Ein lebensmüder Auftragskiller verliebt sich in eine introvertierte Frau, die sich erst unlängst von ihrem gewalttätigen Mann getrennt hat und nach Chicago gezogen ist. Das Regiedebüt des Schauspielers Michael Keaton ist ein atmosphärisch dichter, unspektakulär erzählter Film, der seine einsamen Protagonisten mit großer Einfühlsamkeit porträtiert und nebenbei darüber reflektiert, welches Maß an Aufrichtigkeit der Wahrheit zuträglich ist.
- Ab 16.
The Merry Gentleman
Drama | USA 2008 | 93 Minuten
Regie: Michael Keaton
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE MERRY GENTLEMAN
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Jackson Income Fund/Merry Gentleman/South Water
- Regie
- Michael Keaton
- Buch
- Ron Lazzeretti
- Kamera
- Chris Seager
- Musik
- Jon Sadoff · Ed Shearmur
- Schnitt
- Grant Myers · Howard E. Smith
- Darsteller
- Michael Keaton (Frank Logan) · Kelly MacDonald (Kate Frazier) · Tom Bastounes (Dave Murcheson) · Sean Fortunato (Ted) · Bobby Cannavale (Michael)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
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- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Auftragsmörder sind einsame Menschen. Sie meiden das öffentliche Leben, damit ihnen niemand auf die Spur kommt. Deshalb sind introvertierte Personen für diesen Job am besten geeignet. Sie existieren ganz für sich, meist in einer minimalistischen, funktionalen Behausung. Andere haben eine Tarnung, führen ein zweites, normales Leben. Welche Wahl sie auch treffen, glücklich sind sie selten. Folgt man dieser Beschreibung, besitzt auch Batman Merkmale des Killers. Michael Keaton spielte diese Rolle wie kein zweiter, indem er ihr durch den Widerstreit der einen Identität als Superheld mit der anderen des in der Öffentlichkeit stehenden smarten, aber zurückgezogen lebenden Superreichen Bruce Wayne psychologische Tiefe verlieh. Nun spielt er erneut einen Killer. Doch von einem Superhelden fehlt jede Spur. Keaton geht in seiner ersten Regiearbeit andere Wege. Frank Logan, dessen richtigen Namen man nie erfährt, ist ein einsamer, kranker und suizidaler Killer. Seine Tarnung ist die Arbeit als Schneider in einer Herrenboutique. Unmittelbar nach einem Killerjob will er sich von einem Gebäude stürzen, als ihn eine Frau, die ihm kurz zuvor noch beim Blick durchs Zielfernrohr aufgefallen war, auf dem Dach sieht, laut schreit, woraufhin er ausrutscht und nach hinten fällt. Seine Lebensretterin, Kate, entpuppt sich als junge Frau, die gerade erst in die Stadt gekommen ist, nachdem sie sich von ihrem gewalttätig gewordenen Mann getrennt hat. Ihr blaues Auge durchzieht die erste Hälfte des Films als ins tragische Gegenteil verkehrter „running gag“. Logan begegnet seiner Retterin wieder, sie freunden sich an und kommen einander näher. Seine wahre Identität verrät er nicht – wobei sich die Frage stellt, welche seiner Identitäten überhaupt die wahre ist. Zwei introvertierte Menschen haben sich gefunden, wie Kate es sinngemäß im Krankenhaus ausdrückt, wo Logan eine Lungenentzündung auskuriert. Ebenfalls an Kate interessiert ist der geschiedene Detective Murcheson. Er ermittelt in dem Mordfall, den Logan zu verantworten hat, und macht Kate Avancen. Dann taucht Kates Ex-Mann auf. Um Kate zu helfen, wird Logan erneut – diesmal unbeauftragt – zum Killer. Und Murcheson glaubt, nun den Täter zu kennen.
„The Merry Gentleman“ ist atmosphärisch dicht, unspektakulär und mit großer Einfühlsamkeit erzählt; die Figuren werden subtil charakterisiert. Die einen sind ganz aufrichtig, die anderen haben etwas zu verbergen, machen von der Notlüge Gebrauch, um nicht zu viel von sich preiszugeben. So belügt der füllige Detective Kate, wenn er ihr „absolutely honest“ beteuert, weder zu rauchen noch zu trinken; der Killer verschweigt Kate seine tödliche Profession, und Kate gibt gleich mehrere Ursachen für ihr blaues Auge an. Doch ist die Not, die aus der Lüge spricht, bei ihr am ehesten nachzuvollziehen. So ist Kate fast zu sympathisch gezeichnet, von Kelly MacDonald anziehend und mit dem Herzen am rechten Fleck verkörpert. Wie im Film mehrmals betont wird, fällt sie vor allem durch ihren reizenden schottischen Akzent auf. Deshalb ist auch die englische Originalfassung auf der DVD anzuraten.
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