Dokumentarfilm | Deutschland 2010 | 102 Minuten

Regie: Reinhard Radke

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
intervista digital media/Studio Hamburg DocLights
Regie
Reinhard Radke
Buch
Reinhard Radke
Kamera
Reinhard Radke
Musik
Martin Lingnau · Ingmar Süberkrüb
Schnitt
Klaus Müller
Länge
102 Minuten
Kinostart
03.02.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Dokumentarfilm | Tierfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Erhältlich als DVD, 2D BD und 3D BD (inkl. 2D in einer Verpackung).

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 1.85:1, dts-HD dt.)
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Diskussion
Die Serengeti ist nicht tot – zum Glück! Nicht zuletzt dank des Lebenswerks des Frankfurter Zoodirektors Bernhard Grzimek, das 1959 mit seinem „Oscar“-gekrönten Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ (fd 8270) den Anfang nahm, ist die Savanne im Norden Tansanias auch 2010 noch ein weitgehend intakter Nationalpark – und Weltnaturerbe der UNESCO. Was selbstredend nicht bedeutet, dieses einzigartige Naturreservat nicht immer wieder von Naturfilmern begutachten zu lassen. In den 1960er-Jahren kam Grzimek für seine Fernsehreihe „Ein Platz für Tiere“ selbst oft hier her und berichtete über die eindrucksvollen und seinerzeit noch wenig erforschten Wanderungen der großen Herden quer durch den Nationalpark; wobei jene der Gnus mit etwa 700.000 Tieren schon damals die imposanteste war. Regisseur Reinhard Radke zählt in seiner Naturdokumentation „Serengeti“ 50 Jahre später 1,3 Millionen dieser Antilopen-Art. Während Radke Ende der 1990er-Jahre fürs Fernsehen Raubtiere wie Löwen, Hyänen und Geparden in den Fokus seiner Betrachtungen rückte, stehen nun die Wanderungen der „Opfer“ im Mittelpunkt. In erster Linie sind des die Gnus, die den Raubtieren während der Regenzeit einen gedeckten Tisch bescheren; ihre Abwanderung mit Beginn der Trockenzeit beschert den ortsgebundenen Raubtieren eine weitgehend leere Savanne und bringt sie damit an den Rand des Hungertods. Was die weite, beschwerliche Reise der Gnus motiviert, bleibt zunächst im Diffusen. Radke und sein Erzähler Hardy Krüger jr. setzen auf die überwältigende Kraft der Natur, die sich einmal mehr in bemerkenswerten (Zeitlupen-)Aufnahmen zu Land und aus der Luft offenbart. Hunderttausende Gnus machen sich, wie von Geisterhand geleitet, auf den Weg von der südöstlichen Serengeti in die Masai-Mara-Ebene in Südkenia. Auf dem Hinweg und, wenn die Regenzeit beginnt, auch auf dem Rückweg stellt sich ihnen dabei ein lebensgefährliches Hindernis in den Weg: der reißende Mara-Fluss, der sich tief in den roten Lehmboden der Savanne eingegraben hat und mit den steilen, nahezu uferlosen Abhängen kaum Raum für eine Überquerung bietet. Unzählige Tiere stürzen sich während der Wanderung in den Fluss, ohne zu wissen, ob sie auf der anderen Seite die Fluten auch wieder verlassen können. Hunderte Jung- und Elterntiere ertrinken – oder werden Opfer der im Fluss lauernden Krokodile. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass dieser Überlebenskampf im Zentrum von Radkes Betrachtungen steht. Kleine Dramen der großen Wanderung, wie etwa die Suche eines Gnu-Kalbs nach seiner Mutter an den unübersichtlichen Morast-Ufern der wenigen Wasserlöcher, verleihen der großen, anonymen Wanderung ihre innere Dramaturgie. Dabei meidet der Regisseur, der auch die eindrucksvolle Kamera führte, allzu explizite Bilder von Tod und Leiden. Doch Radke hat keine possierlichen Bären, putzigen Pinguine oder unterhaltsame Erdmännchen zu bieten, sondern nur grobschlächtige Gnus (die auf dem Kinoplakat irreführenderweise keine Rolle spielen), deren Physiognomie eher an Futtervieh als an faszinierende Exoten erinnert. Dennoch gelingt den Machern, trotz einiger Längen, ein eindrücklicher und – dank des Off-Kommentars – durchaus informativer Naturfilm, der die Zusammenhänge zwischen Nährstoffen und Wanderzyklen aufzeigt oder die Wichtigkeit der bedrohlichen Vulkanaktivitäten am Rande des Ngorongoro-Kraters konstatiert. Auch angesichts der in Szene gesetzten Fülle an unberührter Natur sind die Gefahren, die der Serengeti drohen, nur allzu präsent. So steht auch hier am Ende die Einsicht, dass es trotz aller natürlichen Gewalten weiterhin am Menschen liegt, ob dieses Paradies vor dem Untergang bewahrt bleibt.
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