Alles Koscher!

Komödie | Großbritannien 2010 | 105 Minuten

Regie: Josh Appignanesi

Um dem strenggläubigen muslimischen Schwiegervater seines Sohns zu gefallen, müht sich ein liberaler Londoner Moslem mit pakistanischen Wurzeln, binnen Kurzem im Koran kundig zu werden. Als sich herausstellt, dass er selbst das leibliche Kind jüdischer Eltern ist, gibt es ein großes Durcheinander. Die Clash-of-Culture-Komödie geht erfrischend respektlos mit Hardlinern aus Judentum und Islam um und plädiert für religiöse Toleranz, leidet aber an den Schwächen der unglaubwürdigen Handlung. Trotz einiger guter Pointen eher eine Klamotte ohne erzählerischen Atem. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE INFIDEL
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Met Film/Slingshot Prod.
Regie
Josh Appignanesi
Buch
David Baddiel
Kamera
Natasha Braier
Musik
Erran Baron Cohen
Schnitt
Kim Gaster
Darsteller
Omid Djalili (Mahmud Nasir) · Richard Schiff (Lenny Goldberg) · Archie Panjabi (Saamiya Nasir) · Mina Anwar (Muna) · Igal Naor (Arshad El-Masri)
Länge
105 Minuten
Kinostart
30.06.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Senator/Universum (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Senator/Universum (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Mahmud Masir ist mit sich und der Welt im Reinen. Mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern lebt der Moslem mit pakistanischen Wurzeln in London, arbeitet bei einem Taxi-Unternehmen und genießt ansonsten das Leben. Wobei ihm seine Religion nicht sonderlich in die Quere kommt. Zwar besucht er hin und wieder die Moschee und hält sich mit seiner Esslust während des Ramadan ein wenig zurück, letztlich aber pflegt er zu den Geboten des Islam ein eher pragmatisches Verhältnis. Dass sein Sohn Rashid demnächst seine Freundin Uzma heiraten möchte, deren Stiefvater ein fundamentalistischer Prediger ist, bereitet ihm kein Kopfzerbrechen: Beim Familientreffen wird Mahmut eben den strenggläubigen Moslem spielen. Doch dann macht er eine Entdeckung, die sein Leben auf den Kopf stellt: Als er die Papiere seiner jüngst verstorbenen Mutter ordnet, findet Mahmud seine Geburtsurkunde, aus der hervorgeht, dass er als Baby adoptiert wurde. Aber es kommt noch dicker: Von der Behörde erfährt er, dass sein Geburtsname Solly Shimshillewitz lautet, was ihn als Sohn jüdischer Eltern ausweist. Mit der Contenance des Familienvaters ist es fortan vorbei. Aber warum eigentlich? Denn so, wie Mahmud bis dahin eingeführt wurde, hätte er über diese Entdeckung auch einfach herzlich lachen und ein Bier trinken können. Stattdessen wird er in einen Zwei-Fronten-Kampf geschickt. Zum einen gilt es, den Koran zu büffeln, um sich für den Besuch des künftigen Schwiegervaters seines Sohns zu wappnen, zum anderen muss er Nachhilfe in Sachen Judentum nehmen, weil er entdeckt, dass sein vermeintlicher leiblicher Vater im Krankenhaus liegt, zu dem ein gestrenger Rabbi vor der Tür nur Zutritt gewähren will, so sich der Besucher als gläubiger Jude ausweisen kann. „Alles koscher!“ ist eine Clash-of-Culture-Comedy, die zwar erfrischend respektlos mit Hardlinern aus Judentum und Islam umgeht, aber zunehmend unter den Schwächen des haarsträubend konstruierten Plots leidet. Die Geschichte ist erkennbar dem Hauptdarsteller und britischen Comedy-Star Omid Djalili auf den Leib geschrieben, der sich grimassierend durch das turbulente Geschehen kämpft. An seiner Seite vermag allenfalls Richard Schiff als lässig-zynischer Taxifahrer Lenny zu überzeugen, von dem sich Mahmud in jüdische Sitten und Gebräuche einweisen lässt. Dabei fallen immer wieder gelungene Sequenzen und gute Pointen ab, doch über die Gesamtstrecke verkommt das Ganze zunehmend zur Sketchparade, die hier und da auch vor den Grenzen zur Klamotte nicht halt macht. Der Showdown, der immerhin mit einem guten Schluss-Gag aufwartet, liefert den wenig überraschenden Aufruf zu einem toleranteren Miteinander. Dass zwischendurch irgendwann mal der Name Hanif Kureishi fällt, macht allenfalls deutlich, wie weit dieser Film von den meisterhaften Komödien nach dessen Büchern („Mein wunderbarer Waschsalon“, fd 25 795; „Sammy & Rosie tun es“, fd 26 937) entfernt ist. „Alles koscher!“ geht nach einer temporeichen und witzigen Exposition just in dem Moment die Luft aus, in dem die eigentliche Geschichte beginnt.
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