Bösewichter mit Pistolen, die Angst und Schrecken verbreiten, und ein einzelner, mutiger Mann, der sich todesverachtend zwischen die Schurken und eine bedrohte Schöne wirft: So sieht der Tagtraum aus, in dem sich der stille, unauffällige Museumswärter Roger zum heroischen Retter mausert, versunken in den Anblick jener Frau, die ihm so viel bedeutet. Dass diese nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern nur aus Farbe und Pinselstrichen auf einer Leinwand existiert, spielt keine Rolle: Das einsame Mädchen am Meer wurde im 19. Jahrhundert von einem französischen Maler so eindrücklich verewigt, dass sein melancholisch-sehnsuchtsvoller Blick noch in der Gegenwart das Herz des gestandenen Mannes erschüttern kann. Leider ist es mit Rettungsträumen aber bald nicht mehr getan: Der neue Geschäftsführer des Museums hat genug von der alten Ausstellung und will sie als Dauerleihgabe an ein Museum in Kopenhagen verschachern, im Tausch gegen skandinavische Avantgarde. Für Roger ist die Trennung von seinem Lieblingsgemälde schlicht inakzeptabel. Was tun? Die Idee, den Lebensabend in Dänemark zu verbringen, treibt ihm seine resolute Ehefrau, die von Florida träumt, schnell aus. Glücklicherweise steht Roger mit seinem Problem nicht allein da. In den ebenfalls nicht mehr ganz jungen Kollegen Charles und George findet er Leidensgenossen, die für ein gemaltes Mädchen, das Katzen füttert, bzw. für einen nackten Krieger in Bronze ebenfalls bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen. So schmiedet das kunstliebende Trio einen verwegenen Plan: Sie wollen die begehrten Objekte gegen Fälschung austauschen.
Das Pfund, mit dem diese stimmige kleine Gaunerkomödie wuchert, sind ihre Hauptdarsteller: Sympathischere Kunsträuber hat man seit Peter O’Toole und Audrey Hepburn in „Wie klaut man eine Million“
(fd 14 307) nicht mehr gesehen – wobei das kapriziöse Pariser Bohème-Milieu, in dem William Wylers Genreklassiker spielt, für die kleinbürgerlichen Helden von „Bruchreif“ höchstens ein Wunschbild ist, dem Roger nachhängt, wenn er zu Hause seine Kunstbildbände studiert. Elegant verbindet das Drehbuch die Lust am (nicht ganz so cleveren) Coup mit liebevoll-satirischen Charakterzeichnungen. Zu Christopher Walken als hinreißend schüchternem, unterschwellig aber leidenschaftlichen Liebhaber gesellen sich Morgan Freeman und William H. Macy als kauzige Sonderlinge, für die Kunst so etwas wie der lebensnotwendige Sonnenschein ist: als Fenster in eine Welt jenseits des Alltäglichen, als Ausdruck und Spiegel von etwas, was sie in sich fühlen, das aber nur in der Kunst ein Ventil findet. Beim Versuch, sich „ihre“ Kunstwerke unter den Nagel zu reißen, finden sie schließlich etwas, nach dem sie gar nicht gesucht haben: eine wunderbare Freundschaft.