einzelgänger, der leidenschaftlich gerne Playstation und Basketball spielt und dem im Film vor allem die Aufgabe zukommt, den charmanten und gutaussehenden Matteo noch besser aussehen zu lassen. Im Wohnzimmer der WG tropft es derart stark durchs Dach, dass der Wassereimer eines Tages durch den Fußboden kracht und direkt neben dem verdutzten Nachbarn in der Wohnung darunter aufschlägt. Das Loch entwickelt sich zum Running Gag. Es wird immer größer, und immer öfter erhält der nette alte Nachbar unerwarteten Besuch von oben. Deutlich besser als zu Hause läuft es für Matteo bei der Arbeit. Während ein Kollege nach dem anderen entlassen wird, flirtet er mit der attraktiven Marketing-Chefin Angelica. Einer gemeinsamen Karriere stünde nichts im Wege, würde sich Matteo nicht ausgerechnet auch noch in die neue Mitbewohnerin verlieben, die bei ihm und Francesco einzieht. Die bodenständige Beatrice träumt von einer Stelle als Lehrerin und verkörpert so etwas wie den tiefgründigen Gegenentwurf zur oberflächlichen Angelica. Immerhin sind beide Frauen hübsch und irgendwie sympathisch, weshalb sich Matteo entscheiden muss: zwischen Mailand und Barcelona, Angelica und Beatrice, Mathematik und Marketing.
Man braucht kein Filmfreak zu sein, um zu ahnen, wie das endet. Die Qualität im Genrekino hängt ja nicht davon ab, was erzählt wird, sondern wie es auf der Leinwand umgesetzt wird. Eine Romantic Comedy aus dem Mailänder Prekariat ist zumindest mal anders getönt. Erdiges Braun und eine dürftige Ausleuchtung prägen die Optik; die Zeiten sind alles andere als rosig. Dass man Mailand zwischen all den WG- und Hotelzimmern, Hörsälen und Konferenzräumen kaum zu Gesicht bekommt, ist allerdings schade. Das große Plus des Films sind indes die Schauspieler. Auch wenn Hauptdarsteller Alessandro Tiberi durchaus als Double von Elijah Wood durchgehen würde, ist es überaus erfrischend, dass sich einmal nicht die üblichen Hollywood-Gesichter durchs urbane Liebeschaos kämpfen. Vor allem gehen die Darsteller so ungezwungen in ihren Rollen auf, dass sie die genretypisch konstruierten Figuren in eigenständige, glaubhafte Persönlichkeiten verwandeln. Die klugen, witzigen und ironischen Dialoge, in denen sie sich bisweilen indirekt auch über den Film lustig machen, tragen das ihre dazu bei, der sympathischen Liebeskomödie eine charakteristische Note zu verleihen. Schade nur, dass die Wirtschaftskrise im wahren Leben selten so viel Spaß macht.
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