Dokumentation über Menschen, die sich angeblich nur von Licht ernähren und keine weiteren Nahrungsmittel zu sich nehmen. Der Film hinterfragt die These der "Lichtnahrung" nicht, sondern gibt in der Wahl der Gesprächspartner den Esoterikern deutlich den Vorzug vor skeptischen Geistern. Eine ärgerliche, weil potenziell gefährliche Werbung für eine umstrittene, wissenschaftlich nicht belegte "alternative" Lebenspraxis, die bisweilen immerhin unfreiwillig komisch wirkt.
- Ab 16 möglich.
Am Anfang war das Licht
Dokumentarfilm | Österreich 2010 | 94 Minuten
Regie: P.A. Straubinger
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Filmdaten
- Originaltitel
- AM ANFANG WAR DAS LICHT
- Produktionsland
- Österreich
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- Allegro Film
- Regie
- P.A. Straubinger
- Buch
- P.A. Straubinger
- Kamera
- Dani Purer · Birgit Gudjonsdottir · P.A. Straubinger
- Schnitt
- Michael Hudecek
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- 28.10.2010
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16 möglich.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Ohne Licht kein Leben, kein Wachstum, keine menschliche Existenz. Auf diesen Minimalkonsens werden sich alle Zuschauer des Films „Am Anfang war das Licht“ einigen können. Das Thema „Lichtnahrung“ wird darin sonnensatt und federleicht eingeführt: Die fliegende Kamera schlingt Wolken und Berge in sich hinein, dazu erklingt ätherische Streichermusik. Ein passender Klangteppich für den Schweizer Mystiker Niklaus von Flüe (1417-1487), der als Beispiel angeführt wird: Er soll in seinen letzten 19 Jahren kaum mehr zu sich genommen haben als Quellwasser. Ein Wunder! Nun ist das Wunderbare zwar ein beliebter, ja essenzieller Kinostoff – im Erzählkino. Dokumentationen bleibt dieser Weg per Definitionem verwehrt; ihnen geht es um Tatsachen. Ein gewissenhafter Dokumentarist sollte sich seinem Stoff nicht ohne Skepsis und Zweifel im Gepäck nähern. P.A. Straubinger, Absolvent der Filmakademie Wien und Ex-Filmkritiker, hat sich indes im Lauf seiner Recherche von diesem „Handwerkszeug“ verabschiedet. Mit seinem Film stellt er die Behauptung auf, es gebe Menschen, die ohne feste und flüssige Nahrung überleben können – jahrzehntelang. Dies präsentiert der Film nicht als These, für die Indizien gesammelt würden; es ist schlicht seine Prämisse. Straubinger verschleiert das allerdings; anfangs tritt er selbst in der Rolle des kritischen Rechercheurs in Sachen „Lichtnahrung“ auf. Auch interviewt er Wissenschaftler, die ihre Skepsis äußern. Allerdings fällt die Gewichtung deutlich zugunsten der Erleuchteten und Esoteriker aus.
Zu Wort kommt eine einschüchternde Anzahl von „Lichtessern“ aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Die pausbäckige Russin Zinaida Baranova gibt an, seit dem Jahr 2000 nichts mehr gegessen und getrunken zu haben. Andere nehmen nach eigenem Bekunden immerhin Wasser zu sich, wie der österreichische Bachblüten-Öhi Walter „Omsa“ Rohrmoser, der deutsche Mediziner Michael Werner oder die chinesische Hellseherin Tian Ying. Sie steht im Park, formt die Hände zur Schale und nimmt einen kräftigen Schluck Sonne. Perfekt choreographiert, ein Werbeclip. Die australische Auflagenkönigin Ellen Greve darf ihren 21-tägigen „Lichtnahrungsprozess“ erklären, durch den bereits Menschen zu Tode gekommen sind. Für Risiken und Nebenwirkungen hat Greve ebenso Beschwichtigungen parat wie für den Umstand, dass sie selbst beim Essen beobachtet wurde. Inzwischen propagiert sie „Sanfte Wege zur Lichtnahrung“ und räumt ein, dass „der Prozess nicht bei jedem“ klappe. Das ist auch der Tenor des Films, denn sonst würde sich für die österreichische Produktion vor allem die Staatsanwaltschaft interessieren. So oder so wird man das flaue Gefühl nicht los, der Film könnte Magersüchtige in ihrem Zwang bestärken.
In seinem Film versammelt Straubinger zahlreiche „Gewährsleute“ der Lichtnahrung, wie etwa den indischen Yogi Prahlad Jani, der seit seinem siebten Lebensjahr keine Nahrung mehr zu sich genommen haben will und von drei Göttinnen mit überirdischem Nektar genährt werde. Unabhängige Fachleute haben dies nie bestätigt, was Straubinger jedoch unterschlägt. Die Indische Rationalisten-Vereinigung hat Jani als „Dorfscharlatan“ bezeichnet. Darüber könnte sich der Guru sogar noch freuen, denn Scharlatane, Esoteriker und andere Nebelwerfer stehen hoch im Kurs. Zumindest in Kulturkreisen, in denen man sich Energiepyramiden, Reinkarnationstherapien und Lichtnährergruppen leisten kann, während anderswo Menschen an Hunger sterben. „Am Anfang war das Licht“ ist kein Film, der das Spirituelle, den Glauben feiert, Dinge also, deren Existenz man nicht beweisen muss. Vielmehr wird krampfhaft versucht, das Geheimnisvolle mittels pseudowissenschaftlicher Erklärungen zum „alternativen“ Weltbild hochzurechnen. In einem Epilog driftet Straubinger vom Lichtnahrungs-Thema ab, lauscht den umstrittenen Thesen zweier Quantenphysiker und plaudert mit Dean Radin, einem der letzten Mohikaner der US-Parapsychologie. Radin hat schließlich die Lacher auf seiner Seite, wenn er behauptet, dass tibetische Mönche Schokolade per Meditation „aufladen“ können, sodass sich die gehobene Stimmung auf den Süßwarenkonsumenten überträgt. Das ist statistisch belegt, weiß Radin. Immerhin beruhigend, dass hier noch feste Nahrung im Spiel ist.
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