Dokumentarfilm über eine Widerstandsbewegung von Kleinbauern in Paraguay, die sich gegen den Einsatz von Pestiziden beim benachbarten Soja-Anbau wehren, der ihre Felder unfruchtbar macht, da das Gift alle Pflanzen außer dem Soja abtötet. Dramaturgisch folgt er der Eskalation des sich zuspitzenden und schließlich bewaffnet geführten Konflikts zwischen Kleinbauern und Soja-Produzenten und macht regionale wie auch globale Hintergründe deutlich, die für die Krise verantwortlich sind. Dabei überzeugt nicht nur die vielstimmige Ausleuchtung des Themas, sondern auch die originelle filmsprachliche Aufarbeitung.
- Ab 12.
Raising Resistance
Dokumentarfilm | Deutschland/Schweiz 2011 | 85 Minuten
Regie: Bettina Borgfeld
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- RAISING RESISTANCE
- Produktionsland
- Deutschland/Schweiz
- Produktionsjahr
- 2011
- Produktionsfirma
- Dreamer Joint Venture/Pandora/Maximage/SRG SSR idée suisse
- Regie
- Bettina Borgfeld · David Bernet
- Buch
- Bettina Borgfeld · David Bernet · Christin Stoltz
- Kamera
- Marcus Winterbauer · Börres Weiffenbach
- Musik
- Ali N. Askin
- Schnitt
- Inge Schneider
- Länge
- 85 Minuten
- Kinostart
- 03.05.2012
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Für Geronimo und seine Familie ist Gesundheit eine Frage der Windrichtung: Bei ungünstiger Witterung wehen Wolken von Pestiziden über die Felder des Kleinbauern aus Paraguay, mit denen seine Nachbarn ihre Pflanzen bestäuben. Dabei handelt es sich um speziell entwickelte Gifte, die alle anderen Pflanzen – außer Soja – absterben lassen. Geronimo aber baut alles Mögliche an, nur kein Soja. Doch nun reicht es ihm. Gemeinsam mit anderen Campesinos hat sich der Bauer zum Widerstand gegen die übermächtigen Soja-Unternehmer entschlossen. Der Dokumentarfilm folgt dem Prozess der Revolte über mehrere Monate und hat mit dem ebenso entschlossenen wie sanftmütigen Geronimo so etwas wie einen Sympathieträger gefunden. Man ist dabei, wenn die Kleinbauern mögliche Widerstandsformen diskutieren, Traktoren beim Ausbringen der Pestizide stoppen und schließlich ein Zeltdorf auf einem Soja-Feld errichten, um die Aussaat zu verhindern. Die bald erscheinenden Polizisten zeigen zwar Verständnis, verweisen jedoch auf die Gesetzeslage, nach der die Aktion nun mal Landfriedensbruch ist. Bei aller Sympathie für die Campesinos lässt der unkommentierte Film immer wieder auch Soja-Produzenten – viele von ihnen sind brasilianische Einwanderer – zu Wort kommen. Darunter Großgrundbesitzer, die für die Nöte der Protestierenden im Vertrauen auf Politik und Polizei allenfalls Schulterzucken übrig haben, aber auch kleinere Anbauer der weltweit begehrten Bohne, denen der Ruin droht, wenn sie ihr Saatgut wegen der Zeltdorfs nicht bald auf den Acker bringen können.
Die Dramaturgie des Films folgt weitgehend der wachsenden Eskalation des Konflikts, in dem bald die Vertreter beider Seiten bewaffnet sind. Ihren Höhepunkt findet die Entwicklung in einer Demonstration in der Hauptstadt Asunción, die von der Polizei gewaltsam beendet wird. Die meiste Zeit bleibt die Kamera nah an ihren Protagonisten in der Region, nur zwischendurch kommen mittelbar Beteiligte wie etwa ein Biochemiker zu Wort, der die Vorzüge der Bohne rühmt und erklärt, sie brauche „nur etwas Hilfe“ bei ihrer Entwicklung. Womit er schlicht „Pestizide“ meint. Der globale Hintergrund des Soja-Booms sowie des lokalen Konflikts wird in Form von Schrifttafeln mit Fakten oder in einem kurzen Exkurs mit zwei Investment-Bankern verdeutlicht, bei dem klar wird, dass vor allem der gestiegene Fleischkonsum in der westlichen und zunehmend auch in der asiatischen Welt für die Nöte südamerikanischer Kleinbauern verantwortlich ist. Der Konflikt ist nicht eben neu, und „Raising Resistance“ ist auch nicht der erste Film, der sich dieses Themas annimmt. So untersucht die Dokumentation „Kahlschlag“ (fd 40 953) dasselbe Phänomen in Brasilien. Was „Raising Resistance“ von Bettina Borgfeld und David Bernet jedoch von vielen anderen engagierten Projekten unterscheidet, ist das Bemühen, auf dezidiert filmische Elemente wie originelle Kamerapositionen und bildgewaltige Einstellungen zu setzen.
Kommentar verfassen