Der Traum lebt mein Leben zu Ende
Dokumentarfilm | Deutschland 2010 | 90 Minuten
Regie: Katharina Schubert
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- Filmproduktion Dietrich Schubert
- Regie
- Katharina Schubert
- Buch
- Katharina Schubert
- Kamera
- Dietrich Schubert · Wilfried Kaute
- Musik
- Wolfgang Hamm
- Schnitt
- Dietrich Schubert · Stefan Schuster
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- 12.05.2011
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb
Sie gilt als eine der profiliertesten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Doch obwohl sie praktisch seit ihrer Jugend Gedichte schrieb, wurde Rose Ausländer erst in ihren letzten Lebensjahrzehnten die gebührende literarische Anerkennung zuteil. 1901 in der damals österreichischen Stadt Czernowitz geboren, floh sie mit ihren Eltern während des Ersten Weltkriegs erst nach Budapest und später nach Wien, kehrte vorübergehend in ihre Heimatstadt zurück und wanderte 1921 in die USA aus. 1939 folgte die Rückkehr ins inzwischen sowjetische Czernowitz, wo sie zunächst als vermeintliche US-Spionin vom Geheimdienst NKWD verhaftet wurde und nach dem Überfall der Wehrmacht als Jüdin im Ghetto der Stadt dem Holocaust nur knapp entkam. Anschließend zog es Rose Ausländer wieder nach New York, bis sie 1965 schließlich Düsseldorf zur letzten Station ihres bewegten Lebens erkor, das 1988 endete. Katharina Schubert zeichnet in ihrem Dokumentarfilm die Stationen dieser bemerkenswerten Dichter-Biografie mehr oder minder chronologisch nach. Wobei zunächst erstaunt, dass es von der Dichterin, die schließlich in ihren letzten 20 Jahren zahlreiche Preise erhalten hat und auch bei öffentlichen Lesungen aufgetreten ist, bis auf eine kurze Interview-Sequenz offenbar keinerlei Bewegtbilder gibt. So bleiben Schubert als Dokumente in erster Linie Audio-Dokumente von Rose Ausländer, seien es Hörfunk-Einspielungen oder sonstige Mitschnitte, in denen sie entweder ihre Gedichte rezitiert oder über ihre Arbeitsweise spricht. Dazu kommen zeitgenössische und aktuelle Bilder ihrer Lebensstationen Czernowitz, New York und Düsseldorf. In ihrer heute zur Ukraine gehörenden Heimatstadt betätigt sich der einheimische Literaturwissenschaftler und Übersetzer Peter Rychlo als eine Art Fremdenführer, führt zu den ehemaligen Wohnungen der Dichterin und erläutert die wechselvolle Geschichte der Stadt. Als zweiter Zeitzeuge tritt der deutsche Verleger Helmut Braun auf, der nicht nur durch seine Editionen großen Anteil am späten Ruhm Rose Ausländers hatte, sondern überdies bis zu ihrem Tod einer ihrer wenigen Freunde war. Seine plastischen Schilderungen vermitteln (neben eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotos) einen sinnfälligen Eindruck, wie die Dichterin ihr letztes, ungemein produktives Jahrzehnt im Bett ihres Zimmers in einem jüdischen Altenheim in Düsseldorf verbrachte. Aktuelle Bilder des Heims, Kamerablicke in lange Flure und auf regungslos vor sich hinblickende Bewohner bilden dabei einen starken Kontrast zu den O-Tönen aus dem Off der bis zu ihrem Ende geistig ungemein vitalen Rose Ausländer. Ansonsten bemüht sich der Film, dem Mangel an bewegten Originalbildern mit langen, ruhigen Einstellungen der verschiedenen Schauplätze der Biografie der Dichterin beizukommen. Die sind zwar ästhetisch anspruchsvoll, bewegen sich jedoch durchweg im Konventionellen. Wenn von Deportation die Rede ist, sieht man Gleise mit Eisenbahnwaggons oder zur Rezitation eines Winter-Gedichts blickt die Kamera auf verschneite Landschaften. Hier wäre etwas mehr Mut zu Überraschendem, Unkonventionellem durchaus wünschenswert gewesen.