Douglas Is Cancelled
Komödie | Großbritannien 2024 | 165 Minuten (4 Folgen)
Regie: Ben Palmer
Filmdaten
- Originaltitel
- DOUGLAS IS CANCELLED
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Hartswood Films
- Regie
- Ben Palmer
- Buch
- Steven Moffat
- Kamera
- Nick Martin
- Schnitt
- Simon Reglar · Mark Henson
- Darsteller
- Hugh Bonneville (Douglas Bellowes) · Karen Gillan (Madeline) · Alex Kingston (Sheila Bellowes) · Ben Miles (Toby) · Madeleine Power (Claudia)
- Länge
- 165 Minuten (4 Folgen)
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie | Satire | Serie
- Externe Links
- IMDb | JustWatch
Die Karriere eines gediegenen Nachrichtenmoderators und Familienvaters gerät ins Wanken, als die Behauptung in den sozialen Medien die Runde macht, er habe bei einer Hochzeitsfeier einen frauenfeindlichen Witz erzählt. Eine satirische Serie von Steven Moffat
Douglas Bellowes (Hugh Bonneville) ist der Anchorman einer reichweitenstarken Sendung; er bekleidet diese prekär-prominente Position, die das angloamerikanische Nachrichtenfernsehen als ihr Spezifikum hervorgebracht hat, sehr erfolgreich seit Jahrzehnten für das Format „Live at Six News“. Noch immer selbst verwundert über die Bedeutung seiner Person in und für die Öffentlichkeit, wird ihm von einem Insider beschieden, dass schließlich er es sei, von dem die Menschen da draußen alles zuerst erführen, das Gute wie das Schlechte, jede königliche Geburt, jeden wüsten Tod eines Rockstars – ohne ihn gebe es eigentlich gar keine Realität.
Der gediegene Nachrichtenmann gerät in Verruf
Nun ist Douglas in die Jahre gekommen, um die sechzig mittlerweile, ergraut, und ein leichter Bauchansatz unter den Kaschmirpullovern ist nicht mehr zu kaschieren. Nach außen, zu Fans und Kollegen, tritt er etwas zu pompös-salbungsvoll auf, innerhalb seiner Familie hingegen eher milde-resignierend zwischen seiner stets aufbrausend-ungeduldigen Ehefrau Sheila (Alex Kingston), einer toughen Printjournalistin der berüchtigten Yellow Press, und seiner woken, aktivistischen Tochter Claudia (Madeleine Power). („Haben wir sie an einen Kult verloren, oder geht sie bloß zur Uni?“)
Douglas ist zwar seit Jahren das Gesicht von „Live at Six News“, doch er hat natürlich eine Kollegin, Madeline Crow (Karen Gillan), an der Seite. Mit der deutlich Jüngeren kooperiert er offenbar gut. Douglas ist ein Teamplayer, kein Narzisst. Auch hat er sich den allgegenwärtigen, radikalen Zynismus seines tagesjournalistischen Gewerbes nicht in gleichem Maße zu eigen gemacht wie so viele beim Sender, darunter besonders der bestürzend unwitzige Gagschreiber Morgan (Nick Mohammed) sowie sein Produzent, formal sein Chef, Toby (Ben Miles). Trotzdem ist er es, der alsbald am öffentlichen Pranger landen wird. In den sozialen Medien wird ruchbar, dass Bellowes angeblich bei einer Party in angetrunkenem Zustand einen frauenfeindlichen Witz erzählt habe. Ist der solide Nachrichtenmann etwa ein Sexist? Douglas nimmt die Affäre zunächst nicht allzu ernst, muss aber bald erfahren, dass sie andere dafür umso ernster nehmen. Schließlich gerät seine Position im Sender massiv ins Wanken.
Latent toxische Arbeitsverhältnisse
Die Serie führt die latent toxischen Arbeitsverhältnisse in einer vielfach unter Druck geratenen Branche vor, dominiert von alternden weißen Männern, die die mittlerweile durchaus diversen Teams motivieren sollen, dies jedoch immer noch in einem Stil und Gebaren versuchen, der allenfalls in der „Mad Men“-Ära noch gepflegt werden durfte. Dabei sind die Serienmacher so fair, auch Frauen in Führungspositionen nicht zu schonen, denn Sheila als Chefredakteurin ist ebenfalls eine traurige Meisterin verbaler Gewalt. Kommunikation gelingt so gut wie nie in jenem Geschäft mit Wort und Bild. Kein Wunder eigentlich, dass sich derlei Verhältnisse über kurz oder lang krisenhaft entladen müssen.
Die dramaturgisch teilweise clever konzipierte Serie enthüllt ihre wahre Raison d'Être wie nach dem Prinzip russischer Puppen erst spät, in ihrer dritten Episode: Wir erfahren, dass die wirklichen Antagonisten in jenem todernsten Spiel um persönliche Grenzen und professionelle Wertschätzung in der Arbeitswelt tatsächlich Toby und Madeline sind; die Affäre um Douglas ist eine Art Kollateralschaden. Weite Teile von Folge 3 sind ein intensives, streckenweise geradezu körperlich beklemmendes Kammerspiel, das die Mechanismen eines über Jahrzehnte ausgereiften Systems à la Weinstein in extenso vorführt – so ausführlich allerdings, dass dadurch die Balance der gesamten Serie ein wenig ins Wanken gerät und das ohnehin schmale restliche Figurenarsenal allzu sehr marginalisiert zu werden droht. Alles, was folgt, nimmt seinen Ausgang von dem hier enthüllten, belasteten Beginn einer Karriere im Nachrichtengewerbe – das hier gezeigt wird als fundamental verunsichert über seine eigene Bedeutung in Zeiten eines laienhaften und skandallüsternen Individualjournalismus via Smartphonekamera und Social Media.
Für ein wenig Comic Relief sorgt einzig die randständigste Person im Ensemble, Chauffeur Tom (Joe Wilkinson). Er hat Ambitionen als Drehbuchautor und Showrunner und vertraut stets abends auf seiner letzten Fahrt einem altmodischen Diktiergerät seine Geistesblitze an – spontane Ideen zu Sujets, Figuren, Plot Twists. Man könnte den Eindruck gewinnen, er sei der „Master Mind“ auch hinter der hier erzählten Geschichte, schließlich gönnt sie ihm das letzte Wort: Eine „sex comedy“ könne er sich vorstellen, die …