Eine alleinerziehende Mutter dreier Mädchen betreibt im Ruhrgebiet recht erfolglos die Imbiss-Bude ihres verstorbenen Vaters, der ihr das Geheimrezept für eine besondere Currywurst-Sauce vererbte. Als sie erschöpft zur Kur muss, nehmen die drei Schwestern selbstbewusst und engagiert ihren Alltag in die eigenen Hände, was angesichts ihrer unterschiedlichen Träume und Ziele mit manchen Konflikten verbunden ist. Unterhaltsamer, ruhig und entspannt erzählter Familienfilm um drei sympathische Mädchen, dessen wendungsreiche Geschichte spielerisch Themen wie Aufrichtigkeit, Freundschaft und Solidarität anspricht.
- Ab 8.
Pommes essen
- | Deutschland 2011 | 85 (24 B./sec.)/82 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Tina von Traben
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2011
- Produktionsfirma
- Dagstar*Film/KIOSK Film
- Regie
- Tina von Traben
- Buch
- Tina von Traben · Rüdiger Bertram
- Kamera
- Ralf M. Mendle
- Musik
- Markus Aust · Roman
- Schnitt
- Nicole Kortlüke
- Darsteller
- Luise Risch (Patty Frey) · Marlene Risch (Selma Frey) · Tabea Willemsen (Lilo Frey) · Thekla Carola Wied (Besjana Simicics) · Anneke Kim Sarnau (Frieda Frey)
- Länge
- 85 (24 B.
sec.)
82 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 12.07.2012
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 8.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Über die Entdeckung der Currywurst gibt es so manche Legende. Zu Berlin-Charlottenburg und dem Hamburger Großneumarkt kommt nun mit Duisburg ein weiterer Ort hinzu, an dem sie „erfunden“ worden sein soll – zumindest die beste Currywurst-Sauce der Welt stammt laut „Pommes Essen“ aus dem Ruhrgebiet, und zwar aus Freys Feyner Imbiss, den Frieda, alleinerziehende Mutter dreier Mädchen, von ihrem verstorbenen Vater übernommen hat. Während der alte Frey die hungrigen Zechenarbeiter seit den 1950er-Jahren erfolgreich mit der „feynen“ Essware versorgte, dümpelt das Geschäft heutzutage mehr schlecht als recht dahin; da hilft es auch nicht, dass Frieda das geheime Saucenrezept exklusiv vom Vater geerbt hat, während ihr enttäuschter Bruder Walther leer ausging. Zwar hat sich Walther mit der Fast-Food-Kette „Pommes-King“ erfolgreich selbstständig gemacht – doch mit Vaters Sauce könnte ihm das Ruhrgebiet gehören! So setzt er alles daran, das Geheimrezept zu bekommen, doch Frieda bleibt halsstarrig und hält die väterliche Tradition aufrecht, auch wenn sie mit der liebevoll altmodischen Pommes-Bude sich und ihre Töchter Patty, Selma und Lilo kaum durchbringen kann. In der Nacht vergießt sie still und heimlich (aber von den Mädchen doch entdeckt) Tränen, und als sie eines Tages körperlich schlapp macht und zur Kur muss, sind die Kinder auf sich selbst gestellt. Was für die selbstbewussten Mädchen eine willkommene Chance ist: Endlich dürfen sie beweisen, dass sie längst auf eigenen Füßen stehen, die Schule ebenso meistern können wie den Wurstverkauf in Mutters Bude. Patty, mit 15 Jahren die Älteste, hat freilich andere Ziele: Sie will Star-Köchin werden und ergreift die Chance, in einem Düsseldorfer Spitzenrestaurant zu volontieren. Ein Kraftakt, mit dem sie die geschwisterliche Solidarität sprengt und für Konflikte sorgt. Und das ausgerechnet, als sich Selma und Lilo im Namen ihrer ahnungslosen Mutter um das vakante Catering im Duisburger Fußballstadion bewerben – und das auch noch erfolgreich!
Wie sich die Mädchen zanken und versöhnen, manche Katastrophe erleben und den einen oder anderen Tiefschlag wegstecken müssen, wie sie in einer russischen Schrottplatzbetreiberin eine Verbündete finden und alle Intrigen ihres Onkels abwehren, das ist eine wendungsreiche, unterhaltsame Geschichte, die „Pommes Essen“ als sympathischer Kinder- und Familienfilm erzählt – und zwar nach einer Originalgeschichte, was angesichts der sonst üblichen Flut von Kinderbuch-Adaptionen und massenkompatiblen „Brandings“ ausgesprochen bemerkenswert ist. Vor dem realen Hintergrund einer entindustrialisierten Region und des Kampfs um die wirtschaftliche Existenz geht es dabei vorrangig um die Sorgen und Nöte, Wünsche und Hoffnung der drei sympathischen Mädchen, um Lügen und Aufrichtigkeit, Freundschaft und Solidarität. Ihrem unterschiedlichen Alter und ihrem jeweiligen Temperament entsprechend, behaupten sie sich im Alltag mit den ihnen gegebenen Mitteln, gehen Kompromisse ein und wachsen an ihren mitunter nicht leichten Aufgaben. Besonders Patty geht dabei durch ein kleines Tal der Tränen, während die sanftere Selma oft vermitteln muss und Lilo als die Kleinste im Trio nassforsch und unbekümmert für Stimmung und gute Laune sorgt. In schönen, ruhigen Bildern entwickelt sich die Geschichte, ohne angesichts der vielen Wendungen in allzu große Hektik zu verfallen; sie bleibt eher bescheiden und sucht stets die Nähe zu den jungen Protagonistinnen. Manche inszenatorische Holprigkeit ist recht deutlich dem eher begrenzten Budget geschuldet, wobei aber auch hier das Herzblut zu erkennen ist, das in den Film gesteckt wurde: Liebevoll werden manche Szenenübergänge mit kurzen, bunt und fröhlich animierten Tricksequenzen gestaltet, und wenn Opa Frey auf alten Fotos stumm das abenteuerliche Geschehen kommentiert, gibt es immer wieder ein spielerisch hübsches Detail zu entdecken.
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