Ein Mädchen zieht nach der Trennung der Eltern mit der Mutter aufs Land. Um bei den abweisenden neuen Klassenkameradinnen zu punkten, meldet es sich bei einem Pferderennen an, obwohl es gar nicht reiten kann. Mit Hilfe eines Nachbarjungen und eines Pferdes will es innerhalb von vier Wochen alles Nötige lernen, muss aber auch den Widerstand der Eltern beseitigen. Sensibler, ruhiger Kinderfilm, der das Genre "Pferdefilm" nutzt, um einen glaubwürdigen Reifungsprozess seiner Protagonistin umzusetzen, die lernen muss, trotz ihrer Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung zu sich selbst zu stehen.
- Ab 8.
Ein Pferd für Klara
Kinderfilm | Schweden 2010 | 84 Minuten
Regie: Alexander Moberg
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Filmdaten
- Originaltitel
- KLARA
- Produktionsland
- Schweden
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- 2000 Bilder/Sonetfilm/Cineprod./Jorming Film/Kung Alxander Moberg/The Chimney Pot/ORD & Slikt.
- Regie
- Alexander Moberg
- Buch
- Alexander Moberg · Petra Norman
- Kamera
- Ragna Jorming
- Musik
- Niklas Rundquist
- Schnitt
- Mattias Morheden
- Darsteller
- Rebecca Plymholt (Klara) · Joel Lützow (Jonte) · Regina Lund (Nita, Klaras Mutter) · Kjell Bergqvist (Rolf, Klaras Mutter) · Ebba Ribbing (Lotta)
- Länge
- 84 Minuten
- Kinostart
- 19.05.2011
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 8.
- Genre
- Kinderfilm | Tierfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Man muss nicht unbedingt zwischen acht und 14 Jahre alt, ein Mädchen und enthusiastische „Wendy“-Leserin sein, um „Ein Pferd für Klara“ zu mögen. Der Film von Petra Norman (Buch) und Alexander Moberg (Regie) stellt zwar mit der Titelheldin Klara eine junge Pferdenärrin ins Zentrum, deren Zimmer großflächig mit Pferde-Bettwäsche, -Postern und -Porzellanfiguren dekoriert ist, konzentriert sich ansonsten aber nicht auf Kitsch und Kult um die großen Vierbeiner, sondern auf eine sensibel entwickelte Coming-of-Age-Geschichte. Ähnlich wie in „Ein Pferd für Winky“ (fd 37 983) ist das Reittier hier ein „Transportmittel“, das die jungen Zuschauer bei ihren Träumen abholt, um sie einfühlsam in ein durchaus realistisches Konfliktfeld hinein zu tragen. Klara muss nicht nur innerhalb kürzester Zeit lernen, sich auf einem Pferderücken zu halten, sondern an mehreren Fronten gleichzeitig um ihr inneres Gleichgewicht ringen. Denn dieses wird nicht nur durch Pubertätserfahrungen (erste Liebe!), sondern auch durch andere schmerzhafte Veränderungen gestört. Klaras Eltern haben sich getrennt; der Vater lebt nun mit seiner neuen Freundin und einem gemeinsamen Baby zusammen; die Mutter, eine Reporterin, zieht mit dem Mädchen in ein Häuschen auf dem Land, umgeben von Wald, Wiesen und Feldern. Weniger idyllisch als diese Umgebung ist Klaras erster Tag an der neuen Schule: Die meisten Klassenkameraden lassen „die Neue“ links liegen oder behandeln sie mit offener Herablassung. Um Anerkennung bei den Mädchen zu finden, die fast alle reiten, lässt sich Klara zu einem verwegenen Schritt verleiten: Sie meldet sich bei einem Galopprennen an – dabei mag Klara Pferde zwar, hat aber noch nie auf einem gesessen. Ihr bleibt ein Monat, um sich die nötigen Fähigkeiten anzueignen und den Widerstand ihrer Eltern, vor allem des Vaters, zu überwinden. Hilfe findet sie beim Nachbarsjungen Jonte, der auch ein Außenseiter ist und Klara als einziger wirklich versteht. Und bei Star, dem Pferd eines Bauern, der den wenig ansehnlichen Gaul am liebsten verkaufen würde. Bei Klara und Jonte entpuppt sich das missachtete Tier aber als schneller Renner, mit dem das Mädchen durchaus eine Chance haben könnte.
Die Dramaturgie dieser ruhig erzählten Geschichte folgt nicht dem klassischen Sportfilm-Muster, dessen Spannungsaufbau konsequent auf den Wettkampf als Höhepunkt zusteuert, sondern stellt sich in den Dienst einer glaubwürdigen Darstellung der jungen Heldin und des Lernprozesses, den sie im Lauf des Films mit seinen vielfältigen Herausforderungen durchmacht – und zu dem gehört es, ein Gefühl für die richtigen Prioritäten zu entwickeln. Ob Klara bei dem Turnier siegt oder nicht, ist deswegen sowohl für die Figuren als auch die Zuschauer gar nicht so wichtig; stattdessen geht es um ganz andere Fragen: Traut Klara sich, zu dem zu stehen, was sie wirklich will und was ihr wichtig ist, oder passt sie sich in ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit und Anerkennung an die Erwartungen von Klassenkameradinnen, Vater und Mutter an? Kommen Klara und ihre Eltern mit der neuen Lebenssituation zurecht, ohne weitere Gräben zwischen sich aufzureißen? Wie entwickelt sich die aufkeimende Neigung zwischen Klara und Jonte? Die Figuren, mit denen Klara dabei interagiert, sind im Gegensatz etwa zu „Hände weg von Mississippi“ (fd 38 075) weniger schräg überzeichnete Typen als vielmehr realistisch angelegte Charaktere. So gelingt ein Film, der zwar durchaus die Erwartungen eines „Pferdefilms“ erfüllt, indem er in sommerlich-schöner Landschaft die Magie der Beziehung zwischen Mädchen und Pferd herbei zitiert, der aber auch darüber hinaus geht: indem er seine Heldin mit Problemen und Nöten Heranwachsender konfrontiert, die sich nicht auf den Rücken des Pferdes abladen lassen, sondern denen sich Klara mutig selbst stellen muss.
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